Wie aus einem Kaktus edles Leder wird
Veganer müssen nicht länger auf Lederklamotten verzichten. Das Material lässt sich herstellen, ohne dass ein einziges Tier leiden muss. Die Alternative kommt aus Mexiko: Leder aus Kakteen.
Die Idee
Sei es für Schuhe, Taschen, Jacken oder Sessel - um Leder herzustellen, benötigte man bislang die Haut von Tieren. Adrian Lopez Velarde (links) und Marte Cazarez wollten das ändern. Die Idee der beiden Mexikaner, die zuvor in der Möbel-, Auto- und Modeindustrie gearbeitet hatten: Warum nicht die Haut von Pflanzen verwenden, die in ihrer Heimat massenhaft wachsen? Kakteen.
Das Tier als Rohstoffquelle
Diese Damen klammern sich noch an Taschen aus traditionell hergestelltem Leder. Nach Schätzungen der Tierschutzorganisation PETA wird jedes Jahr die Haut von mehr als einer Milliarde Tiere verarbeitet, um den Lederbedarf der Welt zu stillen. Ein Großteil des Leders wird aus Rinder- und Kalbsfellen hergestellt. Aber auch Schafe, Lämmer, Ziegen und Schweine werden verwendet.
Pflanzen mit Potenzial
Hier sieht man den Rohstoff, den Adrian Lopez Velarde und Marte Cazarez verwenden, und ihr Produkt "Desserto". Es soll ähnliche Eigenschaften wie Leder haben, was Flexibilität, Atmungsaktivität und Haltbarkeit angeht. Nach Angaben der Hersteller ist die Alternative zum Teil biologisch abbaubar. Das fertige Kaktusleder enthält auch Kunststoffe.
Kakteen und ihre natürliche Umgebung
Die für das Lederimitat genutzte Kaktusart wächst in dem zentralmexikanischen Bundesstaat Zacatecas. Die Pflanzen sind sehr widerstandsfähig und überleben auch kalte Winter. Weiterer Vorteil sind die für diese Art gut geeigneten Böden in Zacatecas, die reich an Mineralien sind. Beim Anbau sind deshalb nur wenig Bewässerung und kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nötig.
Keine stachelige Angelegenheit
"Der sticht, sticht, sticht!", haben schon die Comedian Harmonists gesungen. Für die Alternativproduktion in Mexiko werden Opuntien genutzt. Die Zahl ihrer Stacheln ist überschaubar und sie sind niedrig genug für eine einfache Ernte. Sobald die reifen Blätter geschnitten sind, werden sie drei Tage lang in der Sonne getrocknet - solange, bis die Weiterverarbeitung möglich ist.
Eine Wüste als Anbaugebiet
Die Farmer gehen auch bei der Ernte in der trockenen Gegend schonend vor. Die reifen Blätter werden vorsichtig abgeschnitten, damit der Kaktus an sich keinen Schaden nimmt. Übrigens: Diese Opuntien, die man in Mexiko Nopal nennt, lassen sich auch prima in der Küche verarbeiten. Man kann zum Beispiel aus den Blättern einen Salat machen.
Preisgekröntes Produkt
Die Arbeit, die Adrian Lopez Velarde und Marte Cazarez in die Entwicklung gesteckt haben, zahlt sich aus. Ihr Kakteen-Leder überzeugt auch die Fachwelt. Mitte März wurden sie in München mit dem "Green Product Award" in der Kategorie "Material" ausgezeichnet. Mit dem Preis werden Firmen gewürdigt, die innovative und nachhaltige Produkte, wie diese Desserto-Handtasche, auf den Markt bringen.