Weltweit sterben die Gletscher
Island hat offiziell Abschied von einem Gletscher genommen; außer einem zugefrorenen See ist nichts mehr vom Okjökull übrig. Auch anderswo auf der Welt schreitet die Gletscherschmelze voran - und gewinnt an Tempo.
Tod eines Gletschers
Am Sonntag nahm Island mit einer Trauerfeier Abschied vom Okjökull. Der Gletscher gilt als der erste, der dem Klimawandel zum Opfer fiel. Bei der Zeremonie enthüllten Teilnehmer eine Gedenktafel, auf der es heißt: "In den nächsten 200 Jahren ist zu erwarten, dass alle unsere wichtigsten Gletscher den gleichen Weg gehen."
Antarktis: Riesengletscher, großes Risiko
Der Thwaites-Gletscher gilt als die größte Gefahr für den Meeresspiegel. Wenn er abbricht und aufs Meer hinaus schwimmt, könnte der Meeresspiegel weltweit um 50 cm ansteigen - so steht es in einer von der NASA finanzierten Studie, die in diesem Jahr erschienen ist. Der Eispanzer der Antarktis enthält 50 Mal soviel Eis wie alle anderen Gletscher der Erde zusammen.
Patagonien: Die schmelzende Schönheit
Der Grey-Gletscher liegt im Patagonischen Eisfeld, der größten Eisfläche der Südhalbkugel nördlich der Antarktis. Forscher beobachten die Eisschmelze in der Region genau und erhoffen sich davon Erkenntnisse, wie sich die Klimaerwärmung auf andere Gletscher, zum Beispiel in der Antarktis und in Grönland, auswirken könnte.
Alpen: Eis unter Sonnenschutz
Der Rhone-Gletscher in der Schweiz ist die Quelle des Flusses Rhone. Seit Jahren decken Wissenschaftler das Eis des Gletschers im Sommer mit UV-abweisenden Planen ab, um den Schmelzvorgang zu bremsen. Forscher rechnen damit, dass die Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts zwei Drittel der Alpengletscher verschwinden lassen könnte.
Neuseeland: Gletscher betreten verboten!
Der Franz-Josef-Gletscher in Neuseeland ist ein beliebtes Ziel für Naturfreunde. Der Gletscher hatte sich über Jahre abwechselnd zurückgezogen und wieder vorgeschoben. Seit 2008 jedoch schrumpft der Franz-Josef-Gletscher nur noch. Früher konnten Wanderer unter kundiger Führung den Gletscher noch zu Fuß erkunden; heute können sie ihn nur noch von Hubschraubern aus sehen.
Das schmelzende Eis des Kilimandscharo
Die Gletscher am Kilimandscharo sind ebenfalls in Gefahr. Im Jahr 2012 schätzten Wissenschaftler mit der Unterstützung der NASA, dass das verbleibende Eis an Afrikas höchstem Berg bis 2020 verschwunden sein könnte. Der Kilimandscharo gehört zu den wichtigsten Attraktionen in Tansania, einem Land, dessen Bevölkerung mehrheitlich unter der Armutsgrenze lebt und auf den Tourismus angewiesen ist.
Tödliche Gefahr
Im US-Bundesstaat Alaska gibt es Tausende von Gletschern. Einige von ihnen schmelzen laut einer aktuellen Studie 100-mal schneller als Wissenschaftler vorhergesagt hatten. Im August wurden ein österreichischer und zwei deutsche Kayaktouristen nach einer Tour auf dem Gletschersee des Valdez-Gletschers tot aufgefunden. Sie wurden wahrscheinlich von fallendem Gletschereis erschlagen.
Grönland: Wenn Wachstum nicht ausreicht
Jakobshaven, der größte Gletscher Grönlands, wächst, wie eine NASA-Studie vom März 2019 feststellt. Doch nur an einer Seite ist der Gletscher seit 2016 dicker geworden; insgesamt schmilzt er schneller als er nachwächst. Experten führen das Wachstum der Eisschicht auf den Zufluß von ungewöhnlich kaltem Wasser aus dem Nordatlantik zurück - und rechnen damit, dass das Wasser wieder wärmer wird.