1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Weltmeister als Bankdrücker

28. August 2017

Wann platzt Thomas Müller der Kragen? Am Wochenende machte der Bayern-Spieler seinem Frust schon mal ein wenig Luft. Weltmeister-Kollege Benedikt Höwedes ist beim FC Schalke 04 schon einen Schritt weiter.

https://p.dw.com/p/2iyVU
Thomas Müller auf der Bayern-Ersatzbank. Foto: dpa-pa
Gute Miene zum bösen Spiel: Thomas Müller (r.) auf der Bayern-ErsatzbankBild: picture-alliance/dpa/C. Jaspersen

Es kommt nicht oft vor, dass Bayern-Star Thomas Müller seine gute Laune verliert. Beim zweiten Bundesliga-Spiel der Saison in Bremen war es so weit. "Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Aber meine sind scheinbar nicht hundertprozentig gefragt," sagte der Weltmeister der ARD. Eine deutliche Kritik an Trainer Carlo Ancelotti, der Müller 72 Minuten lang auf der Bank hatte schmoren lassen. Statt des 27-Jährigen stand Thiago auf dem Platz. Der Spanier gab sein Debüt nach längerer Verletzungspause. Auch das Auftaktspiel der Saison gegen Bayer 04 Leverkusen hatte Müller nicht über die gesamte Distanz bestritten. Nach 61 Minuten hatte ihn Ancelotti vom Platz genommen und durch Arjen Robben ersetzt.

Opfer der Taktik

Dass Müller gegen Bremen nicht einmal zur Startelf zählte, begründete der Trainer mit taktischen Erwägungen: "Wir wollten das Spiel mehr in die Breite ziehen, mehr Ballbesitz im Mittelfeld haben." Das klang ein wenig, als ob Müller dafür nicht in Frage käme, sprich als fehle ihm die taktische Qualifikation. Rückendeckung hört sich anders an. Während der Saisonvorbereitung hatte sich Müller im Vergleich zu seiner  ziemlich verkorksten vergangenen Spielzeit in deutlich verbesserter Form präsentiert. Er schien langsam, aber sicher seine frühere Lockerheit wiederzufinden.

Neuer und Sammer stellen sich hinter Müller

Thomas Müller im Bundesligaspiel in Bremen. Foto: dpa-pa
Später Einsatz in BremenBild: picture-alliance/Citypress24/H. Hay

Das erkannte auch Weltmeisterkollege Manuel Neuer, der in Bremen wieder zwischen den Pfosten stand: "Ich denke, dass er zuletzt gut gespielt hat. Thomas ist gut drauf und wird meiner Meinung nach in den nächsten Wochen wieder von Anfang an auflaufen." Auch aus dieser Äußerung kann, wer will, durchaus ein gewisses Unverständnis für die Entscheidung Ancelottis herauslesen. Der frühere Bayern-Manager Matthias Sammer machte sich für Müller stark. Unter Hinweis auf den Co-Kapitän sagte Sammer, es gebe innerhalb einer Mannschaft "ganz, ganz wichtige stabile Faktoren, die dann, wenn sie Führungsspieler sind, nicht in Frage gestellt werden dürfen."

Leistungstest für alle

Und wenn doch? Schon Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola hatte Müller häufig auf die Bank gesetzt. Klubpräsident Uli Hoeneß hatte den Weltmeister vor Saisonbeginn zwar als "unglaublichen Leistungs- und Sympathieträger für den FC Bayern" bezeichnet, aber auch klargestellt, dass dies kein Freifahrschein sei: "Am Ende muss er sich auch dem Leistungstest stellen." Was vor zwei, drei Jahren noch als absolut undenkbar erschien, wird nun immer offener diskutiert: dass Bayern-Urgestein Thomas Müller möglicherweise die Nase eines Tages so voll haben könnte, dass er den Bayern den Rücken kehrt.

Benedikt Höwedes auf der Schalker Ersatzbank. Foto: dpa-pa
Noch ein Bankdrücker: Weltmeister Benedikt Höwedes bei SchalkeBild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender

Juve will Angebot für Höwedes aufstocken

Bei einem anderen Weltmeister stehen die Zeichen bereits auf Abschied: Die Tage von Benedikt Höwedes beim FC Schalke 04 scheinen gezählt. Der neue Trainer Domenico Tedesco hatte den 29 Jahre alten Abwehrspieler vor Saisonbeginn als Kapitän abgesetzt. In den ersten beiden Spielen der Königsblauen saß Höwedes je 90 Minuten auf der Bank. Ginge es nach ihm selbst, würde er umgehend nach Italien wechseln. Juventus Turin will angeblich ein erstes Angebot für den Weltmeister aufstocken. Schalke-Sportchef Christian Heidel hatte die erste Offerte - zwei Millionen Euro Leihgebühr und acht  Millionen für den Fall einer weiteren Verpflichtung - als zu niedrig abgelehnt.

 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter