Nachgelesen: "Schnelles Geld"
26. März 2015Die Glücksforschung sagt: Reichtum macht egoistisch und asozial, macht einsam, macht Depressionen. So jedenfalls nachzulesen im Buch von Bas Kast, der die "Risiken des Reichtums" überprüft hat. Bestätigt vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, sagt sie aber auch: Arbeitslosigkeit und Armut senken die Lebenszufriedenheit nachhaltig. Ach… so?
Wer wollte da nicht lieber riskant leben und von David Weilerberg lernen "Wie einfach man reich werden kann"? Ein Dutzend – strikt legale! – Methoden hat der Autor mit eigenem Einsatz oder anhand der Erfahrungen anderer experimentell untersucht. Wir haben nachgelesen.
1. Ab in die Mine!
Wenn man nicht mit dem goldenen Löffel im Mund oder Diamanten im Safe geboren ist, muss man selber graben. Natürlich nicht nach Gold oder Diamanten, deren Minen und Märkte strengstens kontrollierte sind. Sondern nach anderen Edelsteinen, am besten Turmalinen, und am besten nicht in Idar-Oberstein, sondern weit entfernt in Brasiliens schwer zugänglichem Hinterland. David Weilerberg hat unter Tage in den Dreckpfützen gestanden und alle Sprengungen überlebt. Seinen Turmalin hat er auf dem lokalen Markt gekauft und vor Ort schleifen lassen. Ein schönes Abenteuer, aber mit Edelsteinen sei "so im Vorbeigehen" kein Geld zu machen.
2. Auf die Bohrinsel?
Sagenhafte Löhne verspricht das schwarze Gold? Bestenfalls für hochqualifizierte Experten, denen enge Kabinen und langes von allem Fernsein nichts ausmachen. Außerdem, Wind sei das neue Öl. Ein gutes Gehalt für viel Arbeit, aber auch hier sei kein Reichtum zu erwerben. Ach.
3. Die Schatzsuche
"In Wäldern, Äckern, Höhlen, Seen oder den Weltmeeren" seien "Schätze mit phantastischen Werten" versteckt. Das weiß doch jedes Kind - man muss sie bloß finden. Blöd nur für alle Sondengänger, dass es in den meisten Regionen illegal ist, als Nicht-Archäologe oder gar ohne Lizenz keltische Amulette aufzuspüren. Bleibt die legale Suche am Strand. Aber welcher echte Schatzsucher gibt sich schon mit Bernsteinbröseln zufrieden, wenn er weiß, dass irgendwo ein Bernsteinzimmer versteckt ist? Vielversprechender, aber auch viel teurer und nur mit großer Expertise aussichtsreich, ist die Suche im Meer. Dummerweise braucht man auch dafür Lizenzen und darf nicht alles verkaufen, was man findet. Und dann noch die Piraten! "Schnelles Geld … ist das Geschäft nicht."
4. Lotto spielen
"Von allen untersuchten Ideen diejenige mit der geringsten Wahrscheinlichkeit auf einen Volltreffer." Wer hätte das gedacht.
5. Gewinnspiele
Luxusreisen, Goldbarren, Bargeld, Autos oder hochdotierte Gutscheine, welche Verlockungen bieten nicht Memory-Spiele, das Innere von Kronkorken oder Kassenbelege - und "jede Einsendung gewinnt". Oder jede Antwort, jeder Klick auf einem Internetportal. Allerdings bei den Postkarten lediglich die Post, im Internet die Datensammler. Man selber sitzt am Ende mit nicht mehr als einem Ausrüstungsratgeber "Jakobsweg im Smoking" da.
6. Abräumen in einer Quizshow
Netter Versuch. Bei "Wer wird Millionär" bewerben sich täglich annähernd 10.000 Menschen. Wem Fortuna bei der ersten Auswahl hold ist, scheitert spätestens an den hohen Hürden des Castings. Oder, mit dieser 1:70.000 Chance, auf dem Kandidatenstuhl. Wer nicht, hätte es auch ohne Quizshow zu was gebracht.
7. Pokern
Pokerspieler brauchen "überdurchschnittliche Intelligenz" und sind "echte Arbeitstiere". Außerdem müssen sie Einsamkeit ertragen können, immer wieder sonntags, während andere mit Freunden und Familie grillen, wenn beim Online-Poker aber die Gewinnsummen am höchsten sind. Hunderte von statistischen Informationen müssen gebimst werden, Schlafentzug führt zu Dauerstress und saurem Körpergeruch. Und keine Garantie auf den Jackpot!
8. Sportwetten
Schön ist das Kribbeln im Bauch. Kenntnis schadet nichts, bei Wetten auf koreanische Frauenhandballturniere ist der Zufall noch mehr als immer auf Seiten des Wettanbieters. Ehe man wirklich reich wird, sperrt einen dieser sowieso.
9. Spekulieren
Die Bank gewinnt immer – vgl. Sportwetten. Als Trader an der Börse muss man zunächst viel Zeit und Geld in die Zugangsvoraussetzungen, ein profundes Wissen und einen großen statistischen Erfahrungsschatz investieren, ehe man "überhaupt erst in die Nähe des Geldverdienens kommt". Bleibt ein Projekt für die Zukunft.
10. Immobilien
Ja, damit ließe sich Geld verdienen, aber eben nicht im Handumdrehen. Fällt also nicht unters Thema. Beim Handel mit Immobilien aber schon, und wenn man in einer Großstadt noch ein paar Häuser zum Verkaufen findet, keinen Urlaub machen und nicht geliebt werden will, auch sonst eine hohe Frusttoleranz besitzt, dann lässt sich als Makler ordentlich Gewinn schöpfen. Aber hatte die Ausgangsfrage nicht was mit Glück zu tun?
11. YouTube-Star werden
LeFloid, Y-Titty, Gronkh und ein paar andere haben es geschafft. Mit schrägen News-Kommentaren, Schminktipps, Comedy oder Videos der eigenen Videospiel-Sessions sprechen sie über ihre YouTube-Kanäle Millionen von unter Dreißigjährigen werbewirksam an. Für jeden Klick, der die Banner und Werbevideos ins Bild bringt, scheffeln sie Geld. Richtig viel und ohne Vorkenntnisse. Allerdings nur, wenn professionelle Firmen im Hintergrund für die notwendigen Netzwerke sorgen. Und kräftig mitverdienen. Das Kampfsportvideo des Autors dümpelt bei 2000 Zugriffen.
12. Auswandern
Das Erfolgsrezept, fern der Heimat zu reüssieren: Früh da sein, einmal scheitern, die Mittel haben, schlauer geworden, noch einmal anzufangen. Und natürlich: Sparsamkeit, Qualität und Seriosität. Damit schafft man die Million doch auch zu Hause, oder?
In David Weilerbergs Rezepten, wie man auf keinen Fall ohne Bildung, Sprachkenntnisse und viel, viel Arbeit reich wird, sind ein paar hübsche Reportagen und gute Rechercheansätze versteckt. Vermutlich wollte der Verlag sie nicht einfach so drucken und hat den Autor deshalb um eine verkaufsfördernde Verkleidung gebeten. Schnelles Geld, er hat es sich verdient.
David Weilerberg: "Schnelles Geld. Wie einfach man reich werden kann", Ullstein Buchverlag, März 2015, 230 S., € 16,99