Wer sind die deutschen IS-Rekruten?
23. September 2015"Grob lässt sich der deutsche Islamist so beschreiben: Er wohnte vor seiner Ausreise zumeist in Städten und ist durchschnittlich 25,9 Jahre alt, wobei der Anteil der 15- bis 18-Jährigen auffallend hoch ist... Auffallend viele von ihnen sind gut gebildet..., aber viele waren auch arbeitslos": So fasst das Rechercheteam von NDR und WDR (gemeinsam mit "Süddeutscher Zeitung") die wesentlichen Resultate einer wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Sicherheitsbehörden zusammen.
Auf elf Seiten analysieren Bundesamt für Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und das "Hessische Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus" erstmals umfassend Herkunft, Hintergrund und Motive der islamistischen Rekruten aus Deutschland. Insgesamt gehe es um 670 Männer und Frauen, die bis Ende Juni 2015 in das Kriegsgebiet gezogen seien, so die Autoren.
In der Hälfte der Fälle lagen demnach Hinweise vor, dass sich die Ausgereisten islamistisch-dschihadistischen Gruppierungen anschlossen, vor allem der Terrorarmee des sogenannten "Islamischen Staats" (IS). Meist seien es Männer gewesen, aber der Frauenanteil unter dem extremistischen Nachwuchs steige ständig, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" weiter. Er liege derzeit bei 21 Prozent. 409 der 670 untersuchten Menschen wurden demnach schon in Deutschland geboren, 114 von ihnen konvertierten zum Islam.
Auffällig ist nach dieser Untersuchung, dass sowohl viele gut Gebildete mit Abitur- oder Fachhochschulreife unter den Ausgereisten sind, aber auch sehr viele Arbeitslose. 63 sollen direkt von der Schulbank in den Dschihad gezogen sein, zitiert die ARD aus der Studie. Und: Fast die Hälfte sei bereits durch Straftaten aufgefallen, zumeist durch Eigentums-, Drogen und Gewaltdelikte.
Bei der Radikalisierung spielt das Internet zwar eine bedeutsame Rolle, wichtiger aber sind laut der Analyse Freunde oder Kontakte in Moscheen, wie das Rechercheteam zu berichten weiß. In neun Fällen sollen Kontakte in Haftanstalten eine Rolle gespielt haben.
Die Studie soll helfen, bessere Präventionskonzepte zu erarbeiten.
SC/uh (afp, ARD, SZ)