"Wir müssen noch viel tun"
18. Februar 2003Deutschland und Japan haben ein traditionell gutes Verhältnis. Noch heute ist der Sympathiebonus für das Land Goethes und Daimler-Chryslers im "Land der Aufgehenden Sonne" enorm. Deutsche Technologie und Forschung sowie Exportprodukte genießen in Japan einen guten Ruf. Doch die ältere Generation, die das geistige Leben Deutschlands schätzt und zum Teil Goethe und Schiller oder Kant und Schopenhauer noch im Original lesen kann, stirbt allmählich aus.
Das Interesse lässt nach
Unter der jüngeren Generation aber spielt die Bundesrepublik keine große Rolle mehr. Dies ist um so bedenklicher, als die Studie der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Nordrhein-Westfalen (GfW) ohnehin nur Japaner befragte, die bereits in einer Beziehung zu Deutschland stehen. Beim japanischen Durchschnittsbürger dürfte das Bild also noch wesentlich blasser ausfallen. Kein Wunder, dass eine deutliche Mehrheit glaubt, dass die Bedeutung der Beziehungen zwischen Japan und der Bundesrepublik in Zukunft noch weiter abnehmen wird.
Da tröstet es nicht, dass deutsche Arbeitnehmer von Japanern immer noch wegen klischeehafter Tugenden wie Fleiß, Sorgfältigkeit und Stehvermögen geschätzt werden. Außerdem wird die Bundesrepublik als wichtigster Partner Japans in Europa weit vor Großbritannien geschätzt. Als Investitionsstandort aber sinkt Deutschland wegen zu hoher Lohnnebenkosten und Steuern in der Gunst ab. Ruprecht Vondran, Leiter des deutsch-japanischen Wirtschaftskreises in Düsseldorf: "Ein ganz wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass wir noch viel tun müssen, um das Bild Deutschlands bei den jungen Menschen in Japan etwas klarer hervortreten zu lassen. Da ist die große Informationslücke, da muss auch die deutsche Kulturpolitik ansetzen und muss versuchen, diesem Land wieder feste klare Konturen zu geben."
Modernes Image präsentieren!
In Düsseldorf haben die über 450 Unternehmen der größten japanischen Community in Deutschland rund 30.000 Arbeitsplätze geschaffen. Takahiro Shinyo, japanischer Generalkonsul in Düsseldorf, sagt, Deutschland müsse an seinen Stärken konsequent weiterarbeiten. Und das Land müsse vor allem dafür sorgen, in Japan ein modernes Image zu präsentieren, um bei der Jugend anzukommen. Beispiele dafür seien, "sehr neuartige Kulturen, die in Deutschland auf den Weg kommen. Dadurch kann man neues Interesse wecken. Das kann Musik oder Malerei oder natürlich auch Literatur sein - das sollte in Japan noch mehr gezeigt werden. Das ist sehr wichtig." Doch genau da liegt das Problem.
"Kulturpolitik ist wichtigste Säule der Außenpolitik"
In den vergangenen Jahrzehnten haben insbesondere die Goethe-Institute in Japan ausgezeichnete Kulturarbeit vorexerziert - mit einem großen Echo in der Öffentlichkeit. Das Spektrum der Veranstaltungen war äußerst breit. Themen wie "Vergangenheitsaufarbeitung in Deutschland" oder Rockkonzerte waren keine Seltenheit. Die Nachfrage nach Deutschkursen konnte kaum gedeckt werden. Doch die drastische Beschneidung des Etats der Goethe-Institute hat auch die Arbeit in Japan schwer beeinträchtigt. Die dahinterstehende Sparpolitik, so Ruprecht Vondran, begehe einen katastrophalen Fehler: "Ich bin sehr der Meinung, dass Kulturpolitik eine der wichtigsten Säulen der Außenpolitik ist. Nicht nur Wirtschaft und nicht nur Sicherheitspolitik und allgemeine Diplomatie. Kulturpolitik schafft Sympathien, und diese Sympathien helfen dann am Ende auch wieder, zum Beispiel deutschen Investoren das Geschäft ein bißchen zu erleichtern und auch den deutschen Produkten einen Markt zu geben."