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WAZ-Gruppe verlässt Serbien

24. Juni 2010

Die WAZ-Mediengruppe will sich nach fast zehn Jahren vom serbischen Markt zurückziehen, weil es Probleme bei der Übernahme einer Boulevard-Zeitung gab. Anlass für harsche Kritik nicht nur aus der Politik.

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Außenansicht des Sitzes der WAZ-Mediengruppe in Essen (Foto: dpa)
Rückzug nach fast zehn JahrenBild: picture-alliance/dpa

Das Essener Medienhaus hatte Mitte Juni angekündigt, sich nach fast zehn Jahren aus Serbien zurückzuziehen, weil es durch Korruption und Nationalismus am Erwerb des Boulevardblatts "Vecernje Novosti" gehindert werde. Der WAZ gehören bereits zur Hälfte die renommierte Belgrader Zeitung "Politika". Zudem besitzt die WAZ-Gruppe die Kioskkette "Stampa" und die Mehrheit der Zeitung "Dnevnik" in Novi Sad.

Hardliner Dinkic?

Porträt von Serbiens Finanzminister Mladjan Dinkic (Foto: AP)
Minister Dinkic sorgt für AufsehenBild: AP

Serbiens Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic hat hart auf die Entscheidung des Essener Medienkonzerns WAZ reagiert, sich aus Serbien zurückziehen zu wollen. Wenn es wahr sei, dass die WAZ-Gruppe nach dieser Ankündigung über die Hintertür die Belgrader Boulevard-Zeitung "Vecernje Novosti" kaufen wolle, müsse ihnen eine Rückkehr auf den serbischen Markt untersagt werden, sagte Dinkic eben dieser Zeitung. Er kündigte an, dass er sich an entsprechender Stelle für ein Verbot einsetzen werde. Auslöser für seine Warnung war, dass die WAZ-Mediengruppe im Zuge ihres Rückzugs aus Serbien die "Ardos Holding" aus Salzburg übernommen hat, die 25 Prozent der Anteile von "Vecernje Novosti" hält. Über zwei weitere Holdings, die die WAZ-Gruppe auch übernehmen will und die ebenfalls Anteilseigner an Ardos sind, würde der Essener Konzern mit 62 Prozent der Aktien zum Mehrheitsaktionär des serbischen Blattes.

Vorwürfe zurückgewiesen

Die Rechtsanwälte der Ardos Holding behaupten, die WAZ-Gruppe habe diese Firma unrechtmäßig und betrügerisch übernommen. Dies dementierte Peter Lange, Mitglied der Geschäftsleitung der WAZ-Mediengruppe und Beauftragter für Serbien. "Wir haben eine klare juristische Situation. Bereits im Jahre 2008 wurden für diese Übernahme, die wir jetzt vollzogen haben, Übertragungsurkunden angefertigt und hinterlegt. Es gab lediglich eine einzige aufschiebende Bedingung, und das war die bislang nicht vorliegende Kartellfreigabe für "Vecernje Novosti'", sagte Lange der Deutschen Welle. Mit der Übernahme der drei Gesellschaften wolle die WAZ-Gruppe ihre wirtschaftlichen und finanziellen Rechte absichern, für die sie bereits vor Jahren einen guten Preis gezahlt habe. Danach könne der eigentliche Verkauf der Anteile an der Boulevard-Zeitung von statten gehen.

Umstrittene Geschäftspolitik

Zeitungsstand mit lauter Zeitungen und Zeitschriften in Belgrad, Serbien (Foto: DW)
Presselandschaft in Serbien bald ohne deutsche BeteiligungBild: DW

Nach serbischen Medienberichten sollen umstrittene serbische Unternehmer von den Deutschen hohe Provisionen und Beteiligungen verlangt haben, wenn sie den Kauf von "Vecernje Novosti" zulassen. Dies werfe die Frage auf, warum sich der deutsche Medienkonzern auf solche Mittelsmänner eingelassen habe. Ferner wird die WAZ wegen ihrer Geschäftspolitik kritisiert. In Bulgarien - so die Berichte in den serbischen Medien - gelte die Gruppe mit ihrem hohen Marktanteil bereits als Monopolist. Der WAZ wird im Fall Serbiens vorgeworfen, das Kartellrecht mit dem Kauf von "Ardos" umgehen zu wollen. Serbische Fachleute sagen hingegen, der indirekte Kauf der Aktien von "Vecernje Novosti" sei rechtens. Denn wenn sich das Kartellamt in Serbien einen Monat nach der Antragstellung auf Aktienübernahme nicht melde, könne der Antragsteller von einer stillschweigenden Übereinkunft ausgehen, berichten die Belgrader Medien weiter.

WAZ will ihr Geld

"Den Wunsch des Ministers Dinkic, dass wir als Investoren das Land verlassen, wollen wir gerne erfüllen", sagte WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach. "Wir sind entschlossen zu gehen, aber wir werden uns nicht ausrauben lassen", kündigte er an. Sein Unternehmen hat in Serbien 120 Millionen Euro investiert, die es zum Teil wieder zurückbekommen will. Dennoch bleibe sein Interesse an Serbien weiter bestehen, sagte Hombach der Deutschen Welle. "Ich habe den dringenden Wunsch mein Werben für Investitionen in Serbien, für den Aufbau in Serbien, für die EU-Integration fortsetzen zu können", sagte Hombach versöhnlich. Ihm war von serbischen Medien vorgeworfen worden, er würde der serbischen Wirtschaft schaden, weil er deutschen Unternehmen von Investition in Serbien abrate.

Autorinnen: Selma Filipovic / Mirjana Dikic

Redaktion: Mareike Röwekamp