Weihnachtsbaum: Pflanzen statt kaufen
21. Dezember 2018Wenn es nach dem Bergwaldprojekt ginge, sollten wir alle lieber Weihnachtsbäume anstelle von Geschenken kaufen. Nicht aber fürs eigene Wohnzimmer, sondern für den Wald. Der Vereinsetzt sich für den Schutz, die Erhaltung und die Pflege des Waldes ein.
Immerhin werden in Deutschland pro Jahr 27 Millionen Bäume gefällt, um als geschmückte Tannenbäume zu enden – und die müssen erst mal wachsen. Fünf bis zehn Jahre ist ein Baum alt – je nach gewünschter Größe – bis er gefällt, in Netze gesteckt und schließlich mit Kugeln und Lametta behängt wird.
Und dann, wenn die Weihnachtszeit vorbei ist, landen die meisten stolzen Weihnachtsbäume auf Mülldeponien – und emittieren klimaschädlichen Kohlenstoff, anstatt ihn zu binden. Eigentlich leisten Bäume nämlich einen beträchtlichen Beitrag zum Klimaschutz, indem sie Kohlenstoff aufnehmen und der Atmosphäre damit CO2 (Kohlendioxid) entziehen.
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Alternativlos?
Doch ob ein Plastikbaum deshalb die bessere Wahl ist? Nicht wirklich. Ob echt oder künstlich – beide Versionen hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck.
Denn im Gegensatz zu den bestenfalls lokal gepflanzten Weihnachtsbäumen, wird die Kunststoffvariante aus der ganzen Welt importiert, wodurch zusätzliche Emissionen durch den Transport entstehen. Außerdem sind die Bäume aus PVC (Polyvinylchlorid) und PU (Polyurethane) am Ende nur schwer recycelbar. Doch mittlerweile gibt es noch weitaus mehr Alternativen, zum Beispiel Upcycling-Bäume aus alten Hölzern, Paletten und Co. Doch die sind nicht jedermanns Geschmack.
Das Bergwaldprojekt hat sich deshalb einen Kompromiss überlegt, wie einerseits keiner auf die Weihnachtsbaum-Tradition verzichten muss, der gefällte Baum andererseits aber ein Stück weit kompensiert werden kann: Baum nehmen und dafür einen neuen pflanzen.
Mit der "Weihnachtsbäume für den Wald"-Aktion übernimmt das Bergwaldprojekt für 17 Euro das Pflanzen eines Weihnachtsbaumes – und sorgt lebenslang für die Pflege.
"Mit unserer Baumspende machen Sie Familie, Freunden oder Kollegen ein besonderes Weihnachtsgeschenk, das keine weiteren Ressourcen verbraucht, sondern dem Wald zugute kommt", verspricht die Waldschutzorganisation.
Schlechte Ernte
In dieser Saison geraten selbst die Betreiber von Weihnachtsbaumplantagen nach einem heißen und trockenen Sommer in die Bredouille, den Bedarf zu decken. Die Plantagenwälder passen sich nur schwer an die trockenen Böden und den Mangel an Niederschlägen an.
"In vielen Regionen in Deutschland fehlt nach wie vor ausreichender Niederschlag. Mancherorts hat es zwischen April und Oktober fast nicht geregnet", schreibt der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger zur Saison 2018 auf seiner Website. "Die Böden sind dort extrem trocken."
Einzig die Nordmanntanne, deren natürlicher Lebensraum der Kaukasus ist, kommt mit der Trockenheit gut klar. Sie gilt gleichzeitig auch als eine der beliebtesten Weihnachtsbaum-Arten in Deutschland.
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Das Bergwaldprojekt möchte jedoch auch lokalen Arten eine Chance geben und setzt auf stabile, ökologische Mischwälder. Da Monokulturwälder weniger anpassungsfähig an jährliche Temperaturanstiege und anhaltende Dürreperioden seien – insbesondere die flachwurzelnde Fichte, die die Weihnachtsbaumplantagen dominiert.
Mehr Vielfalt!
"Das Bergwaldprojekt pflanzt einheimische Bäume in verschiedenen Gebieten in ganz Deutschland", sagt Peter Naumann, Förster beim Bergwaldprojekt.
"Meistens pflanzen wir die Bäume in den Mittelgebirgen – Silbertannen, Rotbuchen, Eichen und Hainbuchen – aber auch seltenere Laubbäume, die sich für trockene und warme Gebiete eignen, wie Ebereschen, Walnussbäume oder Spitzahorn."
Die Widerstandsfähigkeit von Mischwäldern bestätigt auch ein Bericht des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig. Demnach seien Mischwälder klimaresistenter und hätten damit die besten Überlebenschancen in einer sich erwärmenden Welt. Monokulturen seien indes anfälliger gegenüber Klimaschwankungen oder Unwettern. Und sie haben viele weitere Nachteile.
In Plantagen gezogene Bäume haben es schwer, sich gegen rivalisierendes Gewächs durchzusetzen. Förster setzen daher oft Pestizide, wie Glyphosat, ein. In natürlichen Wäldern mit großer biologischer Vielfalt, hingegen kommen die Förster ohne solche Eingriffe aus, sagt Naumann. "Die Produktion von Weihnachtsbäumen aus Plantagen ist nicht nachhaltig, weil dort keine einheimischen Arten gepflanzt werden, die eine wichtige Rolle für Lebensräume oder Unkrautbekämpfung spielen könnten", sagt er.
Wissen, worauf es ankommt
Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger betont jedoch, dass seine Mitglieder möglichst wenig chemische Herbizide einsetzen. Stattdessen kämen immer häufiger Shropshire-Schafe zum Einsatz, die einen großen Teil des Unkrauts auf den Plantagen fressen. Inzwischen entstehe durch die lange Produktionsdauer von neun bis zehn Jahren eine Art Ökosystem für viele Lebewesen und Pflanzen, heißt es auf der Website des Verbandes.
Während die Weihnachtsbaumproduzenten behaupten, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln minimal ist, betont Naumann, dass die Monokultur dennoch kein nachhaltiges Waldmodell für die jährlich rund 30 Millionen gefällten Bäume ist. "Die Produktion von Weihnachtsbäumen ist nur dann nachhaltig, wenn die Kunden auf Fichten, Weißtannen und Kiefern aus heimischen Wäldern zurückgreifen, weil diese Bäume im Rahmen einer naturnahen Waldbewirtschaftung gefällt werden und nicht von Plantagen kommen", sagte er.
Mit einer Weihnachtsbaum-Spende trägt man genau zu diesem ökologischen Waldumbau bei. Und wie anfangs versprochen: Auf Ihren Weihnachtsbaum im Wohnzimmer müssen Sie trotzdem nicht verzichten.