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WHO empfiehlt frühe Aids-Behandlung

30. Juni 2013

Die Weltgesundheitsorganisation will die Zahl HIV-Infizierten weltweit verringern. Damit das besser gelingt, sollten die Patienten schon sehr viel früher mit Medikamenten versorgt werden.

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Gesicht mit Aids-Schleife (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ihre Richtlinien für die Behandlung von HIV-Patienten geändert. Sie empfiehlt jetzt, deutlich früher mit der Therapie zu beginnen. Damit könnten bis 2025 drei Millionen Todesfälle und 3,5 Millionen Ansteckungen verhindert werden, teilte die WHO in Genf mit.

Fast zehn Millionen Aids-Patienten halten die tödlichen Viren in ihrem Körper mit Medikamenten im Griff. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Menschen, die eine lebensverlängernde Therapie erhalten, bis Ende 2012 im Vergleich zum Vorjahr um gut 1,6 Millionen. Für die WHO sind diese Zahlen ein weiterer Fortschritt im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit.

Frühere Behandlung hemmt Übertragung des Virus

HIV-Infizierte müssen ein Leben lang täglich sogenannte antiretrovirale Medikamente einnehmen, die die Ausbreitung der Viren im Körper hemmen. Ein Infizierter ist auf die Arzneien angewiesen, sobald die tödliche Immunschwäche ein gewisses Stadium überschritten hat. Sonst treten ernste Krankheitssymptome auf.

Um die Therapie wirksamer zu machen, soll sie laut WHO früher als bisher beginnen. Nach den neuen Empfehlungen soll die Behandlung starten, wenn das Immunsystem des Infizierten noch stark ist. Dadurch verringere sich vor allem das Risiko der Übertragung des Virus von infizierten Menschen auf nichtinfizierte Menschen. Weiter empfiehlt die WHO, die Therapie auszuweiten und alle HIV-Infizierten aus folgenden Gruppen zu erfassen: Kinder unter fünf Jahren, schwangere Frauen, stillende Mütter und Männer oder Frauen, die mit einem nichtinfizierten Partner leben.

Lege man die neuen Empfehlungen zugrunde, müsste die Therapie bei 26 Millionen Menschen angewendet werden, betonte die WHO. Bislang werden nach WHO-Angaben knapp zehn Millionen Menschen mit antiretroviraler Therapie behandelt. Nach den neuen Regelungen müssten zusätzlich gut neun Millionen Infizierte mit Medikamenten versorgt werden. Schätzungen zufolge werden sieben Millionen Infizierte von den Medizienern gar nicht erst erreicht.

Mann bekommt eine antiretrovirale Tabeltte zur Behandlung seiner HIV-Infektion (Foto: dpa)
Ein Aids-Patient bekommt antiretrovirale MedikamenteBild: picture alliance/dpa

Experten: Nutzen nicht erwiesen

Die Kosten der antiretroviralen Behandlung in den armen Ländern sind inzwischen laut WHO stark gesunken. Kostete eine Therapie 2003 etwa 10.000 US-Dollar pro Jahr, veranschlagen die Experten heute nur noch 100 bis 150 Dollar. In Entwicklungsländern werden vier von fünf Therapien durch internationale Geber bezahlt.

Nach Angaben deutscher Aids-Experten gibt es jedoch keinen Nachweis, dass Infizierte von einem früheren Therapiebeginn profitieren. "Es ist unklar, welche Folgen ein früherer Behandlungsbeginn hat", sagte Aids-Experte Ulrich Marcus vom Robert Koch-Institut in Berlin. "Man muss eventuell länger mit Nebenwirkungen leben." Dazu können Störungen der Nieren-Funktion, des Knochenstoffwechsels und des Fettstoffwechsels gehören. Der Nutzen für andere sei aber unbestritten: wenn Infizierte wirksam behandelt werden, sinke das Risiko deutlich, dass sie andere anstecken.

Die WHO verkündete die neuen Richtlinien zum Auftakt des Kongresses der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS) in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Nach den Empfehlungen richten sich Gesundheitsdienste in aller Welt. Weltweit leben mehr als 34 Millionen Menschen mit HIV, davon 69 Prozent in Afrika südlich der Sahara. Zur Zeit läuft eine große Studie, die nachweisen soll, ob ein früher Behandlungsbeginn Vorteile für die Patienten bringt.

as/kis (dpa, epd, ape, afpe)