Junot Díaz tritt vom Pulitzer-Vorsitz zurück
12. Mai 2018Erneut trifft die #MeToo-Debatte die Welt der Bücher. Nach dem Skandal um sexuelle Übergriffe im Umfeld der Schwedischen Akademie wurde gerade erst die Vergabe des Nobelpreis für Literatur für 2018 ausgesetzt. Nun gibt es erneut einen Vorfall, der eine andere Literaturinstitution betrifft. Der 49-jährige Autor und Pulitzer-Preisträger Junot Díaz hat nach Belästigungsvorwürfen seinen Vorsitz bei dem Pulitzer-Preis-Verband abgegeben. Die Organisation hatte nach eigenen Angaben eine Untersuchung eingeleitet. Drei Frauen hätten Vorwürfe gegen den US-Schriftsteller erhoben, wie das Branchenportal "Deadline.com" berichtete.
Die Autorin Zinzi Clemmons war bei einem Schriftstellerkongress in Sydney vors Mikrophon getreten und beschuldigte Junot Díaz, sie als 26-jährige Studentin drangsaliert und gegen ihren Willen geküsst zu haben. Auch auf Twitter wiederholte sie diese Vorwürfe.
Freiwilliger Rückzug vom Pulitzer-Gremium
Díaz habe seinen Rücktritt unterstützt, er habe seinen Posten aus eigenen Stücken niedergelegt. Dem Vorstandsgremium werde er aber weiter angehören, hieß es in einer Mitteilung. In einer Stellungnahme gegenüber der "New York Times" sagte Díaz, dass er "Verantwortung für seine Vergangenheit" übernehmen werde. Konkret äußerte er sich aber nicht zu den Vorwürfen. Er verwies auf seinen im April von dem Magazin "The New Yorker" veröffentlichten Essay, in dem er berichtete, er sei als Junge vergewaltigt worden. Dies habe zu Depressionen, Wut und Problemen in späteren Beziehungen geführt.
Der gefeierte Autor hatte für seinen Debüt-Roman "Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao" 2008 den Pulitzer-Preis erhalten. Die Preise gelten als die höchste Auszeichnung der Medienbranche. Neben journalistischen Kategorien gibt es Sparten für die Bereiche Literatur, Musik und Theater.
so/djo (dpa/Welt)