Werden die Eurofighter für die Bundeswehr noch gebraucht?
28. Juli 2006Der Eurofighter ist eines der größten Rüstungsprojekte in Deutschland. Bekannt ist er auch unter dem Namen "Jäger 90", weil er eigentlich schon in den 1990er Jahren ausgeliefert werden sollte. Die 180 Kampfflugzeuge sollen in den nächsten Jahren das Rückgrat der deutschen Luft-Verteidigung bilden.
Der vom Luftfahrt-Konzern EADS gebaute Jet ist eine Gemeinschaftsproduktion von vier Ländern. Neben Deutschland sind Großbritannien, Spanien und Italien daran beteiligt. Wegen ständig steigender Kosten ist Frankreich aus dem Konsortium längst ausgestiegen.
Konkurrenz für russische MIG-Flugzeuge
Als der Eurofighter vor 25 Jahren entwickelt wurde, sah die Welt noch anders aus. Es war die Zeit des Kalten Krieges, der Warschauer Pakt existierte noch. Die Kriegsszenarien von damals beruhten auf der Annahme, dass West-Europa aus dem Osten angegriffen werden könnte. Also wurde ein Kampf-Flugzeug geplant, das den russischen MIG-Flugzeugen Konkurrenz bieten sollte.
Inzwischen aber sind die Luft-Schlachten über Europa Szenarien von gestern. Angesichts der veränderten Weltlage ist deshalb seit langem umstritten, ob die Bundeswehr wirklich 180 Kampf-Flugzeuge braucht.
Zum Schutz und für Aufklärungsflüge
Und wie sollen sie eingesetzt werden? Dazu der verteidigungspolitische Sprecher der in der großen Koalition mitregierenden CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Bernd Siebert: "Ich glaube, die allgemeine Sicherheitslage macht deutlich, dass die Anzahl der Eurofighter dringend notwendig ist, weil wir die auch bei all den Auslandseinsätzen als wichtigen Part unserer Sicherheit unserer Soldaten im Einsatz haben." Beispielsweise in Afghanistan könne er sich einen Eurofighter-Einsatz für Aufklärungsflüge und zum Schutz der Soldaten vorstellen.
Solche Waffensysteme für heutige Einsätze unbrauchbar
Die oppositionelle Partei der Grünen hat lange gegen den Eurofighter gekämpft, weil sie das milliardenschwere Rüstungsprojekt für überholt hält. Deshalb beantwortet man hier die Frage nach dem Sinn des Eurofighters auch ganz anders. In sämtlichen Konflikten, in denen sich die Bundeswehr im Moment unter UN-Mandat oder mit Bündnispartnern befinde, gäbe es nicht einen, wo man ein Waffensystem wie den Eurofighter im Einsatz brauche, sagt Andreas Bonde, verteidigungspolitischer Sprecher von Bündnis 90/die Grünen. "Weil es ein Instrument ist, bei dem im Grunde Kriegsführung zwischen hochgerüsteten Staaten betrieben wird. Aber die Einsatzszenarien, die wir heute antreffen, bei denen es um Stabilisierungsmaßnahmen geht, sind welche, in denen sie solche Waffensysteme nicht brauchen."
Sowohl in der CDU als auch bei den Grünen gibt es zumindest Übereinstimmung darin, dass der Eurofighter im Inland in einem sehr übersichtlichen Bereich eingesetzt werden könnte, und zwar zur Luft-Überwachung, auch "Air Policing" genannt.
Zweifel an der Investition
"Dafür braucht man aber keine 180 Stück, wie sie nach wie vor in den Bestellbüchern der EADS stehen", sagt Bonde von den Grünen. "Und im Grunde gibt es natürlich diejenigen Militärstrategen, die glauben, es gäbe irgendwann mal wieder die Rückkehr der Landesverteidigung, und wieder das klassische Bedrohungsszenario mit alten Kriegen, hochgerüstet zwischen Nationen. Ich halte dieses Szenario zum Glück für unrealistisch, und insofern habe ich große Zweifel dran, dass mit diesem Waffensystem sicherheitspolitisch in eine sinnvolle Richtung investiert wird."
So fließen also 21 Milliarden Euro in den nächsten Jahren in ein Projekt, das viel zu groß und den tatsächlichen Bedürfnissen der Bundeswehr viel zu wenig angepasst ist. Denn die Bundeswehr hat sich längst von einer Armee zur Landesverteidigung zu einer mobilen Einsatztruppe gewandelt, die weltweit zur Friedenssicherung eingesetzt wird. Gerade im Ausland aber braucht die Bundeswehr andere Dinge, um ihre Aufgaben zu erfüllen.