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WHO hat kläglich versagt

11. Mai 2015

Die Weltgesundheitsorganisation hatte einst einen guten Ruf. Doch der ist mit der Ebola-Krise endgültig ruiniert. Die UN-Organisation war der Seuche nicht gewachsen, wie Experten bilanzieren. Sie fordern Konsequenzen.

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Eine Patientin in Liberia nimmt an einem Impfprojekt gegen Ebola teil (Foto: AP)
Eine Patientin in Liberia nimmt an einem Impfprojekt gegen Ebola teilBild: picture-alliance/AP Photo/A. Dulleh

Bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach einer Untersuchung unabhängiger Experten kläglich versagt. In ihrem jetzt veröffentlichten Bericht werfen die Fachleute der WHO vor, auf Warnungen von Hilfsorganisationen vor einer dramatischen Ausbreitung des Ebola-Virus viel zu spät und nicht entschlossen genug reagiert zu haben.

Bis heute starben in Guinea, Liberia und Sierra Leone insgesamt mehr als 11.000 Menschen. Rund 26.000 Menschen haben sich mit dem Virus infiziert, seit die Krankheit im Dezember 2013 ausbrach. Inzwischen hat sich die Situation wieder entschärft. Liberia wurde kürzlich von der WHO für Ebola-frei erklärt.

"Monate verstreichen und die Menschen sterben"

Das Expertengremium unter Leitung der ehemaligen Chefin der britischen Hilfsorganisation Oxfam, Barbara Stocking, dokumentiert in seinem Bericht auch die eigene Fassungslosigkeit. So heißt es, angesichts vorhandener Erfahrungen mit Virus-Ausbrüchen sei es "erstaunlich, dass die WHO bis August brauchte, um zu erkennen, dass sich die bisher komplexeste Ebola-Epidemie nur dann unter Kontrolle bringen lässt, wenn für Überwachung, Mobilisierung und die richtige medizinische Versorgung gleichzeitig gesorgt wird". Erst im August hatte die WHO dem Drängen von Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) nachgegeben und den Internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Spätestens ab Mai 2014 bis weit in den Juli seien bei der UN-Organisation immer wieder Warnungen vor dem gewaltigen Ausmaß der Epidemie eingegangen, die jedoch "nicht zu einer effektiven und adäquaten Reaktion" geführt hätten, kritisiert der Bericht weiter. Dadurch seien nichtstaatliche Organisationen, die in den betroffenen Ländern Hilfsprojekte unterstützten, "mit einer Situation konfrontiert worden, auf die sie nicht vorbereitet waren".

"WHO muss reformiert werden"

Die Fachleute machen deutlich, dass die WHO grundlegend verändert werden müsse. Nur so könne die Weltgemeinschaft künftige Epidemien effizient bekämpfen. Schweren Krankheiten oder Seuchen müsse eine WHO gegenüberstehen, die die Führungsrolle im globalen Gesundheitswesen ausfülle. Zugleich regen die Experten an, innerhalb der Weltgesundheitsorganisation eine gesonderte Einheit für Krisenmanagement einzurichten.

Noch im April prägten solche Szenen das Straßenbild in Monrovia, der Hauptstadt Liberias (Foto: epa)
Noch im April prägten solche Szenen das Straßenbild in Monrovia, der Hauptstadt LiberiasBild: picture-alliance/dpa/A. Jallanzo

Die Studie war im März 2015 auf Forderung zahlreicher der 194 WHO-Mitgliedstaaten in Auftrag gegeben worden, um die Gründe für die Fehlentscheidungen zu analysieren. Die Empfehlungen werden der 68. Weltgesundheitsversammlung vorgelegt, die vom kommenden Montag an in Genf tagt. Sie ist das höchste Entscheidungsgremium der Organisation.

In Erwartung des Expertenberichts hatte die WHO Mitte April bereits selbst schwere Fehler bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie eingestanden. Zugleich versprach sie eine anderen Umgang mit Seuchen. "Wir werden unsere Arbeitsweise verändern", meinte WHO-Chefin Margaret Chan und betonte ihrerseits, die Organisation müsse grundlegend reformiert werden.

se/rb (dpa, afp)