Papst will junge Weltveränderer
31. Juli 2016Zu der Messe zum Abschluss des weltgrößten Katholikentreffens waren bei heißem Sommerwetter mehr als eine Million Pilger gekommen. Auch Polens Staatspräsident Andrzej Duda nahm an dem Gottesdienst teil. Auf das "Feld der Barmherzigkeit" vor den Toren von Krakau waren bereits am Vorabend massenweise Gläubige zu einer Gebetswache geströmt und hatten dort die Nacht verbracht. Während des Abschlussgottesdiensts feierten die Gläubigen den argentinischen Papst noch einmal wie einen Popstar. Vor der Messe war Franziskus mit dem Papa-Mobil durch die Massen gefahren. Unzählige Polizisten hatten die Orte des Katholikentreffens gesichert.
Nein zum Hass zwischen den Völkern
Der Papst rief die Gläubigen auf, "Nein zum Doping des Erfolgs um jeden Preis" zu sagen und mahnte die Teilnehmer, in ihrem Denken nicht nur um sich selbst zu kreisen. Gott beurteile die Menschen nicht nach Äußerlichkeiten, sagte der Papst: "In seinen Augen ist es absolut unbedeutend, welches Kleid du trägst oder welches Handy du benutzt."
Der Papst nannte es eine Gefahr für die jungen Menschen, eine geringe Meinung von sich selbst zu haben. "Sich selbst nicht zu akzeptieren, unzufrieden zu leben und negative Gedanken zu haben bedeutet, unsere wahrste Identität nicht zu erkennen." Wie an den Vortagen drängte Franziskus die jungen Gläubigen, einen "Hass zwischen den Völkern" nicht zu akzeptieren und sich einzumischen. Er bat sie, für eine Gesellschaft einzutreten, welche die Grenzen der Länder nicht als Barrieren ansehe und die eigenen Traditionen ohne Egoismen und Ressentiments hüte.
Kritik an der polnischen Flüchtlingspolitik
Damit kritisierte der Papst indirekt die Haltung der polnischen Regierung in der Flüchtlingskrise. Die nationalkonservative Regierung in Warschau lehnt die Aufnahme von Flüchtlingen ab. Seit Beginn seines Polenbesuchs hatte Franziskus mehrfach Aufforderungen Richtung Warschau geschickt, die Flüchtlingspolitik zu ändern.
Am Vorabend hatte das Kirchenoberhaupt für die Opfer des Terrorismus weltweit gebetet. Bei einem Besuch in der Franziskanerkirche in Krakau gedachte er auch der Angehörigen der Toten und der Verletzten, die unter der "unmenschlichen Aggression" der Gewalttäter gelitten hätten. Zugleich betete Franziskus für die Terroristen. Die Jugendlichen rief der Papst auf, sich nicht von Rache leiten zu lassen, sondern Brüderlichkeit zwischen den Kulturen zu leben. "Wir wollen nicht den Hass mit noch mehr Hass besiegen, die Gewalt mit noch mehr Gewalt besiegen, den Terror mit noch mehr Terror besiegen", sagte der Papst.
Auch hatte er die Teilnehmer des Weltjugendtags mehrfach dazu aufgerufen, rebellisch zu sein. In der heutigen Zeit brauche es keine "Sofa-Jugendlichen, sondern junge Menschen mit Schuhen, noch besser mit Stiefeln an den Füßen", um Spuren zu hinterlassen, sagte das 79-jährige Kirchenoberhaupt bei einem Nachtgebet am Samstag. Seinen Wunsch nach einer rebellischeren Jugend hatte der Papst schon zu Beginn des Weltjugendtages geäußert.
Nächster Weltjugendtag in Panama
Mit der Abschlussmesse auf dem "Feld der Barmherzigkeit" endete der 31. Weltjugendtag. Nach der Messe wurde bekanntgegeben, dass der nächste Weltjugendtag 2019 in Panama stattfindet und damit nach Rio de Janeiro im Jahr 2013 erneut in Lateinamerika, dem Heimatkontinent des argentinischen Papstes. Die Treffen zum Weltjugendtag gehen auf eine Initiative des früheren polnischen Papstes Johannes Paul II. (1920-2005) zurück. Den bislang einzigen Weltjugendtag in Deutschland gab es 2005 in Köln.
cw/wa (kna, epd, dpa, afp)