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Wieder Proteste in Baltimore

Miodrag Soric26. April 2015

In der US-Stadt Baltimore hat es nach dem Tod eines 25-jährigen Schwarzen - möglicherweise infolge von Polizeigewalt - erneut Proteste gegeben. Nicht alle Demonstranten blieben friedlich. Aus Baltimore Miodrag Soric.

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Proteste gegen Polizeigewalt in Baltimore (Foto: DW/M. Soric)
Bild: DW/M. Soric

Als sich die Dunkelheit über Baltimore legt, machen sie ihre Drohung war: Hunderte von Demonstranten legten die Innenstadt von Baltimore lahm. Sie schlagen Schaufenster ein, blockieren Straßen, zertrümmern Windschutzscheiben von Polizeiautos und liefern sich Rangeleien mit den Sicherheitskräften. Polizisten mit schusssicheren Westen, Schutzschilden und Helmen beschimpften sie: "Ihr seid alle Killer". Die Beamten halten sich lange zurück, verhaften dann aber am späteren Abend mehrere Randalierer.

Tagsüber waren die Proteste friedlich verlaufen. Rund 5000 Menschen aus Baltimore, Washington D.C, New York und vereinzelt auch aus Ferguson, Missouri, waren durch die Straßen gezogen. Sie forderten die Festnahme und Anklage von sechs Polizisten, die den Schwarzen Freddie Gray festgenommen hatten. Nach dem Arrest kam der 25-jährige Mann unter immer noch ungeklärten Umständen ums Leben. Die Ärzte sagen, dass er an einer schweren Rückenmarksverletzung gestorben sei.

"Das Leben von Schwarzen zählt"

Diese Nachricht verbreitete sich in den USA wie ein Lauffeuer. Seid dem Tod des unbewaffneten Michael Brown in Ferguson reagieren die Menschen bestürzt auf vergleichbare Fälle in anderen Teilen der USA. So kam es in den vergangenen Tagen in Baltimore täglich zu Protestmärschen. Allerdings nahmen immer nur einige hundert Einwohner teil. An diesem Samstag kamen sie aber zu Tausenden. Sie trugen Schilder mit Aufschriften wie "Das Leben von Schwarzen zählt", "Wir fordern ein Ende der Polizeigewalt" oder "Beendet den Polizeiterror". Sie skandieren "All night, all day, we will fight for Freddie Gray" ("Wir werden Tag und Nacht für Freddie Gray kämpfen").

Proteste gegen Polizeigewalt in Baltimore (Foto: DW/M. Soric)
Einige der Demonstranten haben Polizeigewalt schon am eigenen Leib erfahrenBild: DW/M. Soric

Unter den Demonstranten ist auch die Anwohnerin Deborah Baer. "Wir sind keineswegs gegen die Polizei. Wir sind aber gegen Gewalt und Unrecht. Ich finde, alle Menschen, gleich welcher Hausfarbe, sollten fair behandelt werden", sagt sie. Ähnlich denkt Jackie Kluga, die ebenfalls vor dem Rathaus protestierte: "Ja, es gibt Probleme in einigen Teilen der Stadt. Das bedeutet aber nicht, dass alle Menschen, die dort wohnen, Kriminelle sind."

Bericht liegt noch nicht vor

Damit spielt sie auf die Festnahme von Freddie Gray an. Die Polizei hatte ihn am 12. April in Gewahrsam genommen, in einem Stadtteil, der wegen seiner Drogenkriminalität berüchtigt ist. Nach Angaben der Sicherheitskräfte soll Gray versucht haben zu fliehen. Nachdem sie ihm Handschellen angelegt hatten, brachten sie ihn in einem Transporter. Die Polizisten schnallten ihn nicht an, legten ihm jedoch Fußfesseln an. Möglicherweise wurde Gray bei der holprigen, halbstündigen Fahrt schwer verletzt. Tage später starb er. Die Staatsanwaltschaft hat ihren Untersuchungsbericht noch nicht vorgelegt. Die beteiligten Polizisten wurden vorläufig beurlaubt.

Übermäßige Polizeigewalt beklagten viele Demonstranten in Baltimore, darunter Ernest Tailor. Er erklärte, dass er erst vor wenigen Wochen festgenommen worden sei. "Die Polizisten haben mir ins Gesicht geschlagen und zwei Rippen gebrochen. Dabei bin ich unschuldig. Als die Polizei das festgestellte, ließ man mich laufen. Eine Erklärung oder Entschuldigung bekam ich nicht." Er habe sich selbst ins Krankenhaus geschleppt.

Inzwischen fordern immer mehr Demonstranten den Rücktritt der afroamerikanischen Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake. Sie trage politisch die Verantwortung für das Fehlverhalten der örtlichen Sicherheitskräfte.