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Wenn Apotheker aus "Luft" Bares mörsern

8. Mai 2016

Staatsanwaltschaften in mehreren Bundesländern ermitteln gegen Apotheker in millionenschweren Betrugsverfahren. Es geht um sogenannte "Luftrezepte". Man ahnt schon, wie der Hase - sprich: der schmutzige Deal - läuft.

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Ein Arztrezept unter einem Abrechungsstempel (Foto: Imago/bonn-sequenz)
Bild: Imago/bonn-sequenz

Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, rechneten Apotheker tausende Verschreibungen mit den gesetzlichen Krankenkassen ab, obwohl die verschriebenen Medikamente nie über ihre Ladentheken gegangen seien. Dabei hätten sie gemeinsame Sache mit Ärzten oder Patienten gemacht. Vor vier Wochen habe die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main daher Anklage erhoben, heißt es in der Sonntagszeitung weiter.

Experten: Das Entdeckungsrisiko ist außergewöhnlich niedrig

Die Schadenssummen, die gesetzlichen Krankenkassen durch betrügerische Apotheker entstehen, sind dem Bericht zufolge teilweise deutlich höher als bei jeder anderen Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Allein die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) habe 2015 eine knappe halbe Million Euro von Pharmazeuten zurückgefordert und damit etwa doppelt soviel wie von den Pflegediensten.

Gesundheitsökonomen halten die Dunkelziffer beim Abrechnungsbetrug für hoch, da das Entdeckungsrisiko außergewöhnlich niedrig sei. "Es gibt in diesen Konstellationen von krimineller Energie einzelner Personen üblicherweise nur wenige Mitwisser, und so lange diese zusammenhalten und sich nicht gegenseitig verpfeifen, gibt es kaum eine Chance, dass es auffliegt", sagte der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske.

Schaden von bis zu 2,7 Milliarden Euro pro Jahr?

Die Organisation Transparency Deutschland schätzt den Schaden durch Betrug und Korruption mit Arzneimitteln auf insgesamt 680 Millionen bis 2,72 Milliarden Euro pro Jahr. Das wären zwei bis acht Prozent der knapp 35 Milliarden Euro Ausgaben der gesetzlichen Kassen im vergangenen Jahr für Arzneimittelverordnungen. Darin seien von Apothekern veruntreute Gelder ebenso enthalten wie Zuwendungen, die Ärzte für die umstrittenen Anwendungsbeobachtungen erhalten. Dabei geht es um die Befragung von Patienten, was die Einnahme von Medikamenten betrifft.

Erst vor Kurzem hatte ein Skandal um Abrechnungsbetrug bei Pflegediensten für Schlagzeilen gesorgt. Russische Pflegedienste hatten mit gefälschten Pflegeprotokollen nicht erbrachte Leistungen abgerechnet und damit einen Schaden von mindestens einer Milliarde Euro verursacht.

sti/qu (afp, dpa)