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Welche Rolle spielt Teheran im Irak?

Peter Philipp24. Februar 2006

Wie die USA hat auch der Iran Interesse an einem stabilen Irak - doch das könnte sich ändern.

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Im Iran lebende Iraker verurteilen den Anschlag auf die Goldene MoscheeBild: AP
Iran Mahmud Ahmadinedschad
Mahmud AhmadinedschadBild: AP

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad und der "Oberste Führer", Ayatollah Ali Chamenei sind sich einig: Hinter dem Anschlag auf den schiitischen Askari-Schrein im irakischen Samarra im Februar könnten nur die "gescheiterten (amerikanischen) Besatzer und die Zionisten" stecken. Der Iran hat Hilfe beim Wiederaufbau der schwer beschädigten Moschee angeboten, ansonsten hält er sich - vorläufig wenigstens - noch dezent im Hintergrund. Denn bei allen Schuldzuweisungen dürfte Teheran doch auch wissen, dass die Täter im Kreis fanatischer Sunniten zu suchen sind - und dass es mehr als unklug wäre, jetzt Öl ins Feuer zu gießen: Eine weitere Eskalation der Gewalt im Irak kann nicht im Interesse Teherans sein. Erst recht kein Bürgerkrieg.

Interesse an Stabilität

Ausgangssperre im Irak
Ein irakischer Polizist überwacht in Bagdad die AusgangssperreBild: AP

Der Iran beschreitet einen schmalen Grat, wenn es um die Entwicklungen im Irak geht. Natürlich ist man beunruhigt, dass US-Truppen nun an der iranischen Westgrenze stehen. Gleichzeitig aber weiß man doch auch, dass nur durch den amerikanischen Einmarsch der in Teheran besonders verhasste Saddam Hussein gestürzt werden konnte - und dass nur durch einen Demokratisierungsprozess im Irak die dort lebende schiitische Mehrheit relativ problemlos an die Macht gebracht werden kann.

Deswegen sind die Interessen des Iran und der Vereinigten Staaten im Irak bis zu einem gewissen Punkt identisch: Man will Ruhe und Ordnung, man will neue Strukturen aufbauen - und man weiß, dass der tägliche Terror diese Entwicklung nur behindert. In Afghanistan war es ähnlich: Auch dort war beiden Staaten gleichermaßen daran gelegen, die Taliban los zu werden; beide wollen heute deren Rückkehr verhindern. Bezeichnend war vor über einem Jahr die Szene in Kabul, als der damalige iranische Präsident Chatami seinen afghanischen Kollegen Hamid Karsai besuchte und beide von US-Marines abgesichert wurden.

Steigender Einfluss

Es wäre naiv anzunehmen, dass Teheran nicht auch aktiv versuchte, die Entwicklungen in seinem Sinn zu beeinflussen. So ist der Einfluss des Iran in den schiitischen Wohngebieten des Irak drastisch angestiegen. Besonders im südirakischen Basra, das im Gegensatz zur Vergangenheit heute einer Islamisten-Hochburg ähnelt. Die dort stationierten britischen Truppen behaupten auch seit geraumer Zeit, dass bewaffnete Gruppen in der Gegend direkt aus dem Iran unterstützt würden.

Teheran hat natürlich seinen direkten Draht zu den Führern der SCIRI, einer schiitischen Organisation, die lange im Teheraner Exil saß und heute führende Kraft im schiitischen Lager ist. Aber Teheran hat seine Fühler längst auch in andere Richtungen ausgestreckt. Etwa in die des radikalen jungen Predigers Muktada Al-Sadr, den Abkömmling einer hoch verehrten Familie schiitischer Geistlicher, der es zwar theologisch zu keiner Bedeutung gebracht hat, aber schon wiederholt im Zentrum gewaltsamer Auseinandersetzungen und Angriffen auf die Amerikaner stand. Sadr wird seit einiger Zeit in Teheran mit allen Ehren empfangen.

Karte im Atom-Poker

Solch demonstrative Freundschaft zu den "Feinden der Feinde" hat allerdings sicher einen anderen Grund: Neben allem Interesse an einer Beruhigung im Irak hat Teheran natürlich längst erkannt, dass die Lage im Nachbarland eine wichtige Karte im Atom-Poker mit den USA werden könnte. Sollte Washington den Druck auf den Iran verschärfen, sollte es gar Atomanlagen im Iran angreifen, dann hätte Teheran viele Möglichkeiten, den Amerikanern und ihren Verbündeten die Besatzung im Irak noch unerträglicher zu machen als sie es jetzt schon ist.

Noch besteht dazu kein Bedarf, noch haben Iran und USA weitgehend identische Interessen im Irak. Diese Gemeinsamkeit aber könnte leicht höherrangigen Interessen geopfert werden.