West-Antarktis könnte komplett schmelzen
2. November 2015Das Abschmelzen der Eismassen in der westlichen Antarktis ist möglicherweise nicht mehr zu stoppen. Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung warnen in einer aktuellen Studie vor dem Risiko.
Nach langer Zeit ohne Veränderung könnte "ziemlich rasch" die Stabilität der Eismassen in der westlichen Antarktis zusammenbrechen und somit das erste Element des Erdsystems unaufhaltsam kippen, so die Wissenschaftler.
Ihre Forschungsergebnisse wurden am 2. November in der Fachzeitschrift 'Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America' veröffentlicht. Sie decken sich im Tenor mit anderen wissenschaftlichen Studien aus den vergangenen Jahren, denen zufolge die Stabilität der Eispanzer in der westlichen Antarktis unwiderruflich gestört sein könnte.
Schmelze mit langfristigen Folgen
"In unseren Simulationen genügen 60 Jahre des Abschmelzens in der heute beobachtbaren Rate, um einen dann nicht mehr zu stoppenden Prozess des Eisverlustes auszulösen, der tausende von Jahren anhält", erklärt Leitautor Johannes Feldmann. Dies würde letztlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels von mindestens drei Metern nach etwa 10.000 Jahren führen. "Natürlich läuft das über sehr lange Zeiträume ab", so Feldmann. "Aber der Prozess ist unumkehrbar."
Große Teile des Eises der West-Antarktis ruhen auf einem Felsbett unterhalb des Meeresspiegels. Der Eisverlust an den Rändern des Kontinents führt dazu, dass eine immer dickere Eiskante dem wärmeren Meerwasser ausgesetzt ist und damit der Eisverlust beschleunigt wird.
Treibhausgase verringern
Aussagen zur Ursache des Stabilitätsverlusts in der West-Antarktis trafen die Forscher in der Untersuchung nicht. Es fehlten die Belege, dass dieser Vorgang durch den Ausstoß von Treibhausgasen und der damit verbundenen Erderwärmung ausgelöst worden sei.
Klar ist aber, dass ein weiterer Ausstoß von Treibhausgasen das Risiko eines Kollapses in der West-Antarktis erhöht – und damit eines unaufhaltsamen Anstiegs des Meeresspiegels", erklärt Co-Autor Anders Levermann, der auch am Weltklimabericht (IPCC) mitgearbeitet hat.
Aus diesem Grund müsse sich die Menschheit jetzt um eine rasche CO2-Reduktion kümmern. "Der Meeresspiegel steigt langsam an und zerstört Teile unseres kulturellen Erbes; Küstenmetropolen wie Hamburg und New York."