Wieder Todesurteile in Ägypten
20. April 2015Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich die Angeklagten in Kerdasa, einem Randbezirk der Hauptstadt Kairo, eine Polizeistation angegriffen und dabei einen Polizisten getötet hatten. Die Urteile wegen Mordes, versuchten Mordes, Vandalismus und einer verbotenen Versammlung hatte das Gericht bereits verhängt. Nun wurden sie auch von der obersten religiösen Autorität des Gerichts, dem Mufti, bestätigt.
Angriff während der Massenproteste
Nur einer der Angeklagten bekam ein milderes Urteil: gegen einen Minderjährigen verhängten die Richter eine zehnjährige Haftstrafe. Die Verurteilten kündigten bereits an, Rechtsmittel gegen die Urteile einzulegen.
Der Angriff auf die Polizeistation ereignete sich im Sommer 2013. Damals waren im ganzen Land Tausende Anhänger von Mohammed Mursi, Parteichef der islamistischen Muslimbruderschaft und erster frei gewählter Staatpräsident Ägyptens, auf die Straße gegangen und hatten oftmals gewaltsam gegen dessen Absetzung durch das Militär protestiert.
Todesurteil auch gegen Mursi?
Seitdem bekämpfen die Behörden die Mitglieder und Sympathisanten der Muslimbrüder mit eiserner Härte. Die gewaltsamen Demonstrationen wurden brutal niedergeschlagen, mehr als 1000 Menschen dabei getötet. Die Muslimbruderschaft selbst wurde zur Terrororganisation erklärt, Tausende Anhänger inhaftiert sowie in Massenverfahren verurteilt.
Auch allen ranghohen Parteimitgliedern wurde inzwischen der Prozess gemacht, etwa dem aktuellen Parteichhef der Muslimbrüder, Mohammed Badie, der bereits mehrmals zum Tode verurteilt wurde. Auch gegen Ägyptens Ex-Präsident Mursi laufen mehrere Gerichtsverfahren, in denen ihm die Todesstrafe droht. Am Dienstag wird das erste Urteil gegen ihn erwartet.
cw/fab (rtre, afpe)