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Wer war Elise?

4. September 2009

Wäre Beethoven noch tantiemenberechtigt, hätte ihn allein diese Melodie zum reichen Mann machen können. Von der Klassik bis Hardrock und Jazz und vom Kabarett bis zum Handyklingelton: "Für Elise" kennt jeder.

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Montage Beethoven und Elise (Foto: dpa/DW)
Montage Beethoven und EliseBild: picture-alliance/ dpa / DW Montage

Eine der populärsten Melodien der klassischen Musik hat 200 Jahre lang ein Rätsel aufgegeben: Die Widmung "für Elise" über dem weltbekannten Klavierstück ließ sich nicht eindeutig zuordnen. Jetzt glaubt der Berliner Musikwissenschaftler Klaus Kopitz, das Geheimnis gelüftet zu haben.

Um bestimmte Frauen kommt man nicht herum

Beethovens Elise, Portrait aus dem Goethe-Museum Düsseldorf
Beethovens Elise: Portrait aus dem Goethe-Museum Düsseldorf

Beethoven hatte das Klavierstück mit der Widmung versehen: "Für Elise am 27. April zur Erinnerung von L. v. Bthvn". Die fehlende Jahreszahl konnte später ergänzt werden: Er hatte es auf einem Skizzenblatt im Frühjahr 1810 entworfen. Bis heute blieb aber die Frage unbeantwortet: Wer war jene Elise?


Der Berliner Musikwissenschaftler Klaus Martin Kopitz glaubt nun, das Rätsel gelöst zu haben. Seit Jahren arbeitet er an der Edition "Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen". Sämtliche Berichte von Zeitzeugen sind hier enthalten: Tagebücher, Briefe, Gedichte, Erinnerungen. "Und da kommt man zwangsläufig um bestimmte Frauen nicht herum", gesteht Kopitz. Eine dieser Frauen ist Elisabeth Röckel. Und Kopitz wurde bei seinen Recherchen fündig.

„… aus lauter Zuneigung immer in den Arm gekniffen“

Elisabeth Röckel
Aktenkundige Freundschaft: Elisabeth Röckel und Beethoven

Die 1793 geborene Elisabeth war die jüngere Schwester des Sängers Joseph Röckel, der 1806 unter Beethovens Leitung den Florestan im "Fidelio" sang und der ein Freund des Komponisten war. Auch die hübsche kleine Schwester von Joseph, die im Freundeskreis "Elise" genannt wurde, hatte Beethoven ins Herz geschlossen. Sie spielte Klavier und wurde später Sängerin. Im Frühling 1810 ging sie von Wien nach Bamberg, wo sie ihr erstes Engagement am Theater hatte. Kopitz argumentiert: wenn Beethoven das Stück "zur Erinnerung" komponiert, sei zu vermuten, dass eine Trennung bevorstand.

Die Freundschaft der beiden ist "aktenkundig". Kopitz erzählt: "Interessanterweise hat Elise selbst darüber berichtet, sie war sich nicht zu schade zu erzählen, wie es mit Beethoven war. Und demnach muss es schon sehr eng gewesen sein". Von einem Abend erzählt Elise, dass "Beethoven in der Ausgelassenheit seines rheinischen Naturells nicht nachgelassen habe sie zu stupfen und zu necken, so dass sie sich schließlich gar nicht vor ihm zu retten gewusst habe; er habe sie nämlich aus lauter Zuneigung immer in den Arm gekniffen".

"Für Elise" oder "Für Therese"?

Beethoven-Handschrift der Großen Fuge (Foto: AP)
Beethoven-HandschriftBild: AP

Nun fragt man sich: wie konnte Elisabeth Röckel von der Musikwissenschaft jahrhundertelang übersehen werden? Eine der Thesen war, dass das Albumblatt nicht Elise, sondern einer Therese gewidmet war - der Musikerin und Beethoven-Freundin Therese Malfatti. Sie galt als Verlobte des 39-jährigen Komponisten. Aber seine Widmungen pflegte Beethoven eindeutig zu formulieren. Wie kam also Malfatti - eine Rivalin von Elise - ins Spiel? Die Verwirrung ist leicht zu erklären: Der Beethoven-Forscher Max Unger hat das Blatt umgetauft. Da ihm eine Elise nicht bekannt war, wurde daraus schnell "Therese" - zumal bekannt war, dass sich das Original im Besitz von Therese Malfatti befunden hatte. Aber wie kam Therese in den Besitz eines Stückes, das Elise gewidmet war? Die beiden Frauen kannten sich und konnten die Noten ausgetauscht haben - glaubt Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz.

Autor: Anastassia Boutsko
Redaktion: Gudrun Stegen