Sauschlau - so intelligent sind Tiere
Sie malen, sie rechnen, sie unterscheiden Sprachen und erkennen sich selbst im Spiegel: Viele Tiere besitzen eine erstaunliche Intelligenz. Dabei sind Tauben wohl klüger, Delfine eventuell weniger schlau als gedacht.
Tumbe Taube? Von wegen!
Tauben gelten landläufig nicht als besonders schlau. Doch die als "Ratten der Lüfte" beschimpften Vögel können Rechtschreibung lernen und dann falsch geschriebene Wörter erkennen. Sie unterscheiden Bilder von Monet und Picasso und sind im Multi-Tasking teils schneller als Menschen. Und Tauben haben zwar viel kleinere Hirne als Menschen, doch dafür sechsmal mehr Nervenzellen pro Kubikmillimeter.
Was heißt eigentlich "intelligent"?
Intelligenz bedeutet laut Wissenschaft die Fähigkeit, Probleme zu lösen und Zusammenhänge zu erkennen. Als schlau gelten Tiere, die Probleme nicht schematisch lösen, sondern frühere Erfahrungen auf eine neue Situation übertragen und dabei neue, kreative Lösungen entdecken. Auch die Umwelt richtig einzuschätzen und vorauszuplanen gilt als intelligent. Zeitung lesen können Hunde jedoch nicht.
Raben: so schlau wie Menschenaffen
Das gilt zumindest beim Hütchen-Spiel, wenn sie verstecktes Futter finden müssen. Rabenvögel können zählen und Werkzeuge bauen. Sie versetzen sich in Artgenossen hinein und handeln strategisch: Fühlen sie sich etwa beim Anlegen eines Futterverstecks beobachtet, verstecken sie das Futter später neu. Raben erkennen sich sogar selbst im Spiegel, was auf ein Ich-Bewusstsein schließen lassen könnte.
Putzerfische und der Spiegeltest
Zweifel, dass ein Erkennen des eigenen Spiegelbilds tatsächlich auf ein Ich-Bewusstsein hinweist, brachte ein Versuch mit Putzerlippenfischen. Die kleinen Fische erkannten im Spiegel eine auf ihrem Körper aufgebrachte Markierung und versuchten, sie abzustreifen. Eventuell verstanden die Fische einfach die Funktion des Spiegels und betrachteten Teile ihres Körpers, die sie sonst nicht sahen.
Meerestiere - nicht so schlau wie Landtiere
Bleiben wir unter Wasser. Hier sind nicht die schlausten Tiere zu Hause. Der Grund, so eine Studie aus den USA, sei die in der Regel eintönige Umgebung im Ozean, die den meisten Meerestieren kognitiv wenig abverlange. An Land ist die Umgebung meist unübersichtlicher, hier hilft stereotypes Verhalten nicht weiter, kluge Lösungen sind gefragt. Das fördert die Entwicklung von Intelligenz.
Clevere Kraken: Gehirn in acht Armen
Intelligenz hilft auch im Wasser: Kraken, die im Riff leben, müssen in einer unübersichtlichen Umgebung klarkommen. Vielleicht sind die Kopffüßler deswegen so schlau - so nutzen sie Werkzeuge, lösen komplexe Aufgaben und lernen im Labor durch Beobachten von Artgenossen neue Verhaltensweisen. Zwei Drittel der Nervenzellen der wirbellosen Tiere sitzen übrigens in ihren Armen, der Rest im Gehirn.
Wie intelligent sind Delfine?
Lange galten Delfine als extrem schlau. Dann stellte man fest: Ihre Großhirnrinde, die bei Säugetieren als Intelligenzzentrum gilt, ist dünner als bei anderen Säugern. Seitdem ist eine leidenschaftliche Debatte um die Intelligenz der Meeressäuger entbrannt. Unbestritten ist: Delfine sind ausgesprochen sozial, kommunikativ, haben ein gutes Gedächtnis und geben sich gegenseitig individuelle Namen.
Erstaunliche Elefanten
Elefanten gelten als sehr intelligent. Ihren einzigen Feinde, die Menschen, teilen die Dickhäuter in gefährliche und ungefährliche ein. Sie fliehen, wenn sie männliche Massai sehen, denn einige jagen Elefanten. Nähern sich Mitglieder des Bauernvolkes der Kamba, bleiben die Tiere ruhig. Beim Wandern zwischen Schutzgebieten eilen Elefanten an menschlichen Siedlungen vorsichtshalber schnell vorbei.
Schweine sind sauschlau
Schweine zählen zu den schlausten Säugetieren. Sie lernen Kommandos, hören auf individuelle Namen und verstehen komplexe Fragen von Ursache und Wirkung. So brachten Forschende Schweinen bei, einen Joy-Stick zu bedienen und fanden heraus: Die Tiere begriffen den abstrakten Zusammenhang zwischen der Bewegung des Steuergeräts und des Cursors auf dem Bildschirm.
Sind Hunde klüger als Katzen?
Hunde- und Katzenbesitzer streiten seit langem: Welche Art ist intelligenter? Hunde können sogar verschiedene Fremdsprachen unterscheiden und besitzen fast doppelt so viele Neuronen wie Katzen (530 zu 250 Millionen). Aber es kommt auch auf die Dichte und die Vernetzung der Nervenzellen an. Und Katzen lassen viele Tests einfach nicht mit sich machen - der Streit dürfte also weitergehen.
Pferde, Ziegen und die soziale Intelligenz
Wie Hunde leben auch Pferde seit Jahrtausenden eng mit dem Menschen zusammen. Da wundert es nicht, dass sie echte Menschenversteher sind. Pferde können unsere Gesichtsausdrücke einordnen und erkennen, ob wir freundlich oder böse gesinnt sind. Von Ziegen ist bekannt, dass sie die Gefühlslage anderer Ziegen an deren Blöken zuordnen können.
Intelligenz - eine Definition des Menschen
Das Beispiel der Pferde zeigt: Menschen neigen dazu, nur bestimmte Eigenschaften an Tieren zu erforschen. Der Tierverhaltensexperte Frans de Waal gibt zu bedenken: Wir Menschen legten immer unsere Definition von Intelligenz zugrunde, etwa die Fähigkeit zu zählen. Aber vielen Tieren bringt es in ihrer Umwelt gar nichts, zählen zu können. Was also sagt das über ihre Intelligenz?
Von Affen und Menschen
Weniger als 1,5 Prozent unterscheidet uns genetisch von unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen. Doch Menschen haben pro Kilo Körpergewicht dreimal so viel Hirn. Der wirklich entscheidende Unterschied aber liegt in der menschlichen Fähigkeit, Erlerntes aktiv weiterzugeben. Durch diese "kulturelle Evolution" werden Innovationen, nicht nur weitergegeben, sondern auch verbessert.