1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie gesund ist Yoga?

17. Juni 2015

Yoga bringt Körper, Geist und Atem in Einklang. Entstanden in Indien, begeistert die Lehre heute Menschen weltweit. Yoga-Expertin Anna Trökes erklärt, wie man Yoga praktizieren sollte, damit die Gesundheit profitiert.

https://p.dw.com/p/1FiUY
Anna Trökes, Yoga-Expertin
Bild: kunstschuetzen.de

DW: Was bringt Yoga für die Gesundheit?

Anna Trökes: Man kann zu Recht sagen, dass die meisten Erkrankungen heute irgendwie mit Stress zusammenhängen. Das Leben stresst die Menschen und dieser Stress schlägt sich auf allen Ebenen des Körpers nieder: auf das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem beispielsweise. Yoga hat seit Jahrtausenden hervorragende Coping-Strategien entwickelt, das heißt Bewältigungsstrategien, die man in belastenden stressigen Zeiten einsetzen kann.

Bei welchen Erkrankungen hilft Yoga wissenschaftlich nachweisbar?

Yoga wirkt nachweislich bei allen stressinduzierten Erkrankungen, zum Beispiel bei Unregelmäßigkeiten des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, bei Autoimmunerkrankungen, Depressionen, innerer Unruhe, Burnout. Und auch bei Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Reizdarm. Yoga arbeitet dabei nicht an den Symptomen, sondern an den Ursachen.

Was passiert bei Yoga im Körper?

Das Wichtigste an der Yoga-Praxis ist, dass sie den Körper über die Synchronisation von Atmung und Bewegung zurückbringt in einen stabilen, ruhigen und entspannten Zustand. Wenn wir Stress haben, springt das sympathische Nervensystem an. Damit es sich nicht weiter hochschaukelt und wir den Stress als erschöpfend empfinden, benötigen wir regelmäßig dämpfende Aktionen, die die Stress-Reaktion unterbrechen. Wenn wir immer wieder die Erfahrung machen, dass uns das mit Hilfe bestimmter Yoga-Übungen gelingt, entsteht eine Empfindung von Selbstwirksamkeit. Ich habe das Gefühl, ich kann etwas tun und das mindert den Stress. Dann plagt der Stress mich nicht so.

Wie sollte man Yoga praktizieren, damit es der Gesundheit etwas bringt?

Die Art und Weise des Übens ist wichtig. Wenn ich mit einem Leistungsgedanken auf die Matte gehe und denke 'ich muss etwas schaffen, es muss so aussehen, ich muss es bis dann können', dann wirkt Yoga nicht. Man sollte die Yoga-Praxis benutzen, um zu sich zu kommen, um zu entschleunigen, um Achtsamkeit zu üben. Die Achtsamkeit ist der Dreh- und Angelpunkt. Sonst kann sich die Yoga-Praxis sogar eher ungünstig auswirken.

Wie oft und wie intensiv muss man denn trainieren, bis eine gesundheitliche Wirkung folgt?

Mäßig und regelmäßig zu trainieren bringt erwiesenermaßen am meisten. Die Viertelstunde oder zwanzig Minuten, die man sich regelmäßig drei bis fünf Mal pro Woche nehmen kann, die bringen es. Ich empfehle zusätzlich noch einmal in der Woche zum Yoga-Unterricht gehen, weil es Spaß macht.

Könnte man statt Yoga auch andere Gymnastik machen? Was ist das Besondere?

Das Besondere ist die Achtsamkeit. Achtsames Tai Chi ist auch wunderbar, achtsames Qi Gong ist auch extrem heilsam. Alles, was mit Achtsamkeit gemacht wird, ist prima. Achtsamkeit bedeutet: ich bin bewusst bei dem, was ich tue. Wer die Yoga-Übungen entschleunigt und mit Bedacht macht, bringt sich zudem noch in eine meditative Verfassung.

Gibt es Menschen, denen Sie von Yoga abraten?

Leute mit handfesten Psychosen würde ich persönlich weitervermitteln an speziell ausgebildete Psychiater. Bei allen anderen Vorerkrankungen lässt sich das Training anpassen. Es ist nur wichtig, den Trainer darauf aufmerksam zu machen. Ich habe die letzen Monate in Gips und Rollstuhl verbracht und habe die ganze Zeit Yoga unterrichtet.

Gibt es Grundregeln, damit man sich beim Yoga nicht verletzt?

Unachtsame Yoga-Praxis, leistungsorientierte Yoga-Praxis und schnelle Yoga-Praxis, sind potentiell gefährlich.

Welche kurze Übung aus dem Yoga kann den Stress unterbrechen?

Kurz mal eine Pause zu machen für eine Drei-Minuten-Meditation: Sich locker hinsetzen und auf den Atem konzentrieren. Dann beim Einatmen die Arme heben und dann beim Ausatmen die Arme senken, einige Male. Und sich dann nur noch auf den Atem konzentrieren. Das ist alles.


Anna Trökes unterrichtet seit über 40 Jahren Yoga und bildet seit über 30 Jahren Yoga-Lehrer aus. Sie hat eine Vielzahl von Büchern rund um das Thema Yoga veröffentlicht. Anfang August erscheint im Herder-Verlag ihr neuestes Buch „Anti-Stress-Yoga“.
http://www.prana-yogaschule.de/


Das Interview führte Dorothee Grüner