Goodbye Babylon
3. März 2008Anzeige
Nach den massiven Plünderungen des irakischen Nationalmuseums unmittelbar nach der Eroberung Bagdads reißen die Meldungen nicht ab, dass unerlaubt Grabungen gemacht und Antiquitäten ins Ausland geschafft werden. Vor allem aber: Dass die US-Streitkräfte wenig Rücksicht nähmen auf die archäologischen Stätten des Landes und diese deswegen ernstlich gefährdet seien.
Kulturgut wird in Mitleidenschaft gezogen Margarethe van Ess ist Irak-Spezialistin am Deutschen Archäologischen Institut. Sie ist besorgt, wenngleich sie die Zustände erklären kann: "In allen Ländern, in denen Konflikte herrschen oder Gewaltpotential besteht, ist es immer der Fall, dass ein Kulturgut in Mitleidenschaft gezogen wird. Und Kultur-Laien, in diesem Fall die Soldaten, wissen in der Regel nicht, was sie machen." Panzer, LKWs und Militärflughäfen So wurden bereits kurz nach dem Einmarsch amerikanische Truppen inmitten der antiken Stadt Babylon stationiert und dabei wurden Schäden angerichtet. Nicht nur durch fahrlässige Zerstörung. Auch Erschütterungen, die von der Bewegung von LKWs und Panzern erzeugt werden, ziehen die überwiegend aus Ton bestehenden Bauten in Mitleidenschaft. Aber nicht nur die antiken Zentren sind durch Militäreinsätze gefährdet. Denn, so die Irak-Archäologin van Ess, die Vororte der mesopotamischen Städte waren groß. Den irakischen Behörden sei dies bekannt und es gebe deswegen auch ein Gesetz, nach dem in einem Umkreis von ein bis zwei Kilometer um eine historische Stadt keine Eingriffe vorgenommen werden dürfen. Eine Regel, die gerne auch mal umgangen wird, sagt van Ess: "Bei Ur wird der Militärflughafen ausgebaut und das antike Gelände der Stadt Ur missachtet. Viele dieser Vorstädte werden dabei zerstört." Schäden im Sperrgebiet Bei dem Flughafen handelt es sich um die Luftwaffenbasis Tallil. Diese wurde bereits von den Briten begonnen, dann unter Saddam ausgebaut und gilt heute als die größte Luftwaffenbasis im Mittleren Osten. Weil es sich hierbei um ein militärisches Sperrgebiet handelt, erhalten Vertreter der irakischen Archäologieverwaltung dort in der Regel keinen Zutritt und die allgemeine Sicherheitslage im Irak hindert ausländische Archäologen am Besuch. Immerhin konnte der Irak-Experte des British Museum, John Curtis, letztes Jahr Ur besuchen - er flog direkt über die Luftwaffenbasis ein. Mit irakischen Kollegen konnte er sich dort zwar nicht treffen, sie wurden nicht eingelassen. Aber auch er konnte die beschriebenen Schäden an den Vorstädten feststellen, die vor allem durch das Ausgeben von Gräben und das Anlegen von Strassen entstanden.
Curtis kommt freilich noch zu einem anderen Schluss: Es sei manchmal durchaus vorteilhaft, dass solche Altertümer sich auf militärischem Sperrgebiet befinden, denn so seien sie vor Plünderungen geschützt.
Fraglicher Schutz vor Raubgräbern Das sieht auch die Archäologin van Ess so: "Das Militär schützt natürlich den Ort, indem es eine Situation schafft, mit der kein Mensch den Ort betreten kann. Das heißt: Auch Raubgräber können nicht herein“. Allerdings rechtfertige das aber nicht die Zerstörung oder Beschädigung der Vorstädte von Ur, betont van Ess. Die Amerikaner müssten auf jeden Fall solche Dinge unterbinden, sie sollten auch die Zusammenarbeit mit den irakischen Behörden für Altertümer zulassen und fördern. Und es sei zu hoffen, dass die Lage im Irak sich bald so weit verbessere, dass auch internationale Spezialisten wieder ins Land zurückkehren könnten.
Kulturgut wird in Mitleidenschaft gezogen Margarethe van Ess ist Irak-Spezialistin am Deutschen Archäologischen Institut. Sie ist besorgt, wenngleich sie die Zustände erklären kann: "In allen Ländern, in denen Konflikte herrschen oder Gewaltpotential besteht, ist es immer der Fall, dass ein Kulturgut in Mitleidenschaft gezogen wird. Und Kultur-Laien, in diesem Fall die Soldaten, wissen in der Regel nicht, was sie machen." Panzer, LKWs und Militärflughäfen So wurden bereits kurz nach dem Einmarsch amerikanische Truppen inmitten der antiken Stadt Babylon stationiert und dabei wurden Schäden angerichtet. Nicht nur durch fahrlässige Zerstörung. Auch Erschütterungen, die von der Bewegung von LKWs und Panzern erzeugt werden, ziehen die überwiegend aus Ton bestehenden Bauten in Mitleidenschaft. Aber nicht nur die antiken Zentren sind durch Militäreinsätze gefährdet. Denn, so die Irak-Archäologin van Ess, die Vororte der mesopotamischen Städte waren groß. Den irakischen Behörden sei dies bekannt und es gebe deswegen auch ein Gesetz, nach dem in einem Umkreis von ein bis zwei Kilometer um eine historische Stadt keine Eingriffe vorgenommen werden dürfen. Eine Regel, die gerne auch mal umgangen wird, sagt van Ess: "Bei Ur wird der Militärflughafen ausgebaut und das antike Gelände der Stadt Ur missachtet. Viele dieser Vorstädte werden dabei zerstört." Schäden im Sperrgebiet Bei dem Flughafen handelt es sich um die Luftwaffenbasis Tallil. Diese wurde bereits von den Briten begonnen, dann unter Saddam ausgebaut und gilt heute als die größte Luftwaffenbasis im Mittleren Osten. Weil es sich hierbei um ein militärisches Sperrgebiet handelt, erhalten Vertreter der irakischen Archäologieverwaltung dort in der Regel keinen Zutritt und die allgemeine Sicherheitslage im Irak hindert ausländische Archäologen am Besuch. Immerhin konnte der Irak-Experte des British Museum, John Curtis, letztes Jahr Ur besuchen - er flog direkt über die Luftwaffenbasis ein. Mit irakischen Kollegen konnte er sich dort zwar nicht treffen, sie wurden nicht eingelassen. Aber auch er konnte die beschriebenen Schäden an den Vorstädten feststellen, die vor allem durch das Ausgeben von Gräben und das Anlegen von Strassen entstanden.
Curtis kommt freilich noch zu einem anderen Schluss: Es sei manchmal durchaus vorteilhaft, dass solche Altertümer sich auf militärischem Sperrgebiet befinden, denn so seien sie vor Plünderungen geschützt.
Fraglicher Schutz vor Raubgräbern Das sieht auch die Archäologin van Ess so: "Das Militär schützt natürlich den Ort, indem es eine Situation schafft, mit der kein Mensch den Ort betreten kann. Das heißt: Auch Raubgräber können nicht herein“. Allerdings rechtfertige das aber nicht die Zerstörung oder Beschädigung der Vorstädte von Ur, betont van Ess. Die Amerikaner müssten auf jeden Fall solche Dinge unterbinden, sie sollten auch die Zusammenarbeit mit den irakischen Behörden für Altertümer zulassen und fördern. Und es sei zu hoffen, dass die Lage im Irak sich bald so weit verbessere, dass auch internationale Spezialisten wieder ins Land zurückkehren könnten.
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