Washington klagt gegen Einreise-Bann
30. Januar 2017Washington klagt als erster amerikanischer Bundesstaat gegen das vom US-Präsidenten verhängte Einreiseverbot für Flüchtlinge sowie Bürger aus sieben vorwiegend muslimischen Staaten. Der Generalstaatsanwalt des nördlichen Westküstenstaates, Bob Ferguson, erklärte, wenn das Verfahren vor dem Bundesgericht in Seattle mit einem Sieg enden sollte, werde Trumps Erlass im gesamten Land zu Fall gebracht. Die Klage richte sich gegen Trump, das Heimatschutzministerium und mehrere hochrangige Mitarbeiter der Regierung.
Das Dekret des US-Präsidenten verstoße gegen in der Verfassung verankerte Grundrechte: "Niemand steht über dem Gesetz - nicht einmal der Präsident", betonte Ferguson. Durch den Erlass werden nach seinen Worten Familien in Washington auseinander gerissen und die Interessen der ansässigen Bürger und Firmen verletzt. "Im Gerichtssaal ist es nicht die lauteste Stimme, die sich durchsetzt, es ist die Verfassung", unterstrich der demokratische Politiker. In einer Erklärung hieß es ergänzend, Unternehmen wie Amazon und Expedia unterstützten die Klage.
US-Diplomaten protestieren auch
Kritische Töne zu Trumps Dekret kommen auch aus dem US-Außenministerium. Diplomaten unterzeichneten eine offizielle Protestnote. Ein Ministeriumssprecher teilte mit, man habe hierfür einen internen Kommunikationskanal des State Department benutzt. Laut Medienberichten sollen sich mehrere Dutzend Mitarbeiter dem Protest angeschlossen haben.
Das Schreiben wurde nicht veröffentlicht, im Internet kursiert aber ein Entwurf. Darin heißt es, eine Politik, "die mehr als 200 Millionen legitimen Reisenden die Tür verschließt", werde ihr Ziel verfehlen, das Land sicherer zu machen. Auch laufe diese Politik "den amerikanischen Werten der Nicht-Diskriminierung, der Fairness und des warmen Willkommens für ausländische Besucher sowie Einwanderer entgegen".
Die Spitze des Außenministeriums ist derzeit unbesetzt, da der von Trump als Ressortchef nominierte Ex-ExxonMobil-Vorsitzende Rex Tillerson bislang vom Senat noch nicht bestätigt wurde.
Obama sieht fundamentale Werte der Demokratie verletzt
Zehn Tage nach seinem Ausscheiden meldet sich auch Trumps Vorgänger Barack Obama in der politischen Debatte zurück. Es gehe dem Ex-Präsidenten ans Herz, wie viele Menschen sich derzeit bei Demonstrationen und in Sozialen Netzwerken für politische Werte, Demokratie und den Schutz der Verfassung engagierten, erklärte Obamas Sprecher Kevin Lewis. Obama sei grundsätzlich gegen jede Diskriminierung von Menschen "aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Religion" fuhr er fort, ohne Trump direkt zu erwähnen. Bei seiner Abschiedspressekonferenz hatte der Ex-Präsident darauf verwiesen, dass er sich nur in das Tagesgeschäft einmischen wolle, wenn er fundamentale Werte der US-Demokratie verletzt sehe.
se/wa (afp, ap, dpa, rtr, kna)