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Wie hängen Waldbrände mit steigenden Temperaturen zusammen?

Louise Osborne | Holly Young
13. Januar 2025

Riesige Feuer, die Städte und Landschaften verschlingen, sind in den letzten Jahren häufiger geworden, wie zuletzt in Los Angeles. Das wird oft dem Klimawandel zugeschrieben. Aber ist das immer der Fall?

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USA Los Angeles 2025 | Waldbrände in Kalifornien
Los Angeles County: Ein Haus steht in der Gegend von Altadena in FlammenBild: Josh Edelson/AFP

In Teilen von Los Angeles wüten weiterhin Waldbrände, die mindestens 24 Menschenleben gefordert und mehr als 12.000 Häuser und Gebäude zerstört oder beschädigt haben. Gleichzeitig bestätigte der Copernicus Climate Change Service der Europäischen Union am Freitag, dass 2024 offiziell das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war.

Es ist noch zu früh, um die Rolle der steigenden globalen Temperaturen bei den Bränden in Los Angeles endgültig zu bestimmen. Denn nicht alle Waldbrände können mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Studien der World Weather Attribution (WWA), einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die extreme Wetterereignisse analysieren, haben jedoch Zusammenhänge zwischen der globalen Erwärmung und einer Reihe von Großbränden festgestellt. 

Großbrände mit Zusammenhang zum Klimawandel 

Im brasilianischen Pantanal-Feuchtgebiet kam es im vergangenen Juni zu verheerenden Waldbränden,  die innerhalb eines Monats rund 440.000 Hektar Land vernichteten. Die Brände traten außerhalb der üblichen Feuersaison auf. 

Menschen stehen auf und neben zwei roten Feuerwehrautos und betrachten eine grosse Rauchwolke über einem brennenden Waldstück Kanada | Waldbrand in British Columbia
Waldbrände verwüsteten 2023 in Kanada riesige GebieteBild: Kamloops Fire Rescue/Handout/REUTERS

Die Wissenschaftler der WWA stellten auch einen Zusammenhang zwischen den steigenden globalen Temperaturen und den Waldbränden her, die im späten Frühjahr 2023 über den Osten Kanadas hinwegfegten.

Da Mai und Juni 2023 die bis dahin wärmsten Monate seit 1940 waren, schlossen die Forscher, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit der Bedingungen, die die verheerenden Brände auslösten, mehr als verdoppelt hat. Die kanadischen Brände waren so verheerend, dass sie für mehr als ein Viertel aller weltweiten Waldverluste im Jahr 2023 verantwortlich waren.

Waldbrände gibt es in Kalifornien schon länger regelmäßig , insbesondere im Sommer und Herbst. Doch der Klimawandel hat die verbrannten Flächen in diesem Bundesstaat in den letzten Jahrzehnten um 172 Prozent vergrößert, wie eine Analyseaus dem letzten Jahr zeigt.

Insgesamt breiten sich Waldbrände in vielen Regionen der Welt immer weiter aus, ihre Zahl hat sich in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt. Die Brände wurden auch immer intensiver.

zwei verzweifelte Frauen mit Schutzmasken umarmen sich auf der Strasse vor einem brennenden Haus in Los Angeles Themenpaket Feuer Los Angeles Hollywood Kalifornien
Waldbrände kommen in Kalifornien regelmäßig vor, doch der Klimawandel führt dazu, dass die verbrannten Flächen immer größer werdenBild: David Swanson/REUTERS

Auch die Häufigkeit von Waldbränden nimmt zu: Eine Studie zeigt, dass heute mindestens doppelt so viele Bäume durch Brände vernichtet werden wie vor 20 Jahren. Etwa 70 Prozent der Waldflächen, die zwischen 2001 und 2023 den Flammen zum Opfer fielen, befanden sich in Ländern mit großen borealen Wäldern, wie Kanada und Russland. Der Klimawandel wird als Hauptursache für diese Brandaktivität angesehen. 

Wie wirken steigende Temperaturen auf Waldbrände?

Waldbrände selbst werden nicht durch den Klimawandel verursacht, die meisten werden durch menschliche Aktivitäten ausgelöst.  

Die Nutzung fossiler Brennstoffe, wodurch Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre gepumpt werden, hat jedoch zu einem Anstieg der globalen Temperaturen und zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit und Intensität von extremer Hitze geführt.

Ein wärmerer Planet kann das sogenannte Feuerwetter verschlimmern. Denn er schafft die idealen heißen, trockenen und windigen Voraussetzungen für die Ausbreitung von Flammen.

Trockenheit, die zu Dürre führen kann - also eine unterdurchschnittliche Niederschlagsmenge in einer bestimmten Region - ist schwieriger mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Die Ursachen können von der Art und dem Ort der Dürre abhängen.

So hängen laut Wissenschaft Dürreperioden, die mit geringer Bodenfeuchtigkeit einhergehen, deutlicher mit dem Klimawandel zusammen als solche, die durch niedrige Grundwasser- oder Flusspegel verursacht werden. Diese Art von Dürren bedroht besonders den Westen Nordamerikas, den Mittelmeerraum, Teile Afrikas und den Nordosten Südamerikas. 

Im Fall der Brände in Los Angeles war laut Forschern ein rascher Wechsel zwischen extrem nassem und sehr trockenem Wetter eine Hauptursache. Dieser Wechsel wird auch als "hydroklimatischer Peitschenhieb" bezeichnet. 

Laut einer letzte Woche veröffentlichten Studie förderte ein ungewöhnlich nasser Winter in den Jahren 2022/2023 das Wachstum von Gras und Buschwerk in der Gegend. Durch einen rekordtrockenen Sommer im Jahr 2024 und einen späten Beginn der Regenzeit in diesem Jahr wurden diese Pflanzen zu potenziellem Brandmaterial.

Durch den Klimawandel verlängern sich auch die Jahreszeiten für Waldbrände weltweit um durchschnittlich zwei Wochen. Und es brennt nicht mehr nur in den Zeiträumen, die bisher als typische Brandzeiten galten, wie die Feuer in Kalifornien in diesem Jahr zeigen. 

Nach Angaben des World Resources Institute, einer in den USA ansässigen Forschungsorganisation, gab es in Los Angeles seit Neujahr 40 Mal so viele Feuerwarnungen wie im gleichen Zeitraum von 2012 bis 2024. 

Ein Hubschrauber lässt Wasser über einem rauchenden Waldgebiet ab. Griechenland Waldbrände in der Nähe von Korinth
Weil Brände immer häufiger und intensiver werden, weitet Europa Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung ausBild: Nikos Christofakis/REUTERS

Was kann getan werden?

Da die meisten Brände durch menschliche Aktivitäten ausgelöst werden, müssen mehr Mittel für Frühwarnsysteme, mehr Leitlinien für die Waldbewirtschaftung und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit bereitgestellt werden, erklärte Julie Berckmans, Expertin für die Bewertung von Klimarisiken bei der Europäischen Umweltagentur, letztes Jahr gegenüber DW. 

In Europa, wo Waldbrände auch immer häufiger, intensiver und großflächiger auftreten, verstärken die Behörden die Brandbekämpfung. Im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens und der RescEU-Programme, die die Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung extremer Brände unterstützen, wird die Flotte von Flugzeugen, Hubschraubern und Feuerwehrleuten bis 2023 verdoppelt, und es werden 600 Millionen Euro (615 Millionen US-Dollar) bereitgestellt, um bis 2030 Kapazitäten auszubauen.

Einige Experten sind jedoch der Meinung, dass deutlich mehr Mittel in die Brandverhütung investiert werden müssen. Dazu gehört die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Wälder durch die Abkehr von Monokulturen, die Verringerung der Abstände zwischen den Bäumen ebenso wie die Reduzierung der Bodenvegetation durch gezieltes Abbrennen sowie die Einführung von Weidetieren wie Schafen und Rindern.

Es sei auch wichtig, die Bürger zu einem vorsorglichen Verhalten zu ermutigen, erklärte Alexander Held, ein führender Experte des Europäischen Forstinstituts, letztes Jahr gegenüber der DW. Die Vermeidung von brennbaren Pflanzenarten in Gärten, die Reinigung von Dachrinnen und die Beseitigung von Gartenabfällen in der Nähe von Gebäuden können dazu beitragen, den verfügbaren Brennstoff für Brände zu reduzieren. 

Andere argumentieren, die Welt müsse dringend aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen. Unter Hinweis auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Waldbränden forderte die Union of Concerned Scientists, eine in den USA ansässige wissenschaftliche Organisation, im vergangenen Jahr die Vorstandsvorsitzenden der führenden Unternehmen für fossile Brennstoffe auf, ihre Emissionen zu senken.

Adaption aus dem Englischen: Anke Rasper 

Bearbeitet von: Tamsin Walker

Tausende auf der Flucht vor Bränden in Los Angeles

Holly Young Holly Young ist Klimareporterin bei der DW Umweltredaktion in Berlin.@holly_young88