Wieder russischer General wegen Korruption verhaftet
27. Juli 2024Ein Gericht in Moskau hat gegen einen weiteren russischen Armeegeneral wegen Korruptionsverdachts Untersuchungshaft angeordnet. Der frühere Vize-Verteidigungsminister Dmitri Bulgakow sei in das Untersuchungsgefängnis Lefortowo gebracht worden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Dort sitze auch der frühere stellvertretende Verteidigungsminister Timur Iwanow ein.
Der 69-jährige Bulgakow hatte der Agentur zufolge erfolglos darum gebeten, die Untersuchungshaft im Hausarrest absitzen zu dürfen. Der General war in den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine für die materiell-technische Ausstattung der Streitkräfte zuständig gewesen, bis er nach zahlreichen Pannen im September 2022 entlassen wurde.
Statt Rindfleisch gab es Schwein und Huhn
Nach Angaben von Ermittlern soll unter Bulgakow ein System zur Versorgung der Truppen mit minderwertigem Proviant aus Trockenrationen zu überhöhten Preisen geschaffen worden sein. So sei etwa Rindfleisch durch Schwein und Huhn ersetzt und auch die Kalorienzahl der Versorgungspakete gesenkt worden. Die Soldaten, die seit dem Einmarsch am 24. Februar 2022 Krieg gegen die Ukraine führten, hätten minderwertigen Proviant erhalten.
Bulgakow ist seit 2016 Träger der hohen Auszeichnung "Held Russlands". Der General soll in Saus und Braus gelebt haben, während die Soldaten unzureichend versorgt wurden. Er soll bei einem Jahreseinkommen von 15 Millionen Rubel (rund 158.000 Euro) in einer Villa mit 620 Quadratmeter Wohnfläche gelebt haben und unter anderem noch eine Wohnung sowie mehrere Grundstücke besitzen.
Neuer Minister soll Militärführung säubern
Der russische Militärapparat gilt als extrem korrupt. Unter dem neuen Verteidigungsminister Andrej Beloussow soll die Militärführung auch von Amtsmissbrauch und Veruntreuung gesäubert werden. Zuletzt waren unter anderem der Vizechef des Generalstabs, Wadim Schamarin, und der Chef der Kader-Hauptabteilung, Juri Kusnezow, verhaftet worden.
Vor allem der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte immer wieder eine Schmiergeldwirtschaft in der Militärführung beklagt und frühere Niederlagen in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch darauf geschoben. Der frühere Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin starb im vergangenen August bei einem Flugzeugabsturz - zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand. Prigoschins Kritik richtete sich vor allem gegen Sergej Schoigu, den Putin im Juni als Verteidigungsminister abberufen und zum neuen Sekretär des nationalen Sicherheitsrates Russlands gemacht hatte.
haz/se (dpa, rtr)