Wer beerbt Blatter?
Nach der Rücktrittsankündigung von Joseph Blatter als FIFA-Präsident stellen wir mögliche Nachfolger vor. Klicken Sie sich durch unsere Kandidaten!
Der Unterlegene
Prinz Ali bin Al Hussein (39) war bei der Präsidenten-Wahl an Blatter gescheitert. Dabei hatte der Jordanier kurz vorher noch angekündigt, allein außerhalb Europas 60 Fürsprecher gefunden zu haben. Doch trotz der Mehrheit aus Europa kam Prinz Ali nur auf insgesamt 73 Stimmen. Er wird wohl wieder antreten, aber ohne große Chancen. Trotzdem ist er für den Sportwettenanbieter bwin der Topfavorit.
Der zahnlose Tiger
UEFA-Präsident Michel Platini (59) hatte Blatter noch am Tag vor der Wahl in Zürich zum Rücktritt aufgefordert. Die Antwort war absehbar: ein klares Nein des Schweizers. Statt mit der Faust auf den Tisch zu hauen, die Macht der Europäer für sich zu nutzen, zog Platini den Schwanz ein. Trotzdem ist der Franzose international wohl gelitten und könnte Chancen haben.
Kritiker im Stillen
Von DFB-Chef Wolfgang Niersbach (64) hatten sich viele mehr Widerstand gegen Blatter erhofft. Doch die Kritik äußerte er eher still, den Platz im Exekutivkomitee der FIFA nahm er gerne an. Auch wenn Niersbach als Chef des größten Fußballverbandes der Welt einen guten Ruf genießt, wird er wohl nicht kandidieren, zumal Deutschland ja schon mit Thomas Bach den IOC-Präsidenten stellt.
Der Kurzzeitkandidat
Michael van Praag (67) aus den Niederlanden zog kurz vor der jüngsten Wahl seine Kandidatur zurück, die er eh eigentlich nicht geplant hatte. Er gilt als großer Kritiker des FIFA-Systems, ist als niederländischer Verbandsboss vor allem in Europa beliebt und hat große Funktionärserfahrung. Damit könnte er einen anderen UEFA-Kandidaten unterstützen, wird aber vermutlich nicht selbst antreten.
Das beschädigte Denkmal
Luis Figo (42) hat eigentlich keine Funktionärserfahrung. Aber als ehemaliger Weltfußballer ist der Portugiese weltberühmt, steht für Nähe zum aktiven Sport. Großmundig künigte er seine Kandidatur an, zog aber dann kleinlaut vor der Wahl zurück, weil er keine Chance gegen Blatter sah. Sollte er antreten, hängt sein Erfolg davon ab, wie gut er in Afrika und Asien die Strippen ziehen kann.
Der Vernetzte
Wohl kaum jemand im Weltsport hat so gute Kontakte wie Scheich Ahmad al Fahad al Sabah (51). So verhalf der Kuwaiti schon Thomas Bach zum IOC-Vorsitz. Sollte er sich durchsetzen, würde das wohl die Fortsetzung der Blatter-Politik "Man kennt sich, man hilft sich" bedeuten. Und weil Blatter damit erfolgreich war, Bach ebenso, ginge Scheich Ahmad mit guten Aussichten ins Rennen.
Der müde Kaiser
Wann immer ein Pöstchen zu vergeben ist, wird hierzulande Franz Beckenbauer (69/im Bild rechts neben Blatter (M.) und Platini) ins Spiel gebracht. Vor ein paar Jahren hätte er sich vielleicht auch breitschlagen lassen, inzwischen aber hat der Weltmeister (1974), Weltmeister-Trainer (1990) und Weltmeisterschafts-ins-Land-Holer (2006) erkannt, dass es auch ein Privatleben gibt.
Der einzig Aufrechte
David Gill (57/l.) ließ Worten auch Taten folgen. Seinen Platz in der FIFA-Exekutive nahm der Brite wie angekündigt nicht ein, als Blatters Wahlsieg feststand. Aber wie so oft in der (Sport)-Politik: Es siegen nicht die, die für Ideale kämpfen, sondern die, die kompromissbereit sind und "Kröten schlucken" können. Der Ex-Chef von Manchester United kann das nicht - und wird deshalb scheitern.
Warum nicht Zico?
... fragt der ehemalige brasilianische Profi (62) selbst. In der Politik hat Zico einst als Sportminister seines Landes Meriten gesammelt, inzwischen aber ist er "nur noch" als Trainer aktiv. Und das im indischen Goa. Von dort aus lässt es sich schlecht Stimmen sammeln.