Was wird aus General Electric?
13. November 2017Im August hatte John Flannery seinen neuen Job übernommen, vor wenigen Wochen hat er eine erste Bilanz gezogen: Die Geschäftszahlen seien "fürchterlich" und "inakzeptabel", sagte Flannery bei der Vorstellung der Ergebnisse für das gerade vergangene Quartal.
Die guten Teile des GE-Geschäfts würden durch andere ausgebremst, die "Investitionen und Management-Ressourcen schlucken ohne Aussicht auf substanziellen Gewinn", sagte Flannery damals. Welche Konzernteile abgetrennt werden sollten, sagte er nicht. Das dürfte er jetzt nachholen.
Die Gerüchte schießen jedenfalls ins Kraut. Es soll um Geschäftsanteile mit einem Gesamtwert von 20 Milliarden Dollar gehen, von denen der Konzern sich trennen müsse, heißt es. Der Industriegigant – wichtigster Konkurrent des deutschen Siemenskonzern – ist 125 Jahre alt und baut mit 295.000 Beschäftigten weltweit alles mögliche von Glühbirnen über Turbinen, Lokomotiven, Medizintechnik bis hin zu Kraftwerken.
Abstieg zum Prügelknaben
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters plant GE inzwischen, sich von seinen Sparten Verkehr und Healthcare-IT zu trennen. Angeblich steht auch die Flugzeugleasingsparte zum Verkauf. Erwogen werde ein Komplett- oder Teilverkauf der Tochter GE Capital Aviation Service. Schon vorher gingen mehrere Traditionssparten wie die Hausgeräte verloren.
Flannerys Vorgänger an der Spitze von GE, Jeff Immelt, prägte 16 Jahre lang die Geschicke des Konzerns, und General Electric hat sich inzwischen zum Prügelknaben der Wallstreet entwickel: Im US-Leitindex Dow Jones Industrial Average ist GE mit Kursverlusten von rund 37 Prozent der mit Abstand größte Verlierer im bisherigen Jahresverlauf. Kommt es ganz bitter, dann könnte der Traditionskonzern nach 110 Jahren aus dem Index fliegen. Damit würde Finanzgeschichte geschrieben: GE zählte zu den Gründungsmitgliedern, als der Dow 1896 an den Start ging, und ist seit 1907 ununterbrochen dabei.
Die Ratingagenturen Fitch und Standard & Poor's (S&P) drohten denn auch jüngst mit Abstufungen der Kreditnote, die GE mit höheren Finanzierungskosten bezahlen könnte. Zum Symbol für Verschwendung und Missmanagement wurde kürzlich ein leeres Ersatzflugzeug, das Ex-Chef Immelt dem "Wall Street Journal" zufolge zusätzlich zum Firmenjet zu Geschäftsreisen mitnahm.
ar/iw (rtr, dpa)