Winterurlaub trotz Corona - nur unter Auflagen
12. November 2021Auch in diesem Jahr müssen Österreichs Gastwirte und Seilbahnbetreiber wieder bangen. Fast zur selben Zeit wie letztes Jahr schießt die Zahl der Corona-Infektionen kurz vor Saisonbeginn wieder in die Höhe. Damals blieben die Seilbahnen und Lifte die gesamte Saison geschlossen - eine Katastrophe für den österreichischen Tourismus.
Und nun auch noch schlechte Nachrichten aus Berlin: Deutschland setzt Österreich ab diesem Sonntag auf die Liste der Hochrisikogebiete und spricht eine Reisewarnung aus. Das teilte Gesundheitsminister Jens Spahn am Freitag (12.11.2021) mit.
Dabei hatte Österreich zuvor alles dafür getan, um diesen Schritt zu verhindern. Denn: Vielerorts machen die deutschen Wintersportgäste bis zur Hälfte der Besucher aus. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Reisewarnung maßgeblich zum Ausfall der Skisaison beigetragen.
Noch Anfang November hatte Österreichs Tourismusministerin Elisabeth Köstinger den Satz ausgesprochen, der vielen Österreichern wie eine Verheißung klang und ihnen - zumindest für den Moment - die Existenzsorgen nahm: "Das oberste Ziel muss es sein, dass die heurige Wintersaison stattfindet."
Doch ohne Einschränkungen geht es nicht. Zu hoch sind die Infektionszahlen, zu voll die Intensivstationen. Seit Anfang November gilt im Alpenland deshalb die 2G-Regel. Das heißt: Nur noch Geimpfte und Genesene dürfen generell am öffentlichen Leben teilnehmen - und auch nur sie dürfen auf die Pisten. Ein negativer Test reicht ab sofort nicht mehr aus. In Skibussen und Seilbahnen gilt zusätzlich FFP2-Maskenpflicht.
Österreich hofft auf deutsche Urlauber - trotz Reisewarnung
Die Hochstufung Österreichs zum Hochrisikogebiet durch das Robert Koch-Institut in Berlin und die darauf folgende Reisewarnung durch das Auswärtige Amt haben für die Touristen unmittelbare Folgen: Ungeimpfte deutsche Reiserückkehrer müssten nach dem Aufenthalt in Österreich dann zehn Tage in Quarantäne. Nach fünf Tagen ist ein so genanntes Freitesten möglich. Geimpfte oder Genesene, also jene, die unter die geltende 2G-Regel fallen, müssen nicht in Quarantäne. Bei der Rückreise nach Deutschland müssen sie lediglich die digitale Einreiseanmeldung durchführen.
Die Auswirkungen auf den Tourismus allgemein könnten für die aktuelle Saison aber trotzdem überschaubar bleiben, da Österreichs Skigebiete sowieso nur für Geimpfte und Genesene zugänglich sind. Allerdings befürchten Fachleute, dass nun viele Familien, die mit noch ungeimpften Kindern reisen, ihren Urlaub stornieren werden. Denn die müssen nach der Rückreise, im Gegensatz zu den bereits geimpften oder genesenen Erwachsenen, in Quarantäne. Die Entscheidung in Berlin habe "unmittelbare Auswirkungen auf den Start der Wintersaison", sagte der Vizepräsident der Salzburger Hoteliervereinigung, Walter Veit, dem ORF.
Christian Gantner, Vorarlberger Landesrat für Tourismus, gab sich gegenüber der Kronen Zeitung trotz deutscher Reisewarnung zuversichtlich. Zwischen 85 und 90 Prozent der deutschen Gäste seien geimpft, nur 22 Prozent würden mit Kindern zwischen 12 und 16 Jahren anreisen - und auch hier liege die Impfquote bei 40 Prozent.
Dem Winterurlaub steht also - trotz Reisewarnung - vor allem für die meisten Geimpften wenig im Weg. Doch auch die sollten vor der Reise nach Österreich das Kleingedruckte der neuen Corona-Auflagen genau lesen und noch einmal nachrechnen, wie lange ihre Impfung schon her ist. Denn der grüne Pass, der zur Erfüllung von 2G notwendig ist, gilt nur bis neun Monate nach der zweiten Spritze. Danach muss eine dritte Dosis her. Als genesen gilt nur, wer nachweisen kann, innerhalb der vergangenen sechs Monate an COVID-19 erkrankt gewesen zu sein. Kinder bis 12 Jahre sind von der 2G-Regel befreit.
2G auch in vielen deutschen Skigebieten
In Deutschland sieht die Infektionslage nicht wesentlich besser aus als in Österreich. Eigentlich sollte die 3G-Regel flächendeckend für eine reibungslose Wintersaison sorgen. Doch die Stimmen, die eine 2G-Regelung nach österreichischem Vorbild fordern, werden lauter. Während viele Bundesländer noch zögern, haben etwa Sachsen und Bayern das Modell bereits in Teilen eingeführt.
Das betrifft auch die anstehende Öffnung vieler deutscher Skigebiete. So etwa die Zugspitze, die ab dem 19. November als erstes deutsches Skigebiet Wintersportler auf ihren Pisten empfängt. Hier gilt aufgrund der hohen Inzidenz und der hohen Auslastung der Intensivbetten in Garmisch-Partenkirchen aktuell 2G. "Auf den einen oder anderen Gast verzichten zu müssen, tut natürlich weh", sagt Verena Altenhofen, Sprecherin der Bayerischen Zugspitzenbahn, im Gespräch mit der DW. Anderseits erhöhe es die Sicherheit der Gäste. Nachdem das Wintergeschäft im vergangenen Jahr komplett ausfallen musste, sei die Vorfreude auf die kommende Saison riesig. "Unter welchen Bedingungen sie stattfinden wird, ist erstmal zweitrangig", so Altenhofen.
An der Zugspitze gilt neben der 2G-Regel eine FFP2-Maskenpflicht in der Seilbahn. Die soll zudem nur unter Zweidrittel-Auslastung fahren. In den Seilbahnstationen soll das Personal die Einhaltung der Maßnahmen kontrollieren, vor den Berghütten könnten Security-Mitarbeiter zum Einsatz kommen, so Altenhofen. Sie geht trotz der strengeren Auflagen von einem reibungslosen Betriebsablauf an der Zuspitze aus. Die Menschen hätten sich an Corona-Schutzmaßnahmen gewöhnt und akzeptierten gewisse Einschränkungen.
Auch andere beliebte deutsche Skigebiete, etwa der Feldberg im Schwarzwald, haben bereits verschärfte Corona-Maßnahmen angekündigt. Dort wird zum Saisonstart am 3. Dezember die 2G-plus-Regel gelten. Nur geimpfte und genesene Erwachsene sowie schulpflichtige und noch nicht eingeschulte Kinder dürfen dann auf die Pisten. Kinder müssen allerdings einen negativen Corona-Test vorweisen. Gleichzeitig entfallen mit der neuen Regelung Maskenpflicht und Abstandsregeln im Skigebiet. Ebenso wie in Österreich und Bayern sollen die verschärften Zugangsbedingungen bereits beim Verkauf des Skipasses kontrolliert werden.
Weniger Einschränkungen in der Schweiz, Frankreich und Italien
Während die Lifte in Österreich und Deutschland in der vergangenen Saison stillstanden, lief der Skibetrieb in der Schweiz weiter. Auch dieses Jahr gelten hier weniger strenge Auflagen für Wintersportler. Auf eine generelle 3G-Regel verzichtet das Land. Die Seilbahnbetreiber in den jeweiligen Skigebieten dürfen jedoch eigene Schutzmaßnahmen verhängen. Urlauber sollten sich deshalb unbedingt vor Reiseantritt über die Regelungen vor Ort informieren. Generell gilt in allen geschlossenen Seilbahnen und Liften sowie in den Wartezonen eine Maskenpflicht.
Auch Frankreich setzt auf eine Maskenpflicht in Gondeln, Liften sowie Anstehbereichen. Die Infektionszahlen sind aktuell wesentlich niedriger als in Deutschland oder Österreich. Eine 3G-Regelung in den Skigebieten soll deshalb erst ab einer Inzidenz von 200 eingeführt werden, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Allerdings wird der so genannte "pass sanitaire", also der Nachweis über eine Impfung, Genesung, oder einen negativen Test, andernorts verlangt, etwa in Hotels, Bars und im öffentlichen Nahverkehr.
Etwas strenger sind die Regeln in Italien. Wenn hier die Saison Ende November in den meisten Skigebieten eröffnet wird, gilt die 3G-Regel. Kabinenbahnen und geschlossene Sessellifte dürfen außerdem nur mit 80-prozentiger Auslastung fahren. Zudem gelten Sicherheitsabstände in Gondeln und Anstehbereichen sowie eine Maskenpflicht für Personen ab sechs Jahren.