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Immer mehr schwere klimabedingte Katastrophen

13. Oktober 2020

Stürme, Überschwemmungen, Dürren, Erdrutsche und Waldbrände: Es gibt immer mehr schwere wetter- und klimabedingte Naturkatastrophen. Seit den 1970er Jahren habe sich ihre Zahl verfünffacht, ergab ein UN-Bericht.

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Kalifornien Paradise nach dem Camp Wildfire
So sah die Ortschaft Paradise in Kalifornien nach einem verheerenden Waldbrand im Februar ausBild: Getty Images/Justin Sullivan

Zum Tag der Katastrophenvorbeugung hat die Weltwetterorganisation WMO einen neuen Bericht vorgelegt. Daraus geht hervor, dass die Zahl wetter- und klimabedingter Naturkatastrophen sowie deren Schwere seit den 1970er Jahren stark gestiegen sind. Dank besserer Frühwarnsysteme ist dagegen die Zahl der Todesopfer gesunken. Trotzdem wird noch immer etwa ein Drittel der Menschen bei drohenden Überschwemmungen und Unwettern nicht ausreichend gewarnt, wie die Vereinten Nationen mitteilten.

Seit 1970 habe es gut 11.000 klima- oder wetterbedingte Naturkatastrophen gegeben, schreibt die Weltwetterorganisation (WMO). Dazu gehören Stürme, Dürren, Überschwemmungen, extreme Temperaturen, Erdrutsche und Waldbrände. Die Zahl sei seit den 1970er Jahren fast auf das Fünffache gestiegen: von damals 711 auf 3165 zwischen 2010 und 2019. Auf Wetter- und Klimaeinflüsse sind nach Angaben der WMO 80 bis 90 Prozent aller Katastrophen zurückzuführen. Der Gesamtschaden wird auf 3,6 Billionen US-Dollar geschätzt (rund drei Billionen Euro).

2018 waren nach dem Bericht 108 Millionen Menschen nach Katastrophen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Experten fürchten, dass diese Zahl bis 2030 um 50 Prozent wachsen könnte.

Insgesamt seien seit 1970 durch solche Katastrophen mindestens zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer pro Jahrzehnt ging dabei zurück - von 556.000 auf 185. 000. Laut WMO haben aber immer noch zu wenige Länder umfassende Katastrophenwarnsysteme, die es Menschen ermöglichen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Das Potenzial neuer Technologien und sozialer Medien müsse besser genutzt werden, um mehr Menschen vor nahenden Gefahren zu warnen, so die WMO.

Merkel mahnt zur Nachhaltigkeit

Unterdessen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgerufen, angesichts der Corona-Krise Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht aus dem Blick zu verlieren. Bei der aktuellen Krisenbewältigung gehe es "nicht allein darum, das Vorkrisenniveau möglichst schnell wieder zu erreichen", sagte Merkel in einer Videoansprache vor dem europäischen Nachhaltigkeitsnetzwerk European Sustainability Project. Es gehe vielmehr auch darum, "nachhaltiger und damit stärker aus dieser Krise hervorzugehen und so eben auch besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein".

Die Kanzlerin rief die europäischen Partner dazu auf, bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine "Vorreiterrolle" in der Welt einzunehmen. "Natürlich tragen wir Europäer nicht allein die Verantwortung für den Klimaschutz", sagte sie. Aber es hänge "maßgeblich von unserem Beispiel ab, ob andere Länder mitziehen oder nicht".

Klimaschützer machen Druck

Eine neue Studie des Wuppertal Instituts für Klima und Umwelt kommt unterdessen zu dem Ergebnis, dass Deutschland die Einhaltung der sogenannten 1,5-Grad-Grenze weit verfehlen wird. Ein Beitrag Deutschlands zur Einhaltung des im Pariser Klimaabkommen vereinbarten maximalen Temperaturanstiegs bis 2035 sei technisch noch möglich, erfordere aber gravierende Veränderungen in den Bereichen Verkehr, Industrie, Energiewirtschaft und Gebäude, heißt es in der Untersuchung. Sie wurde von der Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" in Auftrag gegeben.

Einige Vorschläge klingen radikal: Der innerdeutsche Flugverkehr müsse komplett eingestellt, der innereuropäische um 25 Prozent reduziert werden, heißt es etwa. Zudem dürften nur noch synthetische Kraftstoffe verwendet werden.

So müsse der Autoverkehr bis 2035 halbiert werden und der Pkw-Bestand in Städten auf ein Drittel des heutigen Standes gesenkt werden. Ein Großteil der Fahrzeugflotte müsse in den nächsten 15 Jahren aus Elektrofahrzeugen bestehen. 30 Prozent des Güterverkehrs müssten bis 2035 auf die Schiene verlagert werden.

Wind- und Solarenergie müssten jährlich um mindestens 25 bis 30 Gigawatt ausgebaut werden. Die Bundesregierung strebe derzeit nur 9,6 Gigawatt an. Zugleich müsse der CO2-Preis auf 180 Euro pro Tonne steigen und klimaneutrale Produktionsprozesse in der Industrie eingeführt werden. Die Bundesregierung plant aktuell einen Höchstpreis von 65 Euro.

kle/fab (epd, dpa, afp)