Weltjugendtag: Frommes Fest mit hohem Funfaktor
16. August 2005Weltjugendtage sind Events mit Festival-Charakter. Neben religiösen Feiern und Begegnungen stehen zahlreiche Kunst-Ausstellungen, Kultur-Projekte und vor allem viel Musik auf dem Programm. Auf 80 Bühnen in den Städten Köln, Düsseldorf und Bonn treten 200 Künstler-Gruppen auf. Darunter Stars aller Genres, vom Jazz über Klassik bis hin zum Mainstream-Pop.
In erster Linie sind Weltjugendtage allerdings fromme Treffen. Die Jugend im Glauben zu stärken ist primäres Ziel. Beten, Beichten und Gottesdienst feiern ist für die Teilnehmer Pflicht-Programm. Ebenso eine Wallfahrt zum Kölner Dom. Denn dort befindet sich ein Schrein mit Reliquien, die von den Heiligen Drei Königen stammen sollen. Nach der Bibel sollen drei Könige aus dem Morgenland dem Jesuskind im Stall von Bethlehem gehuldigt haben. "Wir sind gekommen, um ihn anzubeten", sollen sie laut Bibel gesagt haben. Dieser Satz ist auch das Motto des katholischen Weltjugendtags 2005.
Pilger-Software im Einsatz
Das katholische Mega-Treffen stellt hohe Anforderungen an die Logistik. Mit Hilfe einer ausgeklügelten Pilger-Software haben die Veranstalter detailliert berechnet, wann sich die einzelnen Teilnehmer-Gruppen an welchem Ort aufhalten müssen. Damit es nicht zum Chaos kommt, wenn Menschen-Massen mit Bussen und öffentlichen Verkehrsmitteln hin und her bewegt werden, ist der Event straff durch organisiert. Ein genauer Zeitplan soll zum Beispiel dafür sorgen, dass sich die Pilger-Massen aus der Kölner Region gleichmäßig auf die vorgesehenen drei Tage der Domwallfahrt verteilen.
Hohe Gastfreundschaft
Der Pressesprecher des Weltjugendtags, Matthias Kopp, hofft, dass alles gut geht. "Dass nachher die Jugendlichen wirklich zufrieden und glücklich nach Hause fahren. Dass sie gemerkt haben, Deutschland ist ein gastfreundliches Land. Wenn das rüberkommt und sie was für ihren Glauben mitnehmen, egal ob katholisch, evangelisch, muslimisch oder jüdisch, würde ich mich besonders freuen."
Die Jugend, die aus aller Welt zu Gast in Deutschland ist, kommt aus 193 Ländern. Der Anteil der Afrikaner liegt bei 2,5 Prozent, der Anteil der Asiaten bei 2,7 Prozent. Über sechs Prozent kommen aus Mittel- und Südamerika, neun Prozent aus Nordamerika. Das Bild prägt also wesentlich die Jugend aus Europa.
Untergebracht sind die Jugendlichen im Raum Köln, Bonn und Düsseldorf zum großen Teil in Gemeinschaftsquartieren, also in Schulen, Turnhallen und Pfarrhäusern. Auch der Möbel-Hersteller Ikea und eine Moschee-Gemeinde in der Nähe von Bonn haben Teilnehmer aufgenommen. 100.000 Jugendliche wohnen privat in Gast-Familien. Von Mittwoch (17.8.) bis Freitag (19.8.) besuchen sie an den Vormittagen in Nationalitäten-Gruppen zusammengefasst so genannte Katechesen: Mit einem Bischof ihrer Landessprache meditieren und diskutieren sie Fragen des Glaubens.
Erst beten, dann rocken
Eröffnet wurde der Weltjugendtag mit drei Gottesdiensten in Köln, Düsseldorf und Bonn am Dienstag (16.8.) um 17 Uhr MESZ. Im Anschluss sorgen Bands aus der Region für Unterhaltung. Für den Mittwochnachmittag (17.8.) ist bei Musik-Picknicks und Jugend-Festivals Spiel, Spaß und Diskussion angesagt.
Tags darauf (18.8.) strömt die Jugend aus allen Himmelsrichtungen nach Köln, zur Willkommensfeier mit dem Papst. Er landet mittags am Flughafen Köln/Bonn. Nachmittags geht er in Köln auf ein Schiff, mit dem er etwa eine Stunde unterwegs sein wird. Bei einem großen Kölner Wiesen-Areal wird das Boot stoppen und der Papst eine Ansprache halten. Im Anschluss an die Rhein-Tour besucht er den Kölner Dom. Offizieller Einlader des Weltjugendtags ist der Vatikan. Der Papst, so die offizielle Lesart, hat die Jugend der Welt nach Deutschland eingeladen.
Der Papst in der Synagoge
Auch wenn es sich nicht um einen Staatsbesuch handelt, kommt es am Rande des Weltjugendtags zu einigen politischen und vor allem interreligiösen Begegnungen. Nach einer Visite beim deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler in dessen Bonner Residenz, der Villa Hammerschmidt, besucht Benedikt XVI. am Freitagmittag (19.8.) die Kölner Synagoge. Zum zweiten Mal in der Geschichte betritt ein Papst ein jüdisches Gotteshaus. "Wir sind gespannt auf seine Ansprache, die er in der Synagoge halten wird", sagt Kopp. "Das ist ein ganz wichtiges Zeichen. Und die Tatsache, dass viele Jugendliche aus Israel, aus Palästina teilnehmen ist ein Zeichen, dass wir beim Weltjugendtag versuchen, auch über Grenzen und Religionsgrenzen hinweg Völker zu verbinden."
Am Samstag (20.8.) stehen für Benedikt XVI. Audienzen für Größen aus der Politik auf dem Programm. Die Klinke in die Hand geben sich unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und CDU-Chefin Angela Merkel. Die höchste mediale Aufmerksamkeit wird jedoch ein Treffen mit Vertretern muslimischer Organisationen erzielen.
20 Kilometer zu Fuß
Im Laufe des Samstags (20.8.) wird die Jugend der Welt mit Bussen und Bahnen nach Marienfeld gebracht. Viele werden die Strecke von 20 Kilometern zu Fuß absolvieren müssen, da mit einem Verkehrschaos zu rechnen ist. Am Abend feiert der Papst dann auf dem Marienfeld eine kunstvoll inszenierte Nachtwache. Während er in Anschluss nach Köln zurückfährt, übernachten die Jugendlichen im Freien auf dem rund 600 Hektar großen Areal. Das entspricht einer Größe von 350 Fußball-Plätzen.
Höhepunkt des 20. Weltjugendtags in Deutschland ist die Abschluss-Messe mit dem Papst am Sonntag (21.8.). Abends fliegt er nach Rom zurück.