Wie hart werden die Doping-Sanktionen gegen Russland?
26. November 2019Im russischen Sport wächst die Sorge vor der drohenden Vier-Jahres-Sperre für alle Athleten des Landes. Juri Ganus, Chef der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA forderte Staatspräsident Wladimir Putin auf, sich einzuschalten. "Präsident Putin muss eingreifen. Ehrlicherweise warte ich darauf", sagte Ganus der französischen Nachrichtenagentur AFP. "Wir stürzen in eine neue Phase von Russlands Dopingkrise. Das ist die Realität." Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach gegenüber der Agentur Interfax von einer Kampagne. Es könne nicht sein, dass Russland immer schuld sei und gegen alles verstoße, "und alle anderen nach den Regeln leben, die sie selbst aufgeschrieben haben".
Olympia-Aus und Ausschluss von der Fußball-EM?
Die unabhängige Prüfkommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte den Ausschluss russischer Sportler von allen internationalen Wettbewerben empfohlen - "wegen extrem ernster Verstöße" in der Affäre um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor. Hunderte auffälliger Testbefunde sollen gelöscht worden sein. Folgt das WADA-Exekutivkomitee bei seiner Sitzung am 9. Dezember in Paris der Empfehlung der Kommission, droht Russland das Olympia-Aus sowohl für die Sommerspiele 2020 in Tokio als auch für die Winterspiele 2022 in Peking. Auch Russlands Beteiligung an der Fußball-EM im kommenden Sommer mit seiner Mannschaft und auch als einer der zwölf Gastgeber in St. Petersburg steht infrage.
UEFA lehnt Kommentar ab
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) wollte sich "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" nicht zu den Konsequenzen der möglichen WADA-Entscheidung äußern. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bezeichnete die "offensichtliche Manipulation" der Daten in Russland als "Angriff auf die Glaubwürdigkeit des Sports und eine Beleidigung für die weltweite Sport-Bewegung". Das IOC werde "die härtesten Sanktionen gegen alle Verantwortlichen dieser Manipulation unterstützen".
Freitag: "Messen noch nicht gesungen"
Für Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, zeigen die Empfehlungen der WADA-Prüfkommission "eine erhebliche Schärfe". Beschlossen sei aber noch nichts. "Mit anderen Worten: Die Messen sind noch nicht gesungen", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Es sei hinlänglich bekannt, dass IOC-Präsident Thomas Bach von einem Ausschluss Russlands wenig halte und diese Botschaft nicht nur die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees im WADA- Exekutivkomitee erreichen werde, so Freitag: "Sollte das Gremium aber auch nur einen Millimeter von den Empfehlungen abweichen, wäre das nicht nur eine ausgesprochene Respektlosigkeit gegenüber der hochkarätig besetzten Prüfkommission."