Wer war Pim Fortuyn?
7. Mai 2002Er war ein Dandy, bekennender Homosexueller, Querdenker, Unternehmensberater, Soziologieprofessor, Journalist, Medienstar, konservativer Anarchist, ein Mann, der gegen die herrschenden Meinungsströme der Niederlande stand. Fortuyn passte in kein niederländisches Schema. Deswegen bekam er ein Etikett verpasst: ein ultrarechter Populist.
War er das? Er schwamm jedenfalls gegen die niederländische Konsenskultur an. Er verachtete die islamisch geprägten Ghettos, in denen unverhohlen gegen Homosexuelle wie ihn gewettert - und wohl auch zur Hexenjagd aufgerufen wurde. Er schaute mitleidig, abschätzig auf die Brüsseler Monsterdemokratie und den Erlasswahn. Er hielt das Gesundheitssystem für verrottet und die politische Kultur seines Landes für verlogen.
Die da oben" hätten längst den Kontakt zum Bürger verloren, sagte er. Und als Beispiel nannte er immer wieder die unübersehbare Kriminalität in den Vororten der großen holländischen Städte. Selbst wenn man sechsmal von derselben nordafrikanischen Gang überfallen und ausgeraubt worden sei, dürfe man bei der Polizei nicht erwähne, dass es sich um Nordafrikaner gehandelt habe, das sei Rassismus, so klagte er - und viele seiner Wähler. Fortuyn war "rechts", weil kein anderes Etikett auf ihn passte.
Natürlich war er konservativ. Natürlich schaute er dem Volk aufs Maul. Aber er war unangepasst und unkonventionell. Er fuhr im kalvinistischen Holland großspurig einen Jaguar. Er trug italienische Maßanzüge. Sein Haus war erlesen eingerichtet und er machte daraus keinen Hehl. Mit einem Wort: Er fühlte sich in seiner Rolle wohl.
Er war der Oscar Wilde der Politik. Und diesem Lebensstil und seinen provozierenden Thesen fiel er zum Opfer.