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Bildung

Ugandas Bildungssystem kommt an seine Grenzen

Simone Schlindwein
8. September 2017

Zu wenig Schulen, zu schlechter Unterricht: Ugandas Bildungssystem ist kaum in der Lage, Kinder für den Arbeitsmarkt fit zumachen. Die Regierung weiß das - aber Reformen kommen nur langsam in Gang.

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Uganda - Sekundarschule in Kampala: Schülerin
Bild: DW/S. Schlindwein

Der Pausenhof der City Side-Schule in einem Vorstadtbezirk von Ugandas Hauptstadt Kampala ist leer. Kein Kindergeschrei, keine Jugendlichen in den Klassenzimmern. Schuldirektor David Zzimbe hat seine 700 Schüler frühzeitig in die Ferien entlassen. Der Grund: Aus der Zeitung hat er erfahren, dass die Regierung ihr Subventionsprogramm für diese privat finanzierte Schule auslaufen lässt. Über 800 Schulen in Uganda sind davon betroffen. 700 Kinder besuchen normalerweise seine Schule - 60 Prozent von ihnen wurden bisher durch das Regierungsprogramm finanziert. Die Regierung wollte es damit auch Kindern aus armen Familien ermöglichen, eine weiterführende Schule zu besuchen.

"Das war eine gute Initiative, wenn auch schlecht finanziert", sagt Schuldirektor Zzumbe. Den Stopp des Programms findet er nicht gut. "Diese Entscheidung wird nun viele unserer Schüler hart treffen, denn die nächstgelegene Regierungsschule liegt in einem anderen Stadtteil und ist außerdem noch komplett überfüllt." Viele Kinder würden im nächsten Schuljahr nicht zur Schule gehen können. "Für unsere Schule heißt das, dass wir uns mit den Eltern zusammensetzen und sehen müssen, wer sich unsere Gebühren leisten kann. Sonst müssen viele Schüler zu Hause bleiben", befürchtet er.   

Mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten

Die City Side-Schule ist eine von 3000 privaten Sekundarschulen in Uganda. Dagegen gibt es nur rund 1000 weiterführende Schulen in staatlicher Trägerschaft. Viel zu wenig für all die Schüler. Uganda hat eine der höchsten Geburtenraten weltweit. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist im schulfähigen Alter. Doch in rund 260 Bezirken im Land gibt es gar keine Regierungsschulen, in vielen nicht einmal Privatschulen. Es fehlen über 10.000 Lehrer. Dabei ist die kostenfreie Schulbildung in den sogenannten Millenniums-Entwicklungszielen weltweit vorgesehen – auch Uganda hatte sich das vor zwei Jahrzehnten auf die Fahnen geschrieben.

David Zzimbe sitzt hinter einem Schreibtisch, vor ihm ein Laptop, im Hintergrund ein Regal mit Aktenordnern
Schulleiter David Zzimbe fürchtet, dass viele Schüler seine Schule verlassen müssen.Bild: DW/S. Schlindwein

Seit 2007 finanzieren internationale Geber wie die Weltbank in Uganda ein Programm, dass armen Schülern eine kostenlose Sekundarbildung ermöglicht. Doch dazu gab es nicht genügend Schulen. So musste das Bildungsministerium diese Programme teilweise an Privatschulen wie die von Direktor Zzimbwe auslagern. Das sei jetzt nicht mehr nötig, erklärt Ismael Mulindwa. Er ist im Bildungsministerium für die Kooperation mit Privatschulen zuständig. Die Regierung baue nicht nur neue Schulen, sondern übernehme jedes Jahr über hundert Privatschulen unter Regierungsprogrammen.

"Die Idee war, dass wir die Subventionierung der Privatschulen herunterfahren können, sobald wir mehr Regierungsschulen haben", erklärt er. Dabei habe die Regierung aber auch die betroffenen Schüler im Blick. "Wir planen als das Auslaufen der Regierungssubventionen für diese Schüler sehr vorsichtig", sagt Mulindwa. In Zukunft wolle die Regierung jedes Jahr rund 100 Schulen aus Privatbesitz übernehmen.

Qualität statt Quantität 

In Uganda wird das Thema Bildung derzeit heiß debattiert. Hintergrund ist die Ernennung von Janet Museveni zur Bildungsministerin im letzten Jahr. Die engagierte Frau von Staatspräsident Yoweri Museveni hatte verkündet, sie werde den Bildungssektor fit machen, um die Ziele der "Vision 2040" zu erreichen.  Damit will ihr seit 31 Jahren regierender Ehemann Uganda bis 2040 zu einem Land mit mittleren Einkommen machen. Doch angesichts einer der höchsten Geburtenraten weltweit und einer immensen Jugendarbeitslosigkeit ist klar: Der Bildungssektor muss dafür dringend überholt werden. Nicht nur was die Quantität der Schulen, sondern auch was die Qualität der Bildung angeht. So sieht es Prince Nkuutu, Direktor der ugandischen Nichtregierungsorganisation LIDI. Sie macht sich dafür stark, dass auch die arme Bevölkerung Zugang zu Bildung erhält. Er war auch Teil einer unabhängigen Kommission an, die vergangenes Jahr die Qualität der Schulbildung unter die Lupe nahm. 

Yoweri Museveni mit Anzug und Hut, neben sich seine Frau in einem gelb-schwarzen Kleid
2016 ernannte Präsident Yoweri Museveni (links) seine Frau Janet (rechts) zur Bildungsministerin.Bild: picture alliance/AP Photo/S.Wandera

"Wir haben Lehrer aus zehn Schulen die Abschlussprüfungen ihrer Schüler vorgelegt und sie getestet", berichtet Nkuutu. Die Mathematiklehrer hätten diese mit nur 40 Prozent bestanden. "Wie können Lehrer, die ihre Prüfungen nicht bestehen, Schüler so ausbilden, dass die sie bestehen?", fragt Nkuutu. Zudem stellte die Kommission fest, dass viele Lehrer nicht regelmäßig zum Dienst erschienen. "Dann bleiben auch die Schüler zu Hause. Das führt dazu, dass viele von der Schule abgehen", so Nkuutu. Der Grund für das häufige Fehlen der Lehrer sei ihr geringer Verdienst. Sie müssten Nebenjobs annehmen, um über die Runden zu kommen.

Er fordert, das Schulsystem und die Lehrpläne grundlegend zu reformieren, um die Jugend für den globalisierten Arbeitsmarkt fit zu machen. Dies sei enorm wichtig, um Afrikas Jugend eine Zukunft zu ermöglichen und Auswanderung zu stoppen. Ugandas Bildungsministerium sieht das aber ganz anders: Zuerst müsse die Quantität der Schulen erhöht werden. Die Lehrpläne sollen dagegen erst in einigen Jahren reformiert werden.