Wenn die Fans zur Hauptattraktion werden
29. Oktober 2018Die U-Bahnstation am Dortmunder Hauptbahnhof ist übersät von Menschen. Sie warten auf die U45. Kurz vor Einfahrt drängt sich eine Gruppe aus fünf Herren mittleren Alters durch die dichte Menschentraube. Ihr einheitliches Outfit lässt keinen Platz für Zweifel: Da steigen gerade die Panzerknacker in die U-Bahn. Ihr Ziel ist allerdings nicht der Geldspeicher von Dagobert Duck, sondern die Europameisterschaft im Darts.
Als wären die Diebe bereits erwartet worden, steigt nur einen Zwischenstopp später kein Geringerer als Batman zu. Die Fledermaus hat ein paar Freunde im Schlepptau, und die haben wiederum reichlich Alkohol dabei. Das riecht man einerseits, hört es andererseits aber auch am dezenten Lallen des Bruce-Wayne-Imitators. Schon jetzt ist klar, was an diesem Sonntag das "Hauptnahrungsmittel" sein wird.
Eine bunte Menschenschlange
Der Weg bis zum Eingang der Westfalenhalle führt über Bier-, Wein- und Schnapsflaschen. An den Pforten zum Eventgelände reihen sich die Darts-Anhänger zu einer bunten Menschenschlange. Mehrere hundert Meter ist sie lang. Und sie zeigt eindrucksvoll, dass es sich bei Batman und den Panzerknackern nicht um Einzelfälle handelt. Es geht vorbei an Einhörnern, Pizzen und Hippies. Ob in ihnen wohl die kleine Hoffnung auf einen kurzen Augenblick des Ruhms schlummert - darauf, einmal im Fernsehen zu sein? In erster Linie seien sie da, um gemeinsam zu feiern und ihre Darts-Idole anzufeuern, erzählt einer der Zuschauer.
"Eine Mischung aus Oktoberfest und Karneval"
In der Westfalenhalle herrscht Festival-Feeling, eine gigantische Party. Alleine zum Viertelfinale sind fast 5000 Zuschauer gekommen. Sie klatschen fleißig in die Hände, halten Banner in die Höhe oder singen und tanzen einfach ausgelassen vor sich hin. Dann marschieren die ersten Atleten unter tosendem Applaus ein und lassen sich von ihren Fans abklatschen. Die Stimmung passt. "Es ist eine Mischung aus Oktoberfest und Karneval", sagt einer der Darts-Fans, der im Bier-Anzug gekleidet ist, und fügt hinzu: "Das macht den Sport aus." Trotzdem feiere man im Vergleich zum Fußball umso mehr, so der Kostümierte. "Es ist eine große Party."
Ein Deutscher im Darts-Olymp
Der Höhepunkt dieser Party ist die Viertelfinalbegegnung zwischen dem letzten Deutschen im Turnier, Max Hopp, und seinem Gegnerspieler Darren Webster. Hopp, genannt "The Maximiser", hat im Heimspiel gegen den Engländer das gesamte Publikum hinter sich. Es stimmt während seiner Würfe immer wieder Gesänge auf seinen Namen an. Trifft Hopp eine Dreifach-20, wird die Menge laut. Gelingt dem 22-Jährigen eine 180-Punkte-Serie, gibt es Standing Ovations. Und gewinnt er einen Durchgang, bebt die Halle vor lauter Jubel regelrecht. Die Antwort auf die Frage, wen man denn nun unterstütze, ist (fast) immer die gleiche: "Natürlich Maxi Hopp." Und der weiß seine Fans zu schätzen. Nach seinem Viertelfinal-Erfolg gegen Webster stimmt er zusammen mit ihnen DJ Ötzis "Hey Baby" an und feiert so zumindest ein wenig mit bei dieser gigantischen Party.