Wieder schwere Kämpfe im Sudan nach Waffenruhe
21. Juni 2023Im Sudan sind in der Hauptstadt Khartum nach Ablauf einer dreitägigen Feuerpause an mehreren Stellen Kämpfe zwischen der Armee und RSF-Miliz ausgebrochen. Auch aus den an Khartum angrenzenden Städten Bahri und Omdurman wurden kurz vor dem Ende der Waffenruhe am Mittwoch um 06.00 Uhr Ortszeit Gefechte gemeldet. Ohnehin war die Feuerpause von der paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) und der Armee streckenweise nicht eingehalten worden. Wie bei früheren Waffenruhen waren immer wieder begrenzte Kämpfe ausgebrochen.
Großbrand im Hauptquartier des Geheimdienstes
Augenzeugen berichteten, dass am Morgen Kampfflugzeuge über Omdurman im Einsatz waren. Es sei auch Flugabwehrfeuer der RSF zu hören gewesen. Eine Artillerie-Stellung im Norden Omdurmans habe gegnerische Ziele beschossen. Im Süden Khartums sei es zu Gefechten von Bodentruppen gekommen. Am späten Dienstag machten beide Seiten die jeweils andere Seite für einen Großbrand im Hauptquartier des Geheimdienstes verantwortlich. Die Zentrale liegt in einem Militärkomplex im Zentrum Khartums, der seit Beginn des bewaffneten Konfliktes am 15. April umkämpft ist. Mittlerweile sind Teile der Hauptstadt verwüstet. In der im Westen gelegenen Region Darfur ist es zu schweren Übergriffen gegen die Bevölkerung gekommen.
Angesichts dieser Entwicklung erwägen die USA und Saudi-Arabien, ihre Bemühungen um eine Lösung des Konflikts herunterzufahren. Beide Staaten hatten in Dschidda mehrere Feuerpausen zwischen den Bürgerkriegsparteien vermittelt. Sie erklärten nun, dass sie überlegen, weitere Dschidda-Verhandlungen zu vertagen.
In dem 46-Millionen-Einwohner-Land kämpfen die RSF des früheren Vize Mohammed Hamdan Daglo - eine aus Milizen hervorgegangene Quasi-Armee mit Zehntausenden Kämpfern - gegen die Streitkräfte unter Staatschef Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, dann aber zerstritten.
UN: Mehr als 2,2 Millionen Menschen auf der Flucht
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen sind infolge des Konflikts knapp 2,2 Millionen Menschen auf der Flucht. Fast 25 Millionen brauchen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Hilfe, darunter mindestens vier Millionen Kinder. Beobachter fürchten, der Konflikt könnte die ganze Region destabilisieren.
nob/fab (rtr, dpa)