Wie Merkels "Ja" in Afrika ankommt
21. November 2016
Seit elf Jahren ist Angela Merkel Kanzlerin. Und sie will bei den Bundestagswahlen im nächsten Jahr erneut kandidieren. Wird sie im nächsten Jahr zum vierten Mal gewählt, könnte sie selbst ihre Vorgänger Konrad Adenauer (14 Jahre) und Helmut Kohl (16 Jahre) einholen. Schon jetzt ist Merkel die am längsten amtierende Regierungschefin in der EU. Ihr Ja zum nächsten Wahlkampf beschäftigt auch unsere afrikanischen Nutzer. Wir haben auf unseren Facebook-Seiten einige Stimmen eingesammelt:
Jean Claude, Burundi:
"Hahaha! Das ist der afrikanische Stil! Die Kanzlerin darf sich unbegrenzt wiederwählen lassen. Wenn sie immer wieder neu ins Rennen geht, macht sie es nicht anders als viele afrikanische Langzeitherrscher, die ihren Platz nicht für Nachfolger räumen wollen. Oder?"
Aggrey Kakubo, Sambia:
"Würde das in Afrika passieren, dann könnte man ihr vorwerfen, eine Diktatorin zu sein."
Gamito Mutanha, Mosambik:
"Man muss sie zwingen aufzuhören. Das ist die dunkle Seite der Demokratie."
Patient Paul Ngoyi, Demokratische Republik Kongo:
"Warum gibt es keine Empörung in der internationalen Gemeinschaft?"
Regieren ohne Ende
Die Kritik kommt nicht von ungefähr. Patient Paul Ngoyi etwa lebt in einem Land, in dem sich der Staatschef an die Macht klammert - und das mit allen Mitteln. Seit 2001 ist Joseph Kabila Präsident der Demokratischen Republik Kongo. Den Posten übernahm er von seinem Vater, als der bei einem Attentat ermordet wurde. Erst 2006 - nach einer langen Übergangszeit - wurde Joseph Kabila von den Kongolesen durch Wahlen im Amt bestätigt. Im Dezember endet nun sein zweites Mandat. Laut Verfassung darf er nicht mehr antreten.
Mehrfach hat Kabila deshalb versucht, das Grundgesetz zu ändern. Die Kongolesen wehren sich mit Massenprotesten. Inzwischen hat er eine Verschiebung der Wahlen auf 2018 durchgesetzt. Eine Hinhaltetaktik, sagen Kritiker, mit der Kabila sich die Präsidentschaft auf Lebenszeit sichern will.
Ähnlich machthungrig geben sich Denis Sassou-Nguesso in der benachbarten Republik Kongo, Yoweri Museveni in Uganda oder Burundis Pierre Nkurunziza. In Simbabwe erklärte der 92-jährige Robert Mugabe gerade erst, die Zeit sei nicht günstig für einen Führungswechsel. Er ist seit 1980 an der Macht.
Merkel - die Krisenmanagerin?
Ihre letzte Afrika-Reise führte die deutsche Kanzlerin in diesem Jahr unter anderem ins krisengeschüttelte Mali. Hier gilt sie vielen als eine, die hilft. "Ihre Bemühungen beim Wiederaufbau unseres Staates kommen gut an", sagt der malische Journalist Paul Mben. Für ihn ist Merkel eine "verlässliche Partnerin". "Das Verhältnis zu Deutschland war immer sehr herzlich", sagt er im Gespräch mit der DW.
Deutschland ist mit rund 130 Kräften drittgrößter Truppensteller für die europäische EUTM-Mission zur Ausbildung malischer Sicherheitskräfte. Außerdem sind rund 540 Bundeswehrsoldaten an dem UN-Stabilisierungseinsatz Minusma beteiligt. Mehr Unterstützung im Kampf gegen Drogen- und Menschenschmuggler - auch das hat die deutsche Kanzlerin Mali versprochen. Dass sie nochmal antritt, sieht Journalist Mben überhaupt nicht kritisch. Die Deutschen hätten zwar in ihrer Verfassung keine Amtszeitbeschränkung für Kanzler oder Kanzlerin festgeschrieben, aber trotzdem habe das Volk Kontrolle über die Regierungschefin, sagt er. "Bei uns in Mali ist das anders: Auch wenn unser Präsident nur zwei Amtszeiten hat - ist er einmal gewählt, dann hat die Bevölkerung kaum noch Einfluss auf sein Handeln."
Lob und Anerkennung
Viel Positives über Merkels erneute Kandidatur kommt von unseren Facebook-Nutzern aus Ostafrika.
Ismaili Togolani, Daressalam in Tansania:
"Ich habe keinen Zweifel an Merkels Führungsqualitäten. Sie ist hartnäckig und mutig. Ich rate den Deutschen, die Flüchtlingskrise nicht als Vorwand zu benutzen, um diese Frau zu verurteilen."
Sewunet Tesema, Äthiopien:
"Sie verdient ein viertes Mandat. Deutschland sollte in Europa weiter eine wichtige Rolle spielen."
Martin Myefu, Dodoma in Tansania:
"Frau Merkel ist fähig. Sie ist ein wichtiges Vorbild für Frauen in Führungspositionen."
Mitarbeit: Johannes Beck, Merga Bula