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"Wir wollen die Briten schlagen"

Paula Rösler28. Mai 2015

In diesem Sommer kann sich der Deutschland-Achter, das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes, für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 qualifizieren. Der Druck steigt, das Team will zurück an die Weltspitze.

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Team Deutschland-Achter
Wollen ihren Olympia-Titel in Brasilien verteidigen (v.l.n.r.): Hannes Ocik, Richard Schmidt, Felix Drahotta, Anton Braun, Steuermann Martin Sauer, Eric Johannesen, Maximilian Reinelt, Malte Jakschik und Maximilian MunskiBild: DW/P. Rösler

Bei der Ruder-EM im polnischen Posen startet der Deutschland-Achter an diesem Wochenende in die vorolympische Saison. Hinter dem Team von Bundestrainer Ralf Holtmeyer liegen schon jetzt aufregende Monate, schließlich ging es für die zwanzig Kader-Athleten darum, einen der begehrten Stammplätze im Großboot zu ergattern. Nun steht die Rangordnung fest, und die acht Auserwählten wollen alles daran setzen, ihren Sitz zu verteidigen.

"Die Nominierung ist für alle Beteiligten, einschließlich der Trainer, eine sehr anstrengende Sache", erklärt Steuermann Martin Sauer, der auch schon 2012 in London als Kommandogeber mit seiner Mannschaft den Olympiasieg einfahren konnte. "Alle haben große Ziele und wollen unbedingt in den Achter, weil da die Besten drinsitzen und die Chance groß ist, erfolgreich zu sein." Natürlich tue es unheimlich weh, wenn man nicht nominiert werde, sagt er.

Comeback als Schlagmann

Ein Gefühl, das Hannes Ocik aus dem vergangen Jahr noch gut in Erinnerung geblieben ist. "2014 saß ich in der letzten Reihe und habe zugeschaut, wie die anderen vorgestellt wurden, da habe ich mir in den Hintern gebissen und gedacht, nächstes Jahr möchte ich wieder vorne mit dabei sein", sagte der 23-Jährige bei der Team-Präsentation am Ruderleistungszentrum in Dortmund. Jetzt kehrt Ocik nach einem Jahr Pause als Schlagmann in den Deutschland-Achter zurück.

Steuermann Sauer und Schlagmann Ocik
Steuermann Martin Sauer (l.) und Schlagmann Hannes Ocik am Ruderleistungszentrum in DortmundBild: DW/P. Rösler

Für den Polizeimeisteranwärter hat sich sein Einsatz gelohnt, auch wenn ihm die Doppelbelastung alles abfordert. "In der Ausbildungsphase gehe ich unter der Woche morgens um 7:00 Uhr aus dem Haus und bin bis 13:00 Uhr in der Schule", erzählt Ocik. "Danach trainiere ich vier Stunden am Stützpunkt und abends hole ich den verpassten Unterrichtsstoff vom Nachmittag nach." Dazu kommen etwa zehn Stunden Training am Wochenende.

Neben Ocik können sich auch Anton Braun und Maximilian Munski über eine Rückkehr in das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) freuen. Bundestrainer Holtmeyer räumt ein, dass ihm die Auswahl in diesem Jahr nicht leicht gefallen sei: "Es war schon sehr schwierig, die Leistung ist dichter geworden." Athletensprecher Richard Schmidt pflichtet bei: "Natürlich gibt es auch immer Diskussionsbedarf, wenn einer von uns sich ungerecht behandelt fühlt."

"Unser Ziel ist ganz oben"

Als Steuermann, sagt Sauer, habe er mit dafür zu sorgen, dass die Mannschaft nicht immer bloß nach Kompromissen suche: "Ab und zu muss auch mal jemand für den Gemeinschaftserfolg in den sauren Apfel beißen. Wir sind neun Mann im Boot, jeder ist ehrgeizig und nicht immer sind alle einer Meinung." Natürlich müsse es dann auch manchmal richtig krachen, um wieder zueinanderzufinden. "Das hört sich komisch an, funktioniert aber eigentlich ganz gut", meint Sauer.

Nachdem die Boote zusammengestellt worden seien, sagt Ocik, entwickelten sich die Mannschaften von Regatta zu Regatta weiter. In diesem Sommer gelte es, die Grundlagen für Olympia 2016 in Rio de Janeiro zu schaffen. Mit einer Top-Five-Platzierung bei der Weltmeisterschaft im französischen Aiguebelette im September könnte sich der Deutschland-Achter vorab qualifizieren. Der eigene Anspruch sei aber höher, gibt Bundestrainer Holtmeyer zu verstehen: "Unser Ziel ist ganz oben."

Vergleich in Polen

Dies merkt man auch seinem Team deutlich an: "Wir wollen endlich wieder die Briten schlagen und die WM-Schmach beseitigen", grämt sich Ocik. Sein Mannschaftskamerad Schmidt zeigt sich ebenfalls genervt von der britischen Dominanz der vergangenen beiden Jahre, als die Kontrahenten von der Insel bei den Weltmeisterschaften immer die Nase vorn hatten: "Wir wollen versuchen, das britische Boot auszukontern, ich glaube, wir haben ganz gute Chancen."

Bundestrainer Ralf Holtmeyer begleitet seine Schützlinge aufs Wasser
Bundestrainer Ralf Holtmeyer begleitet seine Schützlinge aufs WasserBild: DW/P. Rösler

Auf dem Maltasee in Posen kommt es bei der Europameisterschaft nun zu einem ersten Vergleich zwischen beiden Nationen in diesem Jahr. "Wir haben keine Ahnung, ob wir ganz vorne landen werden, im Mittelfeld oder vielleicht auch ganz hinten", die Nervosität im Team sei groß, sagt Steuermann Sauer.