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Wieder Studenten-Proteste im Süden Mexikos

13. November 2014

Aus Wut über die mutmaßliche Ermordung von mehr als 40 vermissten Studenten haben Demonstranten in Mexiko ein Regionalparlament gestürmt. Sie legten im Sitzungssaal und in der Bibliothek Feuer.

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Mexiko Protest Feuer
Bild: AFP/Getty Images/P. Pardo

Betroffen von den gewaltsamen Ausschreitungen war der Bundesstaat Guerrero. Vor dem dortigen Regionalparlament wurden auch mehrere Fahrzeuge angezündet, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Mitglieder der radikalen Lehrergewerkschaft Ceteg hatten in Chilpancingo, der Hauptstadt von Guerrero, zuvor auch das Büro der regionalen Bildungsbehörde in Brand gesteckt.

Zorn nach dem Geständnis einer Drogenbande

Seit der Generalstaatsanwalt am Freitag mitgeteilt hatte, Mitglieder der mit korrupten Polizisten verbündeten Drogenbande Guerreros Unidos hätten in der Haft gestanden, die Studierenden getötet und ihre Leichen auf einer Müllkippe verbrannt zu haben, ist es in Mexiko wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen.

Die Studenten waren Ende September nach einer Spendensammelaktion von der Polizei festgenommen und anschließend der mit ihnen verbündeten Drogenbande Guerreros Unidos übergeben worden. Die Ermittler vermuten, dass der Bürgermeister der Stadt Iguala, José Luis Abarca, das Vorgehen gegen die Studenten angeordnet hatte.

Nach mehrwöchiger Flucht wurden er und seine Frau am vergangenen Dienstag in Mexiko-Stadt gefasst. Das Paar soll enge Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten.

Können Experten aus Österreich Klarheit schaffen?

Die Ermittler sehen kaum Chancen, die bislang gefundenen und verkohlten Leichenreste zu identifizieren. Die Toten sollen mit Benzin übergossen worden sein. Auf dem Scheiterhaufen herrschten Temperaturen bis 1600 Grad. Nur zwei Knochen könnten unter diesen Umständen möglicherweise DNA-Proben der vermissten Studenten zugeordnet werden, sagte Mexikos Generalstaatsanwalt Murillo Karam. Diese Fragmente sollen nun zur Analyse an Experten der Universität Innsbruck in Österreich geschickt werden.

Prof. Dr. Richard Scheithauer, UNi Innsbruck
Das von Professor Scheithauer geleitete Innsbrucker Institut genießt weltweite AnerkennungBild: GMI

Die Gerichtsmediziner in Innsbruck sind Experten für kleinste Puzzleteilchen. Sie sind auf die Analyse der DNA aus Mitochondrien spezialisiert. Diese Kraftwerke der Zellen enthalten deutlich mehr Erbgut als die eigentliche Zelle. Bei sehr schlechtem Material "hat man mit der mitochondrialen DNA eher eine Chance, doch noch ein brauchbares Ergebnis zu bekommen", sagte Institutsleiter Richard Scheithauer. Die Analyse dieser DNA gilt aber auch als sehr komplex und fehleranfällig. Sichere Ergebnisse liegen deshalb oft erst nach Monaten vor.

Beeindruckende Erfolge

Angewandt wurden die Kenntnisse der Innsbrucker Spezialisten schon in vielen wichtigen Fällen. So wurden Opfer der Tsunami-Katastrophe 2004 in Innsbruck identifiziert. 2008 gelang es den Gerichtsmedizinern, winzige Knochen aus einem russischen Grab zwei der 1917 erschossenen Zarenkinder zuzuordnen.

Identifizieren konnten die Wissenschaftler auch Opfer der Militärdiktatur von Augusto Pinochet. Deren Knochen waren 35 Jahre lang in einem Grab auf einem Militärgelände nördlich von Santiago de Chile verscharrt gewesen. Auch aufgrund dieser Erfolge gilt die Innsbrucker Gerichtsmedizin als Institut von Weltrang.

haz/ wl (afp, dpa)