Wildes Wellenreiten am Amazonas
Es donnert, schäumt und schlägt: Im brasilianischen Amazonas-Delta reiten Einheimische mit Surfern aus aller Welt beim "Pororoca"-Festival auf riesigen Gezeitenwellen.
Wenn der Fluss zum Meer wird
"Pororoca" nennen die Indigenen im Amazonas Delta die Gezeitenwelle, die zweimal am Tag kurzzeitig die Fließrichtung des Flusses umkehrt und sich flussaufwärts schiebt. Je nach Ort und Jahreszeit kann sie bis zu vier Metern hoch werden. In der Tupi-Sprache beschreibt das Wort "Pororoca" einen "Wasserdonnerlärm".
Mit enormer Wucht flussaufwärts
Das Donnern kündigt die Ankunft der Gezeitenwelle an, die im Frühjahr, wenn der Amazonas wenig Wasser führt, beeindruckend wild und ungestüm daherkommt. Insbesondere bei Neu- und Vollmond schieben sich die Wassermassen hunderte von Kilometern mit enormer Wucht flussaufwärts und überfluten die Uferregionen.
Allein in wilder Brandung
Das Phänomen macht das Amazonas-Delta für mutige Wellenreiter interessant, die den Strom auf der Tidenwelle kilometerweit hinauf surfen können. Denn bei Flut drückt der Atlantik seine Wassermassen ins Delta und kehrt dadurch die Fließrichtung des Amazonas spektakulär um. Bei Ebbe wiederum strömt der Fluss ins Meer und drückt das salzige Meerwasser zurück.
"Ewiger Ritt"
Die weltweite Surfer-Szene entdeckte die Welle Ende der 1990er. Seither treffen sich die furchtlosesten unter ihnen vor allem im Frühjahr im Amazonas-Delta, um den ewig langen Wellenritt zu erleben: Denn während der Ritt einer Meereswelle in Sekunden gemessen wird, ermöglicht die Amazonaswelle für erfahrene Surfer lange "Rides" von bis zu einer halben Stunde.
Warten auf die Welle
Am Kai von Chaves, am Canal do Perigoso, dem "gefährlichen Kanal", bereiten sich Surfer aus aller Welt anlässlich des "Pororoca-Surf-Festivals" auf den Ritt der Flusswelle vor. Der Kanal ist einer von vielen Flussarmen im Delta um das Marajo-Archipel im brasilianischen Bundestaat Para. Im Canal do Perigoso finden die Flußsurfer besonders gute Bedingungen für den Einstieg in die Gezeitenflut.
Taufzeremonie für Surfer
Das Festival ist mehr als ein rein sportliches Event: Beim Surfen der Pororoca geht es auch um die Begegnung mit indigenen Traditionen. Für das "Auera Auara" Ritual, einer von Indigenen angeleiteten symbolischen Tauf-Zeremonie, bemalen Pororoca-Surfer ihre Körper. Bei der Surfer-Taufe werden die Götter mit der Bitte um Schutz vor den Naturgewalten angerufen.
Tanzen in Trance
Beim Sonnenuntergang versammeln sich die Surfer um ein Lagerfeuer und singen sich in eine Art Trance, die sie mit der Energie der Pororoca verbinden soll. So bereiten sie sich mental darauf vor, die riesigen Wellen am nächsten Morgen zu bezwingen.