Weitere Fälle von Vogelgrippe in Europa
22. Oktober 2005In dem östlich des Urals gelegenen Dorf Sunaly sind nach Angaben des Zivilschutzes vom Samstag (22.10.2005) Tiere an der Krankheit verendet. Weder im Fall von Sunaly noch in den aus Großbritannien und Kroatien gemeldeten Fällen der Vogelkrankheit steht bisher fest, ob es sich um das auch für Menschen gefährliche Virus H5N1 handeln könnte. Diese Variante war in der 300 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Ortschaft Jandowka und im rumänischen Donaudelta nachgewiesen worden.
Freilaufverbot in vielen Ländern
In Deutschland gilt seit Samstag zum Schutz des Geflügels vor der Vogelgrippe ein Freilaufverbot für die Tiere. Auch die Schweiz kündigte jetzt eine Stallpflicht an und folgte damit dem Beispiel Deutschlands, Österreichs, Polens und der Niederlande. Auch die norwegische Regierung erließ eine Stallpflicht für Geflügel für den Süden des Landes. Das ukrainische Parlament erließ einen sechsmonatigen Importstopp, Nepal verbot die Einfuhr europäischen Geflügels.
Im russischen Ort Jandowka, wo beim Geflügel das H5N1-Virus entdeckt worden war, hatten Mitarbeiter des Katastrophenschutzes bis zum Donnerstagabend sämtliche Vögel getötet, um ein Ausbreiten der Krankheit zu verhindern. Kein Mensch sei infolge der Vogelgrippe erkrankt, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörden. Am Freitag wurde auch aus einem Dorf in der Nähe von Rostow am Don, rund 600 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt Moskau, ein verdächtiges Massensterben von Enten gemeldet.
Infizierter Papagei in Großbritannien
In Großbritannien war am Freitag bei einem importierten Papagei aus dem südamerikanischen Land Surinam Vogelgrippe entdeckt worden. Bei dem verendeten Tier wurde bisher aber nur der relativ harmlose H5-Virusstamm nachgewiesen. Als Vorsichtsmaßnahme wurden in britischen Bioquarantäne-Stationen jedoch mehr als 300 importierte Wildvögel getötet. Die staatliche Tierschutzgesellschaft Großbritanniens (RSPCA) verlangte von der EU ein Verbot sämtlicher Importe von Wildvögeln.
In Kroatien wurde Vogelgrippe bei sechs toten Schwänen 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Zagreb diagnostiziert. Die kroatischen Behörden ordneten die Schlachtung allen Geflügels im Umkreis von drei Kilometern an und verboten die Jagd auf Wildvögel. Die gesamte Region wurde isoliert.
Zoovögel werden gegen Vogelgrippe geimpft
Nach Angaben der EU-Kommission handelt es sich in Kroatien ebenso wie bei dem Papagei in Großbritannien nicht um die gefährliche Form H5N1. Für Kroatien bereitet die EU ein völliges Importverbot für Geflügel vor, das am Montag (24.10.) in Kraft treten soll.
In der gesamten EU sollen Geflügelmärkte und -ausstellungen nur noch unter strengsten Auflagen erlaubt werden, entschied die EU-Kommission. Zudem einigten sich die EU- Mitgliedstaaten darauf, Zoovögel gegen Vogelgrippe zu impfen.
Seit das H5N1-Virus 2003 in Südostasien entdeckt wurde, sind mindestens 61 Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Das Virus wird nach bisherigen Erkenntnissen nur durch direkten Kontakt mit kranken Tieren übertragen, hauptsächlich bei der Schlachtung und Verarbeitung.
Entwarnung aus Südostasien
Thailändische Behörden wirkten am Samstag Spekulationen entgegen, das Virus sei nun auch von Mensch zu Mensch weitergegeben worden. In Thailand waren ein Vater und sein siebenjähriger Sohn am H5N1-Virus erkrankt. Der Vater starb, während das Kind nach Angaben des behandelnden Arztes extrem gut auf die Medikamente ansprach. Die Behörden versicherten, beide hätten sich in der Provinz Kanchanaburi im Westen Thailands gleichzeitig durch den Kontakt mit Geflügel infiziert. Das beim Vater festgestellte Virus sei im Vergleich zu dem eines Vogelgrippe-Opfers von 2004 nicht mutiert. Daraus schlössen die Ärzte, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch weiter unmöglich sei. (kap)