Der Maximo Lider als Comic-Figur in "Castro"
29. November 2016In expressiven, ausdrucksstarken Bildern hat Kleist vor sechs Jahren die Vita Castros nachgezeichnet. Zum Erzähler machte er den fiktiven deutschen Journalisten Karl Mertens, der 1958 nach Kuba aufbricht, um den Widerstandskämpfer in seinem Dschungel-Versteck zu interviewen.
Vom Idealisten zum Diktator
Mertens lässt markante Stationen von Castros Leben Revue passieren: Da ist die Kindheit als Sohn eines Großgrundbesitzers, der Besuch der Jesuitenschule und das Jurastudium in Havanna. Da folgt der - gescheiterte - Angriff auf die Moncada-Kaserne 1953. Nach kurzer Haft geht Castro ins mexikanische Exil. Von dort führt er den Guerillakampf gegen das Batista-Regime an. Auf den Sieg der Revolution folgt der Aufbau des neuen Staates, Reformen und Säuberungsaktionen, die US-Invasion in der Schweinebucht, die Kubakrise und schließlich der wirtschaftliche Niedergang in den 1990er Jahren.
Um seine Macht zu festigen, schaltet Castro nach und nach politische Rivalen und Andersdenkende aus. Kuba wird zur Diktatur. Castros Verwandlung vom bürgerlich Idealisten, der eine gerechtere Gesellschaft will, zum glühenden Anhänger des Sowjetkommunismus, dem jedes Mittel recht scheint – Kleist setzt sie beeindruckend in Szene. Sein Mertens indes wird zum Revolutionsgläubigen, der in Kuba hängenbleibt.
Fasziniert von der Ikone Castro
"Castro war ein sehr idealistischer Mensch, der dafür alles aufs Spiel gesetzt hat, sogar seine Ideale", sagt Kleist zur Deutschen Welle, "genau diese Widersprüchlichkeit hat mich fasziniert."
"Indem der Revolutionär die Macht übernimmt, übernimmt er die Ungerechtigkeit der Macht". Dieses Zitat des Schriftstellers Octavio Paz hat Kleist seiner Graphic Novel vorangestellt, die 2010 im Hamburger Carlsen-Verlag erschien. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt: Neben Englisch, Türkisch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch und Chinesisch existiert auch eine spanische Ausgabe. Eine Gelegenheit, sein Buch in Kuba vorzustellen, gar im Beisein des Staatschefs, habe sich jedoch vor einigen Jahren in letzter Minute zerschlagen. "Mit Fidel Castro", sagt Kleist, " ist eine Ikone von uns gegangen, aber an der Politik wird das nicht viel ändern."