Weihnachten bringt Hochwasser in Deutschland
Von einer "Weißen Weihnacht" konnten die Deutschen in diesem Jahr nur träumen. Stattdessen gab es in einigen Regionen Starkregen und sogar Hochwasseralarm.
Wassermassen in Windehausen
Kein leise rieselnder Schnee fiel Heilig Abend aus den Wolken: Es schüttete Regen in der Gegend von Windehausen. Landunter hieß es deshalb in dem 500-Einwohner-Ort im Norden Thüringens. "So ein Bild habe ich in der 'Goldenen Aue' noch nicht gesehen", beschrieb Bürgermeister Matthias Marquardt die Lage. Das Wasser stand bis zu einem Meter hoch. Der Strom fiel aus, die Kanalisation lief über.
Aufruf zur Evakuierung
"Das ist wie eine Badewanne, die vollgelaufen ist", sagte Marquardt der Deutschen Presse-Agentur. Der Bürgermeister riet den Windehausenern dringend, ihre Häuser zu verlassen. Evakuierungsbusse standen bereit. Die meisten folgten dem Aufruf, kamen bei Familien und Freunden unter. Es habe niemand in der bereitgestellten Turnhalle im Nachbarort Heringen die Nacht verbringen müssen, so Marquardt.
Deichbrüche in Ostfriesland
Auch in Niedersachsen traten zahlreiche Flüsse über die Ufer. In Hollen, rund 90 Kilometer nördlich von Bremen, konnte ein Deich dem Druck des Hochwassers an einigen Stellen nicht mehr standhalten. Helfer bildeten am 1. Weihnachtsfeiertag eine Menschenkette, um die gefährdeten Stellen mit Sandsäcken zu flicken. Offenbar mit Erfolg, wie inzwischen gemeldet wird.
Der Strom fließt
Mehr geht nicht: Hier am Ledasperrwerk bei Leer in Niedersachsen haben die Entlastungspolder das Maximum ihrer Kapazitäten erreicht. Das Sperrwerk soll eigentlich vor Sturmfluten der Nordsee schützen. Nun kommen die Wassermassen aber aus dem Binnenland. Die Hochspannungsmasten sind aber offenbar nicht in Gefahr. Zumindest dort fließt der Strom.
Ein Schloss wird zur Wasserburg
Die Leine schlängelt sich normalerweise friedlich durch Hannover. Jetzt wurde dem Fluss in der Region um Niedersachsens Landeshauptstadt sein Bett zu eng und Schloss Marienburg ist umgeben von einer Seenlandschaft aus überfluteten Feldern. Auch Reisende bekommen die Folgen der Flut zu spüren: Zwischen Hannover und Magdeburg sind die Gleise unterspült. Wegen nötiger Umleitungen sind Züge verspätet.
Nasse Füße beim Canaletto-Blick
Auch die Elbe ist an ihrem Mittellauf über ihre Ufer getreten. In Sachsens Landeshauptstadt Dresden ist ein Weihnachspaziergang an der Uferpromenade nicht mehr möglich. Die Dresdner Altstadt - berühmt für ihren nach einem italienischen Maler benannten Canaletto-Blick - musste sogar mit mobilen Flutschutzwänden gesichert werden.
Hier geht es um die Wurst
Die historische Wurstbraterei "Wurstkuchl" steht seit mehr als 500 Jahren am sogenannten Donaustrudel von Regensburg. Etliche Fluten in Bayern hat das traditionsreiche Restaurant bereits überstanden, wie die vielen Hochwassermarken an der Hauswand eindrucksvoll belegen. Beim aktuellen Weihnachtshochwasser bleibt dank mobiler Schutzwände bislang alles trocken.
THWler als Weihnachtsmann-Vorboten
Orange Weste statt rotes Gewand: Hier sind keine Weihnachtmänner unterwegs sondern Helfer des technischen Hilfswerks (THW). Der Fluss Vils sorgt in Amberg für überschwemmte Straßen. Die Leute vom THW haben deshalb am 24. Dezember Hochstege in der ostbayerischen Stadt aufgebaut. Damit hieß es Bahn frei für den Weihnachtsmann und alle Geschenke blieben trocken.
Wenn der Wohnwagen zum Hausboot wird
Jedes Bundesland hat unterschiedliche Alarmstufen für Überschwemmungen. In Hessen gibt es drei. Hier am Pegel Bad Karlshafen am Oberlauf der Weser wurde Heilig Abend die höchste Meldestufe erreicht. Und der Wasserstand ist seitdem noch weiter gestiegen, auf 5,74 Meter am 2. Weihnachtsfeiertag. Um die 2,5 Meter sind dort normal. Nun sinkt er aber langsam wieder.
Heute keine Leerung
Auch der Rhein macht sich breit. Wer hier in Königswinter bei Bonn in Nordrhein-Westfalen gerade einen Brief abschicken will, sollte lieber noch warten - oder gleich eine Flaschenpost ins Wasser werfen. Das funktioniert aber nur bei Adressen flussabwärts. Aber die Deutsche Welle am gegenüberliegenden Rheinufer könnte man so anschreiben.
Der Kölner Dom scheint fast im Wasser zu stehen
Auf mehr als acht Meter stieg der Rhein in Köln am zweiten Weihnachtsfeiertag. Das ist für Kölner Verhältnisse nicht ungewöhnlich. Für die Schifffahrt wird der Fluss hier erst ab 8,30 Meter gesperrt. Und ein Pegel von 9,60 Metern gilt sogar als häufiges Hochwasserereignis. Angesichts der Wetterberuhigung bis zum Wochenende rechnen die Behörden nach Weihnachten wieder mit sinkenden Wasserständen.
Ein Pegelhäuschen als Wellenbrecher
Überall in Nordrhein-Westfalen zeigen Flüsse, dass sie bei Hochwasser nur schwer zu bändigen sind. Die Ruhr hat bei Essen an Heiligabend einfach mal das Pegelhäuschen umspült. Wie gut, dass es an der Hauswand noch eine zusätzliche Messlatte gibt, die man vom trockenen Ufer aus ablesen kann. 3,7 Meter werden angezeigt. Inzwischen ist auch hier der Pegelstand ganz leicht gefallen.
Swimming Pool
Dieses Schwimmbecken scheint fast in der Ruhr zu schweben. Das Wort Swimmingpool bekommt einen ganz neuen Sinn. Doch auch hier in Essen gilt: Die Freibadsaison in Deutschland ist längst zu Ende. Man müsste eh mit dem Schlauchboot vorfahren und einen Platz fürs Badelaken würde man auch nicht finden.
Mein lieber Schwan!
Wenigstens ein paar Bewohner Deutschlands dürften ihre Freude an der verregneten Weihnacht haben. Das Revier dieses Schwans im Ruhrtal bei Witten hat sich in kürzester Zeit vervielfacht. Etwas weiter flussaufwärts in Herdecke dagegen dürften Zugausfälle wegen unterspülter Gleise bei Reisenden für das Gegenteil von Freude gesorgt haben.