Wenn Science Fiction Wirklichkeit wird
29. März 2017In Genf werden wieder tausende neue Erfindungen vorgestellt: Von Produkten für den normalen Hausgebrauch bis zu High-Tech-Neuheiten für die Industrie ist auf der Internationalen Messe für Erfindungen alles vertreten. Gezeigt werden ab Mittwoch etwa ein Exoskelett, welches einer querschnittsgelähmten Sportlerin ermöglicht, zu laufen sowie ein humanoider Roboter, der die Besucher in der Eingangshalle des Genfer Flughafens und auf der Messe begrüßt. Was vor einigen Jahren nur in Science-Fiction-Filmen und der Science-Fiction-Literatur vorstellbar war, ist längst Realität geworden.
Visionen für die Technik von morgen
Eine neue Erfindung kommt immer auch einem Bruch mit geltenden Regeln gleich. Den Mut und die Freiheit dazu haben nicht selten Schriftsteller und Filmregisseure: Science Fiction versucht, zu erträumen, was zukünftige Techniker einmal konstruieren werden - und liefert erste Anregungen dazu.
Als Vater des Genres gilt der französische Schriftsteller Jules Verne. In seinen Romanen schrieb er bereits Mitte des 19. Jahrhunderts von der bemannten Raumfahrt zum Mond und der Erkundung der Meere mit Unterseebooten. Zwar waren die Konstruktionen in seinen Texten nicht immer praktikabel - die ersten Astronauten wurden schließlich nicht wie bei Verne mit einer Kanone ins All geschossen. Aber seine Ideen haben Wissenschaftler angespornt, seine Fiktion Wirklichkeit werden zu lassen. So soll seine mit Rotoren betriebene Flugplattform "Albatros" aus "Robur der Eroberer" (1886) mehr als 50 Jahre später Igor Sikorsky zur Erfindung des modernen Hubschraubers inspiriert haben.
Ethik für die Zukunft
Science Fiction kann aber noch mehr leisten, als bloß die Zukunft vorherzusehen: Sie kann uns einen moralischen Leitfaden für die Welt von morgen an die Hand geben. Schriftsteller wie Jewgenij Samjatin, George Orwell oder Aldous Huxley warnen in ihren Romanen vor einem totalitären Staat, der seine Bewohner mittels Überwachungstechnik unter Kontrolle hält. Besonders Orwells Roman "1984", der 1949 erstmals veröffentlicht wurde, findet knapp 70 Jahre nach seiner Erscheinung immer noch Anklang: Nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten schoß er auf Platz 1 der Amazon-Bestseller-Liste.
Es gilt aber nicht nur, negative Entwicklungen zu verhindern, sondern Science Fiction versucht auch, positive Impulse zu setzen. Schon in den 1940er Jahren machte sich der russisch-amerikanische Schriftsteller Isaac Asimov Gedanken über eine Ethik für Maschinen. 1942 postulierte er die drei Gesetze der Robotik: Ein Roboter darf keine Menschen verletzen oder zu Schaden kommen lassen. Er muss den Befehlen der Menschen gehorchen und seine eigene Existenz schützen, insofern beides nicht die erste Regel bricht.
Wenn in Genf nun sich selbständig fortbewegende Roboter und ein Drohnen-Simulator vorgestellt werden, gibt das nicht nur Grund zum Staunen. Der rasante technische Fortschritt wirft auch die Frage auf, wie damit umzugehen ist.
Die 45. Internationale Messe für Erfindungen findet vom 29. März bis 2. April in Genf statt. In diesem Jahr werden 725 Aussteller aus 40 Ländern ihre neuen Produkte vorstellen. Schirmherren sind der Schweizer Bundesrat und die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO).