Wilde Mähne oder Betonfrisur?
Manche hecheln den Trends hinterher, andere setzen sie: Wer derzeit nicht schaut, was in Politikerköpfen drin ist, sondern drauf, merkt schnell: Angesagt ist die wilde Mähne - wie etwa bei Londons Oberbürgermeister.
Boris Johnson
Seine Frisur lässt auch besonnene Journalisten zu gewagten Metaphern greifen. Das "Handelsblatt" sieht Ähnlichkeiten mit einem Wischmopp, das Londoner Massenblatt "The Sun" vergleicht ihn mit einem Orang Utan. Und "Boris Johnson's Hair" hat sogar einen eigenen Twitter-Account. Trendiger geht's nicht mehr!
Donald Trump
Auch Donald Trumps erratische Haarpracht befeuert die Spekulationslust. Hat er das Haupthaar von Alf geklaut oder liegt ein Hamster auf seinem Kopf? Die "New York Times" gibt sich zurückhaltender und spricht von einer "elaborierten Struktur". Das zumindest scheint die Frisur den politischen Inhalten vorauszuhaben.
Geert Wilders
Der Dritte im Bunde scheint der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders zu sein, doch der Schein trügt: Anders als Johnson und Trump ist dessen Blondschopf eindeutig gefärbt. Ob ihn das seriöser macht? Seine Beliebtheitskurve jedenfalls zeigte zuletzt deutlich nach unten.
Lutz Bachmann
Apropos unbeliebt: Wie man es gar nicht machen sollte, zeigte Lutz Bachmann. Der Pegida-Gründer demonstrierte zwar beeindruckend eindeutig, wes Geistes Kind er ist. Das wirkte sich aber keineswegs Karriere fördernd aus. Bachmann ist in Dresden wegen Volksverhetzung verurteilt worden.
Kim Jong Un
Bislang galt Nordkorea eher als wenig trendy. Mit der Undercut-Frisur des Machthabers Kim Jong Un könnte allerdings ein echter Mode-Hit entstanden sein. Zumindest im Land selbst zeigen sich viele mit der Irokesen-Variante. Es gibt aber ernst zu nehmende Berichte, wonach die Kim-Frisur unter männlichen Studenten der Pflicht-Haarschnitt sein soll.
Anton Hofreiter
Wer "Politiker" und "Frisur" googelt, findet unweigerlich den Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter ganz vorn. Begriffe wie "Jesus-Locken" oder "1988er-Soft-Metal-Mähne" kommen in fast jedem Artikel über ihn vor. Um aber wirklich hip zu wirken, müsste er sich vielleicht einen neumodisch "man bun" genannten Dutt knoten.
Wolfgang Thierse
"Das macht meine Frau" sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse lakonisch, als er nach seinem Friseur befragt wurde. Thierses Auftreten sollte demonstrieren, dass es eher um Inhalte gehe als um Image. Heute wäre sein Rauschebart ultra-hip, 2001 assoziierte ihn das Satire-Magazin "Titanic" mit einem Taliban.
Beatrix von Storch
Auch ihre Frisur ist eher unscheinbar: Die AfD-Vizechefin Beatrix von Storch geriet vielmehr ins Rampenlicht, nachdem sie einen Schießbefehl gegen Flüchtlinge forderte. Die linksalternative Zeitung "taz" verglich daraufhin von Storchs Frisur mit der von Margot Honecker. Heißt von der DDR lernen immer noch siegen lernen?
Claudia Roth
Es gibt allerdings auch Fortschritte an der Frisurenfront: Jahrelang schien das Motto von Claudia Roths Friseur "Hauptsache schrill" gewesen zu sein. Heute fällt sie eher durch ihre emotionalen Auftritte auf als durch ihre Haarfarbe.
Gesine Schwan
Kontrolliertes Chaos - das denkt man, wenn man an die Frisur von Gesine Schwan denkt, die zwei Mal für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte. Dennoch fiel der lockige Turm nur bedingt auf, denn im Blickpunkt stand meistens ein strahlendes Lächeln.
Margaret Thatcher
Legendär, aber derzeit völlig aus der Mode, ist Margaret Thatchers Betonfrisur. Dass es mit ein paar Dosen Haarspray nicht getan war, um den Wellen-Helm in Form zu halten, zeigt Thatchers posthum veröffentlichter Terminkalender. Danach musste sie im Schnitt alle drei Tage zum Friseur.