Westergaard: "Es war wirklich knapp"
2. Januar 2010Seinem Arbeitgeber, der Tageszeitung "Jyllands-Posten", sagte der 75-Jährige, der Angreifer habe "Rache" und "Blut" gerufen, während er versucht habe, in das Badezimmer einzudringen, in dem sich Kurt Westergaard und dessen Enkelin eingeschlossen hatten. "Es war beängstigend. Es war knapp. Wirklich knapp. Aber wir haben es geschafft", zitierte die Website der Zeitung Westergaard.
Nach Polizeiangaben flüchtete sich Westergaard in einen eigens gesicherten Raum, als der Bewaffnete ein Fenster seines Hauses einschlug. Zwei Minuten später seien Beamte eingetroffen. Im Haus hielt sich auch die fünfjährige Enkelin des Zeichners auf.
Geheimdienst: Enge Verbindung zu Terrorgruppen
Der aus Somalia stammende Angreifer drang am Freitagabend mit einer Axt und einem Messer in das Haus von Kurt Westergaard in Aarhus ein. Westergaard konnte Alarm schlagen, und die Polizei war binnen Minuten zur Stelle. Der Angreifer wurde von den Beamten angeschossen. Nach Behördenangaben wurde er mit Verletzungen am Knie und an einer Hand ins Krankenhaus gebracht.
Der Leiter des dänischen Geheimdienstes, Jakob Scharf, erklärte, der 28-Jährige habe enge Verbindungen zur somalischen Terrorgruppe Al Shabaab und zu El-Kaida-Führern in Ostafrika. Der Überfall auf Westergaard habe einen Terrorbezug, sagte Scharf weiter. Der Somalier stehe im Verdacht, in Terroraktivitäten in Ostafrika verwickelt gewesen zu sein. Er sei vom dänischen Geheimdienst beobachtet worden, aber nicht im Zusammenhang mit Westergaard. Er habe eine Aufenthaltsgenehmigung für Dänemark gehabt.
Muslime distanzieren sich
Der mutmaßliche Täter bleibt zunächst bis zum 27. Januar hinter Schloss und Riegel, davon die ersten zwei Wochen in Isolationshaft, entschied ein Richter. Der Mann weist den Vorwurf des Mordversuchs zurück, gibt aber zu, im Haus des Zeichners gewesen zu sein.
Eine Dachorganisation muslimischer Gruppen verurteilte den Angriff auf den Zeichner. Er distanziere sich von jeder Art von Extremismus, die zu solchen Taten führe, erklärte der dänische Verband von Muslimen am Samstag.
Mordrohungen und Boykottaufrufe
Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" hatte im September 2005 Karrikaturen des Propheten Mohammed gedruckt, die weltweit wütende Proteste von Muslimen auslösten. Bei den Ausschreitungen starben damals mindestens 150 Menschen. In zahlreichen islamisch geprägten Ländern gab es Boykottaufrufe gegen Dänemark.
Der Zeichner Westergaard erhielt Morddrohungen und steht seitdem unter Polizeischutz. Anfang 2008 nahm die dänische Polizei zwei muslimische Männer fest, die einen Anschlag auf Westergaard geplant haben sollen. Im Oktober 2009 wurden in den USA zwei weitere Männer festgenommen, die ebenfalls verdächtigt wurden, Anschläge auf den Zeichner geplant zu haben.
Autor: Michael Borgers (APD, afp, dpa, rtr)
Redaktion: Manfred Götzke