Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!
Regen prägt den diesjährigen Sommer. Während wir uns mit Schirmen bewaffnen, sind die Tiere der Nässe ausgesetzt. Manche aber haben clevere Tricks auf Lager! Also: Wer ist Gewinner - und wer Verlierer des Regenwetters?
Schleimige Angelegenheit
Hat es geregnet, kommen sie in Scharen: Weinbergschnecken und Nacktschnecken bevölkern plötzlich Gehwege und Gemüsebeete, vor allem Kohl und Salat. Die allgegenwärtige Nässe nach einem Regenguss schützt die Weichtiere vor dem Austrocknen, während der trockenen Zeit verkriechen sie sich in dichtem Gebüsch. Dass Schnecken zu den Gewinnern des Regenwetters zählen, mag nicht jedem Bauern schmecken.
Der rätselhafte Regenwurm
Der Regenwurm gibt der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Ob er eher Gewinner oder Verlierer ist, ist nämlich trotz seines Namens nicht eindeutig geklärt. Klar ist, dass die Tiere bei Regen an die Oberfläche kommen. Die wahrscheinlichste Theorie: Regenwürmer nehmen das Prasseln der Regentropfen mit ihren feinen Borsten wahr und nutzen die Gelegenheit für eine Dosis Feuchtigkeit.
Ein Plagegeist im Aufwind
Wer ist diesen Sommer nicht schon Opfer von Stechmücken geworden? Schwüle Hitze begünstigt die Vermehrung der Plagegeister. Aber müssten Regentropfen - die meist größer als die Mücke selbst sind - das Insekt nicht erschlagen? Leider nein: Dicke Tropfen schieben Druckwellen vor sich her, die die Mücke erfassen und beiseite schieben. Nur bei Nieselregen gibt es für Mücken einen Grund zur Flucht.
Nesthäkchen in Gefahr
In Europa wird gerne die Legende vom Storch erzählt, der die Babys bringt. Dass dieses Jahr viele Störche in Niedersachsen ihre eigenen Küken aus dem Nest werfen mussten, passt da so gar nicht ins Bild. Der Hauptgrund: Häufiger Starkregen ließ die jungen Störche auskühlen. Außerdem verhinderten zum Teil Plastikteile, dass das Wasser aus den Nestern ablief.
Ein Wolf im trickreichen Pelz
Für Wölfe gab es zuletzt gute Nachrichten: Sie haben sich mittlerweile wieder in Deutschlands Wäldern angesiedelt. Das einst neben dem Menschen am weitesten verbreitete Säugetier der Welt schützt sich mit interessanten Tricks gegen Nässe: Fett in seinem Fell verhindert, dass das Regenwasser bis auf die Haut durchdringt. Beim Schwimmen entstehen außerdem Luftpolster zwischen den Haaren.
Saugnäpfe ohne Saugkräfte
Die Haftkraft seiner Füße ist legendär: Der Gecko kann selbst die glattesten Glaswände empor klettern. Ist es besonders nass, geht die Haftwirkung jedoch teilweise verloren. Forscher fanden heraus, dass bei Regen ein Wasserfilm die feinen Hafthärchen an den Füßen daran hindert, nah genug an die Oberfläche heranzukommen. Nicht gerade von Vorteil in der Heimat des Geckos, den regenreichen Tropen.
Klein, aber oho
Ameisen sind bekannt dafür Dinge zu tragen, die deutlich schwerer sind als sie selbst. Da verwundert es nicht, dass die Ameise sich nicht von Regentropfen aus der Bahn werfen lässt. Selbst dann nicht, wenn sie kopfüber Wände hinunterklettert. Verspüren Ameisen einen Schubs, verdoppeln sie die Kontaktfläche ihrer Kontakthaare innerhalb weniger Millisekunden - ein bemerkenswerter Schutzmechanismus.
Ich hab den Regen zum Fressen gern
Was macht eine Pflanze zwischen all den Tieren? Richtig, sie frisst sie. Die fleischfressende Kannenpflanze aus Borneo frühstückt vielleicht keinen Wolf, aber Ameisen stehen ganz oben auf ihrem Speiseplan. Befeuchtet der Regen den Rand ihres Blattkelchs, rutscht die Beute weg und gelangt so in die Verdauungsflüssigkeit auf dem Boden des Kelchs - ziemlich raffiniert.
Mein Feind der Starkregen
Solche raffinierten Tricks kann der Wanderfalke nicht vorweisen. Er gehört zwar zu den am weitesten verbreiteten Vogelarten der Welt, doch Forscher fanden heraus, dass die durch den Klimawandel häufiger vorkommenden starken Regenfälle die Sterblichkeit junger Falken in der kanadischen Arktis erhöhen. So war Starkregen für ein Drittel der beobachteten Todesfälle direkt verantwortlich.