Wellness- und Gesundheitsreisen in Europa

"Sanus per aquam", also "Gesund durch Wasser", rief vor etwa 2000 Jahren einer der Römer, der die Thermalquellen in Baden-Baden entdeckte. Es entstanden Soldatenbäder mit Fußbodenheizung und prunkvolle Kaiserbäder aus Marmor. Auch heute ist Baden-Baden ein berühmter Kurort. Aus 2000 Metern Tiefe kommen dort täglich mehr als 800.000 Liter Thermalwasser aus der Erde, teilweise bis 68 Grad heiß.

Heilbad sagt heute niemand mehr, geläufiger ist der Begriff "Spa", wie die gleichnamige belgische Stadt. Seine 300 Quellen verliehen dem Ort rasch eine besondere Anziehungskraft. Neben diesem Brunnen (Foto) entstanden im 18. und 19. Jahrhundert Thermengebäude, ein Kursaal und selbstverständlich auch ein Casino - Spa wurde zum Treffpunkt gekrönter Häupter Europas.

Warum in nur ein Kurbad fahren, wenn man direkt mehrere besuchen kann. Das Westböhmische Bäderdreieck, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, besteht aus den Kurorten Marienbad, Karlsbad und Franzensbad. Schon Goethe, Beethoven und Twain fuhren in die tschechischen Thermen. In Franzensbad wurde die Moorkur erfunden, die vor allem für Menschen mit Gelenkerkrankungen gut ist.

Wasser aus Vichy ist weltbekannt. Man kann, ohne zu übertreiben, sagen, es ist das Fundament der Stadt und ihre Seele. Ludwig XV. und später die Bonapartes ließen sich hier behandeln, Napoleon III. machte Vichy sogar zu seiner Sommerresidenz. Es folgten Villen, Hotels, später ein riesiges Thermalzentrum mit Trinkhalle und Wandelgang (Foto), ein Bad im orientalischen Stil und ein Opernhaus.

Zufällig stieß man in Bath im 19. Jahrhunderten bei Bauarbeiten auf die Reste eines römischen Badehauses, den Ursprüngen der Badekultur in dem englischen Kurort. Die antike Anlage wurde freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Baden kann man darin aus hygienischen Gründen nicht mehr. Dazu müssen die Besucher nach nebenan in das moderne Thermae Bath Spa, das 2005 eröffnete.

Im Höhlenpark Grabovača wurde Ende 2021 die erste Höhle für Speläotherapie in Kroatien eröffnet. Die Speläotherapie ist eine Atemtherapie in Höhlen. Die staub- und pollenfreie Luft unter der Erde sowie die niedrigen Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit sollen sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Eine Speläotherapie kann beispielsweise bei Lungen- oder Hauterkrankungen helfen.

"Fango" bedeutet "Schlamm" oder "Schmutz" auf Italienisch. Der mineralische Heilschlamm ist vulkanischen Ursprungs und wird vielseitig verwendet. Die Wärmetherapie soll die Durchblutung anregen, Schmerzen lindern und die Muskulatur entspannen. Die positiven Wirkungen, zum Beispiel bei Rückenschmerzen, sind wissenschaftlich belegt und können in den Thermen von Abano und Montegrotto erprobt werden.

Manche begeben sich auch auf spirituelle Gesundheitsreisen. So gibt es auf der Halbinsel "La Victoria" auf Mallorca angeblich besondere Kraftorte. Die Steine auf einer Lichtung in der Ebene "Las Planas" bei Alcúdia sollen sich positiv auf das Allgemeinbefinden auswirken und gegen das Böse schützen. Bewohner tragen sie deshalb nachts bei sich, wenn einer Legende nach Hexen auf Seelenfang gehen.