Wie gefährlich ist Klonfleisch?
8. September 2015Ja! Wir essen jetzt schon Fleisch von geklonten Rindern und Schweinen.
Bisher gilt: Das Klonen zum Verzehr ist in der EU zwar verboten, wir importieren aber Eizellen, Sperma und Milch von geklonten Tieren, vor allem aus den USA. Mit dem Sperma werden hier weibliche Tiere befruchtet. Dafür gibt es bislang keine Kennzeichnungspflicht. Im Augenblick könnten wir also - ohne es zu wissen - Fleisch von geklonten Tieren kaufen. Doch wo liegen die Risiken dieser Technik?
Schmeckt geklontes Fleisch anders?
Im Supermarkt bekommt man kein Fleisch von geklonten Tieren - das wäre viel zu teuer - sondern von deren Nachkommen. Nach derzeitigem Forschungsstand ist es absolut identisch mit herkömmlichem Fleisch, für den Verbraucher soll es kein besonderes Risiko geben. "Wir wissen aber zu wenig über Klonfleisch", sagt Christoph Then von Testboitech, einem unabhängigen Bio-Forschungsinstitut. "Wir sollten abwarten bis es weitere Forschungsergebnisse gibt, bis wir es essen."
Der Marktanteil von Klonfleisch wird nicht erfasst und ist bislang noch sehr gering.
Gibt es Risiken für die Tiere?
Ja, die gibt es. Geklonte Tiere sind anfälliger für Krankheiten, außerdem gibt es oft Komplikationen bei ihrer Geburt und vielfach Mißbildungen. Kritiker wie Christoph Then haben deswegen vor allem ethische Bedenken: "Auch die Leihmütter der Klone haben gesundheitliche Probleme. Die Tiere leiden mehr". Nach Angaben des Bundesforschungsinsituts für Tiergesundheit haben die Nachkommen geklonter Tiere aber keine besonderen gesundheitlichen Probleme. Es bleibt also allein die ethisch-moralische Fragen: Dürfen wir das?
Warum die Kennzeichnungspflicht?
Weil durch den Import von Sperma geklonter Tiere immer mehr geklontes Zuchtmaterial in die EU eingeführt wird. Wenn geklonte Tiere nicht gekennzeichnet werden und die Herkunft des Fleisches nicht genau zurückverfolgt wird, kann man schon in wenigen Jahren nicht mehr sicher sein, welches Steak von einem geklonten Tier stammt und welches nicht. Im Zweifelsfall könnte man die Herkunft nicht ermitteln.
Genau deswegen lehnt Björn Petersen vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit die Kennzeichnung ab: "Es macht nur Sinn etwas zu kennzeichnen, was man auch überprüfen kann. Ich könnte aber niemals nachweisen, ob ein Kalb von einem klassisch gezüchteten Muttertier abstammt oder von seinem Klon. Wenn wir Missbrauch nicht ausschließen können macht die Kennzeichnung keinen Sinn." Da es kein nachgewiesenes gesundheitliches Risiko gibt, sieht das Institut auch keinen Handlungsbedarf.
Warum überhaupt Klonen?
Klonen ist noch nicht profitabel und bislang ein sehr ineffizienter Prozess. Der technische Aufwand ist höher als bei der klassischen Zucht. Reines Fleisch von Klonen wird nie in den Kühlregalen landen. Es gibt jedoch Nischenmärkte: "Züchter wollen vielleicht ein Backup ihres besten Bullen, oder sie möchten eine höhere Nachfrage nach Zuchtsperma befriedigen", so Petersen.
Technisch machbar sind auch gezielt herbei geführte Mutationen die beispielsweise mehr Fleisch liefern. In der EU sind solche Zuchten verboten aber auch hier ist der Nachweis schwierig: Was ist durch klassische Zucht entstanden, was durch gezielte Eingriffe ins Genom? "Die Forscher machen im Prinzip dasselbe wie die Züchter in den vergangenen Jahrhunderten - nur schneller." In Zukunft müsse man sich damit beschäftigen, wie man mit diesen Tieren verfahren will, sagt Petersen, nämlich ob sie auf den Teller kommen oder nicht.
Falls sich die EU-Kommission jedoch dagegen entscheiden sollte, wird es kaum zu verhindern sein, dass Turbo-Züchtungen aus den USA oder China in der EU landen.
Wie geht es weiter?
EU-Parlament und EU-Kommission müssen sich einigen. Das Parlament fordert ein weitreichendes Verbot von Produkten von Klontieren und ihren Nachkommen, sowie von Sperma und Eizellen für Zuchtzwecke. Die Kommission möchte kein Verbot. Wenn es nach der Bevölkerung ginge wäre das Ergebnis klar: Laut Meinungsumfrage des Eurobarometers ist eine klare Mehrheit für eine Kennzeichnungspflicht. Damit wäre Klonfleisch zwar nicht verboten aber jeder könnte selbst entscheiden, ob er es isst oder nicht - wenn die Labels korrekt sind.