Waslat Hasrat-Nazimi: PREMIEREforyou
23. Juni 2016Thema der ersten Sendung, ausgestrahlt als bilingualer Live-Stream, auf Deutsch und Dari, auf Facebook und WDRforyou.de: Hat sich die gefährliche Flucht gelohnt? Vier Geflüchtete aus Afghanistan und Iran sprachen in der 50-minütigen Talkshow über ihre persönlichen Erfahrungen in Deutschland. Zudem gab es eine Live-Schalte über Skype mit einem afghanischen Rückkehrer, der über seine Entscheidung, Deutschland zu verlassen, berichtete. „Die Atmosphäre im digitalen Wohnzimmer des WDR in Köln war entspannt. Man hat sich gegenseitig Ratschläge gegeben und einander zugehört“, erzählt Hasrat-Nazimi.
Das Sendeformat ist neues Terrain für WDR und DW und bietet zugleich neue Möglichkeiten. „Eine normale Fernsehsendung wäre so kaum möglich gewesen. Das war beinahe eine ‚Guerilla-Aktion‘ – wir haben vor etwa drei Wochen mit der Planung begonnen“, sagt Hasrat-Nazimi mit einem Schmunzeln. „Es gab anfangs kleinere technische Schwierigkeiten, aber ich bin sehr zufrieden mit der ersten Sendung.“ Bereits am Abend der Ausstrahlung schalteten sich knapp 170.000 Zuschauer in die deutsche Ausgabe von TALKforyou ein.
Hasrat-Nazimi versteht es als ihre Aufgabe, „mit klarer Haltung Brücken zu schlagen“. Die Moderatorin kann sich noch gut an ihre eigene Flucht erinnern. Auch wenn Hasrat-Nazimi erst vier Jahre alt war, als ihre Familie aus Afghanistan nach Deutschland floh, weiß sie, wie schwer die Flucht war – und die ersten Jahre in der neuen Heimat. „Durch meine eigene Geschichte habe ich einen anderen Bezug zu den Flüchtlingen. Ich bin in Afghanistan geboren und in Deutschland sozialisiert worden. Daher kann ich mich in beide Gruppen hineinversetzen – in die Deutschen, die vielleicht Angst haben vor dem Flüchtlingsstrom, und in die Flüchtlinge, die sich ein besseres Leben wünschen“, erklärt die 28-jährige DW-Moderatorin. „Die Talkshowteilnehmer haben sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht in Deutschland, alle waren sich jedoch einig: Man braucht Geduld.“
Geduld – das brauchen sicher auch die Macher der Sendung, nicht zuletzt die Moderatorin. TALKforyou ist eine Innovation, die braucht Mut. Eine der Herausforderungen der ersten Ausgabe lag für Hasrat-Nazimi darin, die Dolmetscher, die die komplette Sendung über aktiv waren, auszublenden. „Sie saßen nur ein paar Meter hinter mir. Ich konnte mich kaum auf meine eigenen Worte konzentrieren, aber nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt.“
Mögliches Thema der zweiten Ausgabe von TALKforyou, die im Juli produziert werden soll: Helfer in Flüchtlingsheimen und ihre Geschichten. „Für die erste Sendung haben wir viel positives Feedback von unseren Usern erhalten. Wir freuen uns, die nächste Sendung noch besser zu machen“, so Hasrat-Nazimi.