Elefantenjagd
18. April 2012DW: Herr Gramling, der spanische König Juan Carlos hat für Aufregung gesorgt, weil er in Botsuana auf Elefantenjagd war. Der König ist Ehrenpräsident des WWF in Spanien – wie stehen Sie dazu?
Roland Gramling, Pressesprecher WWF Deutschland: Der WWF Deutschland hat dem König nahegelegt, sein Amt als WWF-Ehrenpräsident aufzugeben. Wir schließen uns damit den Kollegen vom WWF Spanien an, auch wenn die Trophäenjagd des Königs – soweit wir es beurteilen können – legal war. Sie ist trotzdem mit dem WWF-Ehrenamt nicht vereinbar. Die mit dem Amt verbundene Vorbildfunktion und die nötige Würde kann Juan Carlos nicht mehr aufbringen.
Hat sich Juan Carlos als Ehrenpräsident nicht bestimmten Regeln des WWF verpflichtet?
Er hat sich nicht dazu verpflichtet, nicht jagen zu gehen.
Wie schädlich ist dieser Vorfall für das Image des WWF?
Die öffentliche Meinung ist klar: Man will nicht, dass ein WWF-Ehrenpräsident auf Elefantenjagd geht. Der WWF kann das nachvollziehen und unterstützt das. Ich denke aber, wir werden Juan Carlos jetzt noch die Möglichkeit geben müssen, dass er selbst erkennt, dass er das Ehrenamt nicht mehr ausüben kann.
Wie steht der WWF zur legalen Trophäenjagd?
Die Vision des WWF ist, dass es in Afrika wieder genügend Lebensraum für große Elefantenherden gibt und dafür arbeiten wir. Wir haben feststellen müssen, dass der schlimmste Feind der Elefanten die Wilderei ist. Jedes Jahr werden mehr als 12.000 Elefanten gewildert. Wir haben aber genauso lernen müssen – was für Naturschützer eine Herausforderung ist – dass unter gewissen Umständen eine geregelte Jagd im Sinne des Naturschutzes toleriert werden muss, denn sie dient der Armutsbekämpfung und damit auch der Wildereibekämpfung.
Voraussetzung dabei ist, dass keine gefährdeten Arten gejagt werden, dass die Jagd unter strenger gesetzlicher Kontrolle stattfindet und dass die Population der gejagten Arten nicht abnimmt. Außerdem müssen die Erlöse aus der Jagd den Menschen vor Ort oder dem Naturschutz zugutekommen. Dann kann man sie tolerieren.
Trotzdem sehen viele Tierschützer die Jagd auf Elefanten als grausam und nicht akzeptabel an. Wie kontrolliert man die Jagd auf Elefanten?
Wichtig ist, dass es niemals zu einer unkontrollierten und unregulierten Jagd kommt. Steht die Jagd unter gesetzlicher Kontrolle, werden vor allem kranke Tiere gejagt, alte Einzelgänger oder alte Bullen. Der schlimmste Feind der Elefanten ist die Wilderei, denn dort wird nicht kontrolliert, wie Elefanten gejagt werden. Es werden Mütter erlegt, die mit ihren Kälbern unterwegs sind, es geht ausschließlich um das Elfenbein. Naturschutzgedanken spielen da keine Rolle.
Nun ist die Wilderei in dem Gebiet, in dem König Juan Carlos gejagt hat, kein großes Problem…
Die Wilderei ist dort kein großes Problem mehr. In Botsuana galt von 2001 bis 2003 ein Jagdverbot und das Paradoxe war: Solange die Jagd verboten war, gab es einen schrecklichen Boom der Wilderei. Nachdem die Regierung die Jagd wieder legalisiert hat, wurde die Wilderei wieder eingedämmt.
Wie wollen sie Spendern in Deutschland und Europa klarmachen, dass der WWF einerseits Elefanten schützen will, auf der anderen Seite aber Geld von Trophäenjägern für Naturschutzprojekte annimmt?
Wir nehmen kein Geld von Trophäenjägern an.
In ihre Projekte fließen keine Gelder aus Großwildjagden ein?
Der WWF toleriert die Jagd unter gewissen Voraussetzungen. Wichtig ist, dass die Gelder und Erlöse aus der Jagd den Menschen vor Ort zugutekommen. Das heißt, dass die Gemeinden vor Ort von dieser Jagd profitieren. Wichtig ist, dass die Menschen einen Wert in der Natur sehen.
Das Gespräch führte Irene Quaile